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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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mir klar, daß ich einen Neuanfang brauche. Das Leben ist zu kostbar, um auch nur einen einzigen Tag zu vergeuden.
    An diesem Abend hatten Bill und ich ein sehr ernstes und offenes Gespräch über den Verlust seiner Tochter, und ehe es mir klar wurde, erzählte ich ihm von meiner Kindheit. Ich erzählte ihm, wie es ist, ein Waisenkind zu sein, zwischen Heimen hin und her geschubst zu werden, nirgends dazuzugehören.
    Dabei kamen wir auf eine sehr erfolgreiche Sendung zu sprechen, die es bereits in mehreren Großstädten im Lokalfernsehen gibt. Darin werden Kinder vorgestellt, die Adoptiveltern brauchen. Er zeigte sich interessiert, eine solche Sendung auch bei WWSA zu starten. Und da erkannte ich die Chance für meinen Neuanfang.
    Ich wollte dich nicht ausschließen, Dean. Unzählige Male wollte ich dir von der Idee erzählen, aber ich wußte, du würdest nicht objektiv sein können. Genausowenig wie du
meine Gründe – meinen tiefen Wunsch –, dies zu tun, verstehen könntest.«
    Sie lachte leise. »Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich es überhaupt selber verstehe. Aber ich kann es intensiv fühlen. Ich habe damit gerungen, habe versucht, diese Sehnsucht loszuwerden, aber sie ließ mich einfach nicht mehr los. Je mehr ich darüber nachdachte, was eine solche Sendung an Gutem bewirken kann, desto begeisterter war ich.
    Ich mußte an all die Begebenheiten denken, als ich wegen meines Alters, Geschlechts oder meiner angegriffenen Gesundheit nicht adoptiert worden bin. Manchmal schien selbst mein rotes Haar ein Grund zu sein.
    Es gibt so viele Kinder mit besonderen Problemen, die keine liebevollen Eltern haben. Sie fingen an, mich zu verfolgen, Dean. Ich fand keinen Schlaf mehr. Weil ich sie hören konnte, wie sie in der Dunkelheit weinen, einsam, ängstlich und ungeliebt.« Sie lächelte traurig. »Ich muß diesen Kindern helfen. So einfach ist das.«
    Â»Ich bewundere deine Nächstenliebe, Cat. Wenn du ein Kind adoptieren willst oder auch mehrere – von mir aus herzlich gern.«
    Sie lachte. »O ja, das kann ich mir vorstellen. Dean, bitte bleib ernst, ja? Du bist ein brillanter Arzt, aber für Kinder fehlt dir die notwendige Flexibilität.«
    Â»Aber wenn es bedeutet, dich zu behalten oder zu verlieren  –«
    Â»Darum geht es nicht. Glaub mir, wenn ich wüßte, daß mir – Patientin einer Herztransplantation – eine Adoption möglich wäre, hätte ich es längst getan. Bei Cats Kids geht es darum, andere Menschen zur Adoption eines Kindes zu bewegen.«
    Â»Cats Kids? «
    Â»Nancy Websters Idee. Wie findest du’s?«
    Â»Ist echt... einprägsam.«

    Sie wünschte sich, er würde ihre Begeisterung teilen, aber für ihn war die ganze Sache grotesk.
    Â»Cat, willst du dich wirklich auf diese Weise... degradieren? Deine Karriere aufgeben und nach Texas ziehen?«
    Â»Es wird anders sein«, sagte sie lächelnd.
    Â»Kannst du nicht einfach der Sendung deinen Namen leihen, so als eine Art Schirmherrin, ohne persönlich etwas damit zu schaffen zu haben?«
    Â»Du meinst als Galionsfigur?«
    Â»So was in der Art.«
    Â»Das wäre doch Betrug. Wenn mein Name dranhängt, ist es mein Baby. Das ist ein Projekt, bei dem ich die Zügel fest in der Hand halte. Außerdem ist es auch keine Degradierung. Für mich ist das kein Schritt zurück, sondern mehrere nach vorn. Ich erwarte eine überwältigende Belohnung dafür.«
    Aufgeregt schlug sie die Decke zurück und erhob sich aus ihrem Sessel. »Das ist es, was du nicht verstehst.« Sie wandte sich zu ihm um, eine Hand auf der Brust. »Ich tue dies, weil ich sonst nicht mehr mit mir selbst leben könnte.«
    Â»Du hast recht«, sagte er und erhob sich ebenfalls. »Ich kapier’s nicht. Du hattest eine harte Kindheit. Aber wer, zum Teufel, hat die nicht gehabt? Wach auf aus deinen Träumereien, Cat! Im wahren Leben wächst jeder von uns mit dem Gefühl auf, nicht geliebt zu werden.«
    Â»Ja, ganz besonders, wenn deine Eltern lieber in den Tod gehen, als mit dir zusammenzuleben.«
    Es verschlug ihm die Sprache. Verdutzt sah er Cat an. »Selbstmord? Aber du hast mir doch erzählt, deine Eltern seien bei einem Unfall ums Leben gekommen...«
    Â»Nun, das sind sie aber nicht.« Sie bereute bereits, daß ihr die häßliche Wahrheit über den Tod ihrer Eltern

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