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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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altmodisches Modell mit rundem weißen Ziffernblatt und arabischen Ziffern. Das rhythmische Ticken des roten Sekundenzeigers erinnerte an einen Herzschlag.
    Der Einband des Notizbuches war aus sehr gutem Lederimitat, mit echt wirkender Musterung. Schwer und stabil, fühlte es sich gut in der Hand an, die es nun liebevoll streichelte, als wäre es ein geliebtes Haustier.
    In gewisser Weise war es das auch. Ein guter Freund, dem man Geheimnisse anvertrauen konnte. Etwas zum Streicheln, zum Spielen in Momenten der Muße oder Zeiten, in denen Trost und Gesellschaft gebraucht wurde. Und uneingeschränkte Zustimmung.
    Die Seiten des Buches waren mit Zeitungsausschnitten gefüllt, die über das Leben des jungen Jerry Ward, seinen tapferen Kampf gegen sein Herzleiden, seine Transplantation und schließlich über seinen tragischen Tod durch Ertrinken berichteten. Welch eine Tragödie, nach allem, was er durchgemacht hatte.

    Und dann war da die Großmutter aus Florida. Im Kreise ihrer Familie und Freunde, die allesamt niedergeschmettert waren wegen ihres unerwarteten Todes, war sie beigesetzt worden. Niemand auf Erden hatte dieser Frau etwas Schlechtes gewünscht. Alle hatten sie geliebt. Ihr Kardiologe hatte ihr nach ihrer Transplantation eine gute Prognose gestellt. Sie hätte gewiß noch viele Jahre vor sich gehabt, wäre sie nicht beim Blumengießen von der Trittleiter gefallen und durchs Fenster gestürzt. Und das ausgerechnet am zweiten Jahrestag ihrer Transplantation.
    Die nächste Seite trug das Datum vom 10. Oktober 1993. Das war vor drei Monaten gewesen. Ein anderer Bundesstaat. Eine andere Stadt. Ein weiterer Empfänger eines Spenderherzens. Ein weiterer entsetzlicher Unglücksfall.
    Schrecklich, was die Kettensäge angerichtet hatte. Eine schlechte Idee. Aber er hatte ja schon immer so gern gebastelt und gewerkelt, also...
    Die Mission hatte nur einen entscheidenden Nachteil — es gab keine Möglichkeit, zu wissen, wann sie vollendet sein würde. Möglicherweise war sie das bereits, etwa mit Jerry Wards Tod oder mit einem der anderen beiden. Doch die Mission mußte fortgesetzt werden, bis alle in Frage kommenden Empfänger ausgeschaltet waren. Erst dann bestand die Gewähr, daß das Herz und die Seele des geliebten Menschen wieder vereint waren.
    Das Buch wurde andächtig geschlossen. Die Rückseite wurde liebevoll gestreichelt, ehe es wieder in die Schublade gelegt und vor fremden Blicken weggeschlossen wurde. Nicht, daß es solche gegeben hätte. Niemand wurde jemals hierher eingeladen.
    Vor dem Verschließen wurde der Schublade noch ein Manilaordner entnommen, die Metallklammer aufgebogen und der Inhalt auf dem Schreibtisch ausgebreitet. Alles, jeder Artikel, jedes Foto und jeder Ausschnitt, war sorgfältig beschriftet.
Jedes Detail an Information war angestrichen und analysiert.
    Bekannt waren ihre Größe, Gewicht, Konfektionsgröße, Vorlieben und Abneigungen, Lieblingsparfüm, Glaubensrichtung, Nummer des Führerscheins, Sozialversicherungsnummer, politische Orientierung, Ringgröße, bis hin zur Telefonnummer des Personaldienstes, der mit der Reinigung und Wartung ihres Hauses in Malibu beauftragt war.
    Er hatte Monate gebraucht, um all diese Informationen zusammenzutragen, aber es war erstaunlich, wieviel man über einen Menschen in Erfahrung bringen konnte, wenn man sich richtig dahinterklemmte. Vieles stammte selbstverständlich aus den Medien; immerhin war sie ein Star. Wenngleich so manche Information durchaus fragwürdig war. Die Boulevardpresse nahm es manchmal mit der Wahrheit über Prominente nicht allzu genau, also mußten etliche vermeintliche »Fakten« erst nachgeprüft werden.
    Bemerkenswert, ihre kürzliche Veränderung. Ließ sie doch ihr fabelhaftes Leben in Hollywood zurück und ging nach San Antonio in Texas, um dort sozial engagiertes Fernsehen zu machen.
    Es würde höchst interessant werden, Cat Delaneys Bekanntschaft zu machen.
    Und es war eine echte Herausforderung, sie umzubringen.

Kapitel 13
    Mai 1994
    Â 
    Â»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie störe. Aber ich habe da drüben am Tisch gesessen und Sie gesehen, und da hab ich mir gedacht: Mensch, den kennst du doch von irgendwoher!
Und plötzlich fiel’s mir wie Schuppen von den Augen. Sie sind doch Alex Pearson, nicht wahr?«
    Â»Nein.«
    Â»Sicher?«
    Â»Absolut.«
    Â»Verflucht noch mal. Ich

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