Scharade
verstanden hat, aber es spielt ohnehin keine Rolle.« Ihr Blick schweifte erneut über die Unordnung, ehe sie ihn wieder anblickte. »Es tut mir schrecklich leid, aber ich glaube kaum, daà Sie in Betracht kommen.«
Er schlürfte seinen Kaffee. »Wofür?«
Entweder war er begriffsstutzig oder extrem gerissen. Sie konnte nicht sagen, ob er sie ärgerte oder ob er tatsächlich keine Ahnung hatte, weshalb sie hier war.
Gut möglich, daà Mrs. Walters die Bewerbung eigenhändig eingereicht und den Termin ohne Wissen ihres Mannes vereinbart hatte, um ihn auf diese Weise dazu zu bringen, einer Adoption zuzustimmen. So was kam durchaus vor. Einer der beiden Partner, für gewöhnlich die Frau, hatte den Wunsch nach einem Kind, der Mann hingegen nicht. Mitunter war er sogar strikt dagegen.
Genau das konnte auch hier der Fall sein.
So oder so â Cat wollte auf keinen Fall ins Kreuzfeuer eines ehelichen Disputs geraten. »Haben Sie und Mrs. Walters auch alle Aspekte besprochen?«
Er goà sich eine zweite Tasse Kaffee ein und fragte über die Schulter: »Alle Aspekte wovon? «
»Ein Kind zu adoptieren«, antwortete sie ungehalten.
Er warf ihr einen harten, stechenden Blick zu, senkte den Kopf, schloà die Augen und kniff sich in die Nasenwurzel. »Ich muà doch länger aufgeblieben sein, als ich gedacht habe«, murmelte er, schaute wieder auf und sah zu ihr. »Sie sind hier, um über die Adoption eines Kindes zu sprechen...«
»Ja gewiÃ. Was dachten Sie denn?«
»Was weià denn ich?« entgegnete er nicht minder gereizt. »Hätte ja sein können, daà Sie Kosmetik verkaufen.«
»Nein, das tue ich nicht.«
»Also, was â« Er brach mitten im Satz ab, als ihm urplötzlich etwas einfiel. Scheppernd stellte er die Tasse ab. »Oh, ScheiÃe! Welcher Tag ist heute?«
»Montag.«
Er schaute auf den Kalender neben dem Kühlschrank und schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. »Verdammt.« Er drehte sich wieder um, raufte sich die Haare.
»Ich habe ganz verschwitzt, Sie â oder Ms. Parks â am Freitag anzurufen und den Termin abzublasen. Ist mein Fehler gewesen. Hab nicht auf den Kalender geguckt, obwohl sieâs mir gesagt hat. Na, die wird vielleicht sauer sein«, sagte er fast zu sich selbst. »Hören Sie, es tut mir wirklich sehr leid. Ich hätte Ihnen die lange Fahrt ersparen können. Da wird wohl ein neuer Termin gemacht werden müssen.«
»Ich glaube kaum, daà das nötig sein wird«, widersprach sie ihm barsch. »Richten Sie bitte Ihrer Frau aus â«
»Meiner Frau?«
»Sie meinen, Sie sind gar nicht verheiratet?«
»Nein, sind wir nicht.«
»Aber sie ist doch Mrs. Walters, oder?«
»Aber klar doch.« Auf seinen Lippen deutete sich ein Schmunzeln an. »Irene Walters ist mit Charlie Walters verheiratet. Das werden die beiden bestimmt lustig finden, daà Sie mich für ihn gehalten haben.«
Als Antwort auf ihren verdutzten Blick schüttelte er den Kopf und fügte hinzu: »Ich hüte das Haus für die beiden. Sie muÃten vergangene Woche kurzfristig nach Georgia, als jemand aus Charlies Verwandtschaft krank geworden ist. Ich brauche ein ruhiges Plätzchen, weil meine Wohnung gerade renoviert wird. War also eine günstige Gelegenheit.«
»Sie haben Ihnen das Haus überlassen?« Sie schaute absichtlich zum Geschirrberg.
Er folgte ihrem Blick und tat so, als würde ihm die Unordnung erst jetzt auffallen. »Schätze, ich sollte besser mal gründlich Hausputz machen, ehe sie zurückkommen. Bis vorgestern â ich glaube, es war vorgestern â, kam immer eine Frau zum Saubermachen, aber ich habe sie rausgeekelt. Hat ständig um mich rumgeputzt und Staub gesaugt, während ich versucht habe zu schreiben. Das hat mich wahnsinnig gemacht. Hab sie mächtig angeblafft. Na ja, sie ist jedenfalls weg. Irene wird sie wieder besänftigen müssen. Deswegen wird sie bestimmt sauer auf mich sein.«
»Sie schreiben?«
Er drehte sich wieder zu Cat um. »Wie bitte?«
»Sie sagten, Sie hätten versucht zu schreiben.«
Er ging an ihr vorbei zu einer Regalwand im Wohnzimmer. Er nahm eines der Bücher dort und warf es ihr zu. »Alex Pierce.«
Sie las den Titel auf dem Umschlag, drehte das Buch um und besah sich das Foto auf der Rückseite. Seine Augen
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