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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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aber sie konnte von hier aus nicht erkennen, welche Art Räume dies waren.
    Irgendwo in der Nähe kläffte ein Hund; ein großer, dem tiefen Klang seines Bellens nach zu urteilen. Glücklicherweise hörte es sich eher neugierig als bedrohlich an.
    Sie klingelte erneut und schaute über die Schulter in die Richtung, aus der sie gekommen war. Das Grundstück der Ranch war von einem weißen Lattenzaun umgeben, der es in mehrere Parzellen unterteilte, auf denen Pferde und Vieh grasten.
    Das Haus war ein schlichtes einstöckiges Kalksteingebäude mit einer breiten Veranda, an deren Überdachung Glyzinien rankten. In Tontöpfen blühten scharlachrote Geranien. Alles machte einen überaus gepflegten Eindruck, genau wie der Golden Retriever, der um die Hausecke und die steinernen Stufen heraufgelaufen kam.
    Â»Hallo, mein Hündchen.« Sie hielt die Hand hin, und der Hund schnupperte daran, dann leckte er freundlich. »Bist du ganz allein zu Hause? Ich dachte, ich – oder Sherry – würde schon erwartet.«
    Sie klingelte ein zweites Mal. Mr. und Mrs. Walters mußten sich irgendwo im Haus aufhalten, so nahm Cat an. Höchst unwahrscheinlich, daß die beiden weggefahren waren und die Tür offengelassen hatten.
    Sie schirmte die Augen mit den Händen ab, spähte durch das Fliegengitter und rief: »Hallo? Ist jemand da?«
    Im hinteren Teil des Hauses öffnete sich knarrend eine Tür, und ein Mann erschien in dem Flur. Cat ließ die Hände
sinken und trat zurück; es war ihr peinlich, beim Spähen ertappt worden zu sein.
    Der Mann war groß und barfuß. Um sein Kinn lag der Schatten eines Zweitagebarts. Während er zur Haustür kam, knöpfte er ohne Hast seine Jeans zu, gab aber schon nach zwei Knöpfen auf. Er versuchte, sein zerzaustes Haar zu glätten, gähnte breit und kratzte sich dann an der nackten Brust.
    Â»Kann ich etwas für Sie tun?« fragte er grummelig durch das Fliegengitter.
    Cat war verwirrt. Hatte Melia Uhrzeit oder Datum falsch notiert? Oder hatte Sherry sich in der Adresse geirrt?
    Mr. Walters erwartete offensichtlich keinen Besuch. Er kam geradewegs aus dem Bett. War Mrs. Walters mit ihm im Bett gewesen? Und wenn ja – wobei hatte sie die beiden gerade gestört? Beim Schlafen, hoffte Cat inständig.
    Â»Ich... äh... ich bin Cat Delaney.«
    Er starrte sie lange an, dann öffnete er abrupt die Fliegengittertür und sah Cat noch eindringlicher aus zusammengekniffenen, mißtrauischen Augen an. »Ja und?«
    Normalerweise genügte die Erwähnung ihres Namens. Wenn Verkäuferinnen begriffen, wer ihnen gerade ihre Kreditkarte zum Bezahlen gegeben hatte, verschlug es ihnen entweder die Sprache, oder sie plapperten dummes Zeug. Oberkellner kamen ins Stottern, während sie sie zum reservierten Tisch führten. Wenn sie in der Öffentlichkeit erkannt wurde, verrenkten sich die Leute für gewöhnlich den Hals nach ihr.
    Mr. Walters hatte nicht mal mit der Wimper gezuckt. Offensichtlich sagte ihm ihr Name nichts.
    Â»Ich komme in Vertretung für Ms. Parks. Sie ist leider verhindert heute vormittag, und deshalb bin ich —«
    Â»Schwachkopf!« rief er und schlug sich klatschend auf den Oberschenkel.

    Cat zuckte zusammen, doch dann erkannte sie, daß er nicht sie gemeint hatte, sondern den Hund, der noch immer ihre Hand abschleckte.
    Â»Platz, Gauner!« befahl er barsch.
    Der Hund verdrückte sich gehorsam und legte sich hin, die Schnauze auf den Vorderpfoten, den traurigen Blick fest auf Cat gerichtet.
    Sie wandte sich wieder zu dem Mann um. Er hielt die Fliegengittertür mit seinen ausgestreckten muskulösen Armen auf. Cat sah, wie eine einzelne Schweißperle aus seiner Achselhöhle über die Rippen zu seiner Taille rann.
    Sie schluckte. »Ich fürchte, da liegt ein Irrtum vor.«
    Â»Ich brauche jetzt ’nen Kaffee. Kommen Sie rein.«
    Er machte kehrt und verschwand im Haus. Cat fing die Fliegengittertür auf, ehe sie ins Schloß krachte, zögerte aber einen Moment und überlegte, ob es klug war, ihm zu folgen. Er schien nicht gerade in der Stimmung, Gäste zu bewirten. Seine Frau hatte sich noch gar nicht blicken lassen.
    Andererseits ging es ihr gegen den Strich, einfach unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Mehr als eine Stunde ihrer Zeit hatte sie in die Fahrt hierher investiert. Wenn sie sich jetzt wieder auf den Heimweg

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