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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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jedoch waren dieselben – blau und eindringlich unter buschigen Brauen, von denen eine durch eine senkrechte Narbe geteilt wurde. Attraktive Falten um die Augen. Ebenmäßige Nase. Ernster, aber sinnlicher Mund. Hart und hübsch.
    Sie hielt den Blick aufs Buch gesenkt, weil es ihr leichter fiel, in die Augen auf dem Foto zu schauen, als in die richtigen. Ihr war unerklärlich heiß, und sie hatte einen Kloß im Hals. »Ich habe schon von Ihnen gehört. Aber ich hätte Sie nicht wiedererkannt.«
    Â»Hab mich zurechtgemacht für das Foto. Mein Agent Arnie hat drauf bestanden.«
    Â»Wie viele Bücher haben Sie denn schon veröffentlicht, Mr. Pierce?«

    Â»Zwei. Das dritte erscheint Anfang nächsten Jahres.«
    Â»Krimis, nicht wahr? So was in der Art?«
    Â»So was in der Art.«
    Â»Tut mir leid, aber ich habe noch keines davon gelesen.«
    Â»Würde Ihnen sowieso nicht zusagen.«
    Sie schaute abrupt auf. »Wieso nicht?«
    Â»Sie sehen nicht so aus.« Er zuckte mit den Achseln. »In meinen Stories geht es hart zur Sache. Sex und Gewalt. Mord und Totschlag. Nicht gerade nett.«
    Â»Und warum glauben Sie, daß mir so etwas nicht zusagt?«
    Er musterte sie erneut mit dreistem Blick von Kopf bis Fuß, dann streckte er die Hand aus und berührte eine Strähne ihres Haars. »Weil die Rothaarigen bei mir leicht zu haben sind.«
    Ihr Magen verkrampfte sich; was sie fuchsteufelswild machte, weil sie vermutete, daß er es mit seiner Bemerkung genau darauf angelegt hatte. Sie stieß seine Hand weg.
    Â»Und leicht aufbrausend«, fügte er mit arrogantem Grinsen hinzu.
    Sie gab ihm das Buch zurück. »Sie haben recht. Mir würde diese Art zu schreiben ganz gewiß nicht zusagen.« Sie schaffte es nur deshalb, ihre Wut so sehr zu zügeln, weil sie diesem Klischee nicht entsprechen wollte. »Wann erwarten Sie Mr. und Mrs. Walters zurück?«
    Er legte das Buch auf einen Beistelltisch und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. »Sie wollten anrufen, ehe sie losfahren. Solange ich nichts von ihnen gehört habe, kann man es also nicht sagen.«
    Â»Richten Sie den beiden bitte aus, sie möchten sich bei Ms. Parks melden, sobald sie zurück sind. Sie wird dann einen neuen Termin vereinbaren.«
    Â»Irene und Charlie sind klasse. Sie würden prächtige Eltern sein.«
    Â»Das wird ein Richter entscheiden.«

    Â»Aber Ihre Meinung ist dabei nicht ganz unwichtig, oder? Ich wette, daß Ms. Parks und auch andere von den Behörden auf Sie hören und Wert auf Ihre Beurteilung legen.«
    Â»Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Pierce?«
    Â»Worauf ich hinaus will«, sagte er kurz und knapp. »Verbauen Sie es Irene und Charlie nicht wegen ein bißchen schmutzigem Geschirr. Beurteilen Sie die beiden nicht nach dem Eindruck, den Sie von mir haben.«
    Â»Hören Sie, ich bin wirklich nicht hierhergekommen, um Urteile über andere Menschen zu fällen.«
    Â»Von wegen. Sie haben doch selber vorhin gesagt, daß sie nicht in Betracht kämen.«
    Â»Damit habe ich Sie gemeint.«
    Â»Na bitte. Sie sind ganz schön eingebildet und lieben es, über andere den Stab zu brechen. Warum sonst wohl sollte ein Fernsehstar wie Sie sich mit San Antonio abgeben?«
    Cat kochte innerlich, fürchtete aber, in einem Krieg der Worte die Unterlegene zu sein. »Leben Sie wohl, Mr. Pierce.«
    Er folgte ihr zur Tür. Cat spürte seinen bohrenden Blick im Rücken.
    Â»Mach’s gut, Gauner.«
    Der Hund erhob sich winselnd; wahrscheinlich war er unglücklich, weil Herrchen und Frauchen ihn in der Obhut dieses Unholds zurückgelassen hatten.
    Alex Pierce war aufreibender als Sandpapier. Er war ihr auf die Nerven gegangen, hatte sie beleidigt. Aber noch wütender war sie auf sich selbst. Wieso hatte sie ihm alles durchgehen lassen? Warum hatte sie ihren Fauxpas nicht mit einem Lachen abgetan, anstatt verlegen zu sein? Sonst war doch Humor in peinlichen Situationen stets ihr bewährtes Mittel.
    Doch diesmal hatte ihre Schlagfertigkeit sie im Stich gelassen. Wie ein nervöses Schulmädchen hatte sie gestottert, war
rot geworden und stand nun da mit den Scherben ihres Stolzes und einer tiefen Abneigung gegenüber einem Verfasser schmieriger Krimis, der hauste wie ein Schwein und abgestandenen schwarzen Kaffee in sich hineinschüttete, als wäre es Leitungswasser.
    Doppelt ärgerlich

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