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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Röhrchen eingesteckt habe, was aber nicht der Fall gewesen ist. Irgendwer ist an meinem Schreibtisch gewesen. Irgendwer hat meine Medikamente geklaut. Wer ist heute vormittag in meinem Büro gewesen?«
    Â»Nur ich und Mr. Webster«, antwortete Melia. »Er hat ein Video gebracht, das Sie sich ansehen wollten.« Sie zeigte auf die Kassette auf ihrem Schreibtisch. »Zumindest habe ich außer ihm niemanden gesehen.«
    Â»Warst du die ganze Zeit an deinem Platz, oder bist du mal länger weg gewesen?« fragte Jeff.
    Melia behagte diese Frage ganz und gar nicht. Ihre ausweichende Antwort belegte das. »Was soll ich denn machen – mich einpinkeln? Natürlich bin ich ein paarmal auf die Toilette gegangen, und ich war in der Mittagspause weg. Seit wann ist das ein Verbrechen?«
    Cat haßte den Verdacht, Melia könne ihr einen üblen Streich gespielt haben. Sie hatte es ihr geradewegs ins Gesicht sagen wollen, doch was hätte das gebracht? Wenn Melia schuldig war, würde sie es abstreiten. Wenn sie unschuldig war, würde die Anschuldigung nur einen noch größeren Keil zwischen sie treiben.
    Noch schwerwiegender aber war, daß die Medikamente in den falschen Händen Unheil anrichten konnten.
    Â»Melia, bitte verbinden Sie mich mit Dr. Sullivan.« Die Praxis des örtlichen Kardiologen, den Dean ihr empfohlen hatte, lag ganz in der Nähe. »Treiben Sie ihn notfalls auf. Sagen Sie ihm, daß ich meine Medikamente brauche, und dann lassen Sie sie, so schnell es geht, aus der Apotheke kommen.«
    Wortlos wandte sich Melia um und stapfte aus dem Büro.
    Â»Ich könnte zu dir nach Hause fahren und deine Tabletten holen«, bot Jeff an.
    Â»Lieb von dir, danke. Aber ich kann das auch selber.«

    Â»Du bist viel zu aufgeregt, um dich hinters Steuer zu setzen.«
    Sie gab es nur ungern zu, aber er hatte recht. Es waren gar nicht die entwendeten Medikamente, worüber sie sich so aufregte. Sie würde in Kürze Ersatz für ihre Tabletten haben, und sie hatte in ihrem Schreibtisch nun wahrlich nicht den letzten Vorrat auf Erden aufbewahrt. Was ihr so zu schaffen machte, war der Umstand, daß jemand etwas gestohlen hatte, das noch kostbarer war als Schmuck, Pelz oder Geld. Diese Medikamente waren buchstäblich lebenswichtig für sie.
    Â»Ich weiß dein Angebot zu schätzen, glaub mir, Jeff«, sagte sie mit größerer Ruhe, als sie tatsächlich empfand. »Aber Dr. Sullivan wird sich schon drum kümmern, daß ich meine Tabletten bald habe.«
    Â»Wo willst du hin?« Jeff hatte Mühe, ihr zu folgen, als sie aus dem Büro stürmte.
    Â»Ich habe Dr. Sullivan gleich dran«, sagte Melia, als Cat an ihrem Platz vorbeikam. »Er hat gerade eine Patientin, aber seine Sprechstundenhilfe meinte, sie werde ihn kurz unterbrechen.«
    Â»Danke.«
    Sie wandte sich an Jeff, der immer noch hinter ihr war. »Wenn irgend so ein Vollidiot denkt, daß das witzig ist, dann will ich das gleich mal graderücken. Auf der Stelle.«
    Die Nachrichtenredaktion war ein wahres Paradies für Spaßvögel und Witzbolde. Ständig ging es darum, wer den derbsten Spaß machte. Dabei wurden die Grenzen des guten Geschmacks regelmäßig und vorsätzlich überschritten.
    Cat trat an den Schreibtisch des Chefredakteurs, einem mürrischen Kettenraucher mit Husten, der es haßte, daß in sämtlichen Redaktionsräumen das Rauchen untersagt war. Er trug seine miese Laune auf dem Gesicht und kam mit niemandem aus. Doch sein untrüglicher Riecher für Nachrichten
und Meldungen trug ihm allgemeine Bewunderung ein. Selbst die egoistischsten Reporter tanzten willig nach seiner Pfeife.
    Â»Hallo, Leute«, dröhnte Cats Stimme aus der Lautsprecheranlage der Redaktion. »Hört mal, ich möchte nur dem kranken Typen, der gedacht hat, es wäre witzig, mir meine Medikamente zu klauen, sagen, daß ich darüber überhaupt nicht lachen kann.«
    Â»Was, zum Teufel, soll das?« Der Chefredakteur schäumte.
    Unbeirrt fuhr Cat fort. »Ich erwarte gar nicht, daß sich derjenige jetzt meldet und sich entschuldigt. Mach es nur einfach nicht noch einmal, okay?«
    Â»Gehen Sie von der Sprechanlage weg!«« herrschte sie der Chefredakteur an. Das hatte noch niemand gewagt! »Was erlauben Sie sich?«
    Â»Jemand hat meine Medikamente geklaut.«
    Mehrere Redakteure kamen näher und sahen Cat neugierig

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