Scharade
war gemein und hinterhältig.«
»Selber schuld«, maulte Melia. »Sie putzen mich doch dauernd runter vor diesem kleinen Schwuli und tun so, als wäre ich doof. Aber das bin ich nicht!«
Cat erhob sich. »Das habe ich auch nie angenommen, Melia. Ich halte dich sogar für auÃerordentlich gerissen. Aber nicht gerissen und schlau genug, um dich nicht erwischen zu lassen.«
Sie straffte ihre Schultern. »Bitte, räume sofort deinen Schreibtisch.«
»Sie wollen mich feuern?«
»Ich werde dafür sorgen, daà du bekommst, was an Lohn aussteht, plus den üblichen Ausgleich, was meiner Meinung nach unter den gegebenen Umständen mehr als fair ist.«
Melia kniff drohend die Augen zusammen, was Cat jedoch nicht beeindruckte. SchlieÃlich machte Melia auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um: »Das wird Ihnen noch leid tun.« Gegen Mittag hatte sie ihren Schreibtisch geräumt und das Gebäude verlassen.
Cat erkundigte sich beim Leiter der Nachrichtenredaktion, ob der eine Sekretärin abstellen könnte, bis sie Ersatz für Melia gefunden habe. Sie war erleichtert, Melia endlich los zu sein, doch die ganze Episode, angefangen vom gestrigen OâConnor-Vorfall, hatte sie arg mitgenommen. Und so war sie kaum in der Stimmung für den Besucher, der bereits auf sie wartete, als sie abends nach Hause kam.
»Was machen Sie denn hier?« fragte sie durchs Seitenfenster ihres Autos. »Und woher wissen Sie, wo ich wohne?«
Er saà auf seinem am Bordstein geparkten Motorrad. »Ein einfaches âºHallo, wie gehtâs?â¹ würde es auch tun.«
Cat bog in ihre Auffahrt ein. Als sie ausstieg, kam er zu ihr und wollte ihr den schweren Aktenkoffer abnehmen. »Das schaffe ich schon allein, danke«, sagte sie barsch.
Sie stieg die Stufen zu ihrem Haus hinauf und nahm die Post, hauptsächlich Werbesendungen, aus dem Kasten. »Wieso kriege ich all diesen Mist? Dutzende armer Bäume müssen sterben, damit das hier beim Altpapier landet.«
Ihre miese Laune schien ihn zu amüsieren. »Harter Tag im Büro?«
»Ãbler gehtâs kaum.«
»Ja, kann ich mir vorstellen. Hab Ihren Namen in der Zeitung gelesen.«
»Nicht gerade die beste Presse, die ich je hatte.«
»Blöde Geschichte, das mit dem Mädchen.«
»Ziemlich.«
Sie muÃte mit Post, Handtasche, Aktenkoffer und Schlüssel jonglieren, um die Haustür zu öffnen. Hilfe wäre ihr sehr willkommen gewesen, doch sie wollte ihn nicht darum bitten. Sie warf die Post auf den Tisch im Foyer, stellte Aktenkoffer und Handtasche ab, dann wandte sie sich zu ihm um und versperrte ihm den Weg.
Er schaute über ihre Schulter in die Wohnung. »Schön haben Sieâs hier.«
»Netter Versuch. Nur vergeblich.«
»Netter Konter. Nur unnötig.« Er beugte sich vor und fügte im Flüsterton hinzu: »Dieses Spielchen können wir beide. Und ich bin gut im Spielespielen.«
»Da halte ich jede Wette!« Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Was wollen Sie, Mr. Pierce?«
»Warum sagen Sie nicht Alex, jetzt, wo Sie meine Bücher gelesen haben.«
»Woher wissen Sie â? Mitten im Satz brach Cat ab, als sie begriff, daà sie geradewegs in seine Falle getappt war. »Okay, überführt. Ich habe sie gelesen.«
»Gleich beide?«
»Ich war neugierig, okay? Aber mich würde mal interessieren, wie Sie meine Adresse rausgefunden haben und wozu all die Mühe?«
»Hunger?«
»Bitte?«
»Haben Sie Lust, irgendwo einen Hamburger zu verputzen?«
»Mit Ihnen?«
Er hob die Hände. »Hab mir die Pfoten gewaschen. Sogar die Fingernägel saubergemacht.«
Trotz ihres Entschlusses, seinem dreisten Charme zu widerstehen, senkte sie den Kopf und lachte. Er lehnte sich lässig mit der Schulter an den Türrahmen. »Wir haben uns gestern irgendwie auf dem falschen Fuà erwischt, was?«
»Nicht irgendwie, sondern ganz bestimmt.«
»Ich bin so frühmorgens nie gut drauf. Und nach einer Marathonnacht schon gar nicht.«
»Geschrieben?« Die Frage rutschte ihr raus, ehe sie es sich versah. Im Grunde war sie nicht sicher, ob sie wirklich wissen wollte, welche Art von Marathon er letzte Nacht absolviert hatte.
Er muÃte ihre Gedanken gelesen haben, denn er sagte schmunzelnd: »Eigentlich eher Recherchen. Was nicht
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