Scharade
annähernd soviel Spaà macht wie das Schreiben.«
»Wie kommtâs?«
»Weil es Realität ist und keine Fiktion.«
»Und Sie ziehen die Phantasie der Wirklichkeit vor?«
»So wie ich die Wirklichkeit erlebt habe â ja, denke schon.« Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Jedenfalls bin ich vor der ersten Tasse Kaffee nicht zurechnungsfähig. Es war noch so früh â«
»Es war elf Uhr.«
»Und Sie hatten âne Klette im Arsch.«
Sie wollte sich das verbitten, besann sich aber eines Besseren. »Ich war ziemlich mürrisch und von oben herab, was?«
»Hm-hm.«
»Tut mir leid. Aber Sie haben mich auf dem falschen Fuà erwischt, und ich habe überreagiert.«
Er quittierte ihre Entschuldigung mit einem Achselzukken. »Ich scheine ein besonderes Talent zu haben, Leute zu verärgern.« In seinen Worten schwang Bitterkeit mit. »Also â geben wir uns noch eine zweite Chance?«
Seit ihrem Umzug nach San Antonio hatte sie keine sozialen Kontakte geknüpft. Beim Sender gab es niemanden, der sie sonderlich interessierte, doch selbst wenn, sie hätte es kaum darauf ankommen lassen. Sie war strikt gegen Affären am Arbeitsplatz. Ging eine in die Brüche, litt die Arbeit zwangsläufig darunter.
Aber wollte sie wirklich mit Alex Pierce ausgehen?
Er war wortgewandt und offenkundig intelligent. Bei den Walters hatte sie seine Reizbarkeit erlebt, doch nun entdeckte sie Anzeichen von Humor, der nicht albern, sondern geistreich war. Ihr könnte eine solche Herausforderung zum geistigen Sparring durchaus gefallen.
Er war bedeutend besser zurechtgemacht als bei ihrer ersten Begegnung, dennoch erinnerte er nach wie vor eher an die Bösewichte seiner Bücher als an die Helden. Er strahlte einen Hauch von Gefahr aus. Sein Charme verdeckte eine dunkle Seite, die ebenso verlockend wie beängstigend war.
Er sah sehr gut aus. Und er hatte keinerlei peinliche Verlegenheit erkennen lassen, einer Fremden â einer Frau â in nichts weiter als einer halb zugeknöpften Jeans gegenüberzutreten. Wahrscheinlich war er sich bewuÃt, wie umwerfend er aussah; wie er sich ebenfalls bewuÃt gewesen war, welche Wirkung er auf sie hatte.
Cat dachte über die Einladung nach und kam zu der Einsicht,
daà er ganz eindeutig zu der Sorte von Mann gehörte, der sie besser ganz weit aus dem Weg gehen sollte.
Doch was sie sagte, war: »Macht es Ihnen etwas aus, einen Moment zu warten? Ich möchte mich noch schnell umziehen.«
Kapitel 18
Es war ganz sicher kein Restaurant ihrer Wahl, und allein hätte sie niemals auch nur einen Fuà über die Türschwelle gesetzt. DrauÃen auf dem Parkplatz drängelten sich die Pick-up-Trucks. Drinnen das Klackern von Billardkugeln und das Gedröhn und Gedudel einer Musicbox. Die Pinte warb mit den besten Hamburgern und dem kühlsten Bier in ganz Texas.
Und die Riesenburger waren tatsächlich dick und saftig. Nach einigen kleinen, zaghaften Bissen verabschiedete sich Cat von allen EÃmanieren und langte kräftig zu.
Sie tippte ein Pommesstäbchen in Ketchup und verschlang es. »Sie sind noch nicht vom Haken, was Ihre unverschämte Bemerkung über Rothaarige neulich betrifft.«
»Kann mich nicht erinnern.«
»Und ob Sie können. Sie sagten, die Rothaarigen in Ihren Büchern seien immer eine leichte Beute.«
»War ein blöder Spruch«, räumte er ein, doch es miÃlang ihm völlig, den Eindruck zu erwecken, als täte es ihm tatsächlich leid.
»Aber leider nur allzu wahr«, sagte Cat. »Die Rothaarigen in Ihren Büchern sind leichte Beute. Genau wie die Blondinen, Brünetten und alle anderen. Alle paar Seiten gibt es eine, die â«
»Sich auszieht.«
»Ja. Und nie müssen die Männer vorher fragen. Nie sagen die Frauen nein.«
»In jedem Roman steckt eine gehörige Portion Phantasie.«
»In diesem Fall sexistische Phantasien.«
»Ein Autor wie Ian Fleming hat Erfolg damit gehabt. Hat James Bond je gefragt âºDarf ich?â¹ Hat er je eine Abfuhr gekriegt?«
Er knüllte das Papier zusammen, in das sein Hamburger eingewickelt gewesen war, wischte sich mit einer Papierserviette den Mund ab und stützte sich dann mit den Unterarmen auf, so als solle nun ein ernstes Gespräch folgen.
»Mal abgesehen vom offenen Sexismus und davon, daà sich alle
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