Scharade
legitim und somit steuerlich als geschäftlicher Antrag anzuerkennen.«
Sie muÃte unweigerlich lachen. »Glaubst du allen Ernstes, das Finanzamt erkennt so was an?«
»Normalerweise wollen sie es gar nicht so genau wissen.« Ein Auto fuhr vorbei und lenkte ihn kurz ab. »Tolle Gegend hier, hübsche StraÃe. Du wohnst ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe.«
»Ach ja? Wie hast duâs dir denn vorgestellt?«
»Irgendwie... vornehmer.«
»Das hatte ich in Malibu. Das hier ist genau das, wonach ich gesucht habe, als ich herkam. Eine von Bäumen gesäumte StraÃe in einer beschaulichen Wohngegend. Ein dreiÃig Jahre altes Haus mit Parkett und breiter Veranda.«
»Wahrscheinlich genau das richtige für deine Mutter.«
»Ja. Wahrscheinlich.«
Sofort spürte er, daà etwas nicht stimmte. »Fettnäpfchen, hm? Knatsch zu Hause?«
»Kein Knatsch. Ich habe meine Eltern mit acht Jahren verloren.«
»Himmel! Was ist passiert?«
Sie drückte sich um eine Antwort, indem sie so tat, als habe sie die Bedeutung seiner Frage nicht verstanden. »Ich geriet in die Mühlen der Fürsorge.«
»Heime und so was?«
»Ja. Ich wurde nie adoptiert, weil ich krank wurde.«
»Alle Kinder werden mal krank.«
»Aber nicht so krank. Ich hatte Lymphogranulomatose. Es wurde frühzeitig entdeckt, und ich wurde wieder vollständig gesund, doch die Leute hielten es eben für ein Risiko, ein dürres, kleines rothaariges Mädchen mit einer langen Krankheitsgeschichte zu adoptieren.« Sie hob den Blick und sah ihn an. »Und es wurde noch häÃlicher. Bist du sicher, daà du es hören willst?«
»Bis jetzt habe ich noch nicht ReiÃaus genommen.«
»Steht dir jederzeit frei, es zu tun.« Sie hielt inne. Er blieb. Sie holte tief Luft und fuhr fort. »Ich wurde von Pflegeeltern zu Pflegeeltern weitergereicht. Ich wurde ein recht schwieriges Kind durch die vielen Ablehnungen. Hab mich absichtlich schlecht benommen, um Aufmerksamkeit zu kriegen. Kurz gesagt: Ich war die reinste Nervensäge.«
»Glaube ich gern.«
»Ich war immer anders als die anderen Kinder. Zunächst wegen meiner Krankheit, dann weil ich keine Eltern hatte. Gottlob habe ich das alles ohne allzu groÃe psychische Schäden überstanden.«
»Kann ich auch glauben. Du siehst aus wie eine Kämpfernatur.« Sie zeigte ihre dünnen Bizeps, und er lachte. »Was hat denn die Herzprobleme verursacht?«
»Die Chemotherapie gegen die Lymphogranulomatose. Die hat zwar den Krebs besiegt, aber mein Herz beschädigt. Es ist über die Jahre langsam gestorben.«
»Ohne daà du es wuÃtest?«
»Ich hatte keine Ahnung. Ich führte ein völlig normales,
gesundes Leben. Inzwischen war mein Herz dabei zu versteinern. Als der Muskel kaum noch funktionierte, begann ich den Mangel an Energie zu fühlen. Ich habâs auf die viele Arbeit geschoben, aber nicht mal Unmengen an Vitaminen halfen.
Ich lieà mich untersuchen und landete in der Praxis eines Kardiologen. Der fand zu meinem Entsetzen heraus, daà ein groÃer Teil meines Herzmuskels bereits so hart und unbeweglich geworden war, als wäre er aus Stein. Das Herz konnte nicht mehr genug Blut pumpen. Es arbeitete mit weniger als einem Drittel der normalen Kapazität, was mich für eine Transplantation qualifizierte. Oder besser gesagt: dazu verurteilte.«
»Hattest du Angst?«
»Angst weniger. Vielmehr eine gehörige Portion Wut im Bauch. Als Kind hatte ich nicht gerade ideale Voraussetzungen, aber ich habe es überstanden. Ich war ein Fernsehstar. Millionen Menschen liebten mich. Sie lieÃen keine Folge meiner Serie aus. Mein Leben war traumhaft â und dann das. Am liebsten hätte ich Gott am Kragen gepackt und ihm gesagt: âºIch beklage mich ja nur ungern â aber jetzt langtâs!â¹ Er muà es wohl tatsächlich mitgekriegt haben, weil er mich am Leben lieÃ.«
»Und deshalb Cats Kids. «
»Und deshalb Cats Kids « , wiederholte sie flüsternd und freute sich insgeheim über seine einfühlsame Reaktion.
Sie lächelten beide. Das Lächeln entspannte sie, doch ihre Blicke blieben fest miteinander verhaftet. Sie schwiegen. Ein weiteres Auto fuhr vorbei, doch diesmal von ihnen unbemerkt. Eine Mücke schwirrte um ihren Arm. Sie verscheuchte sie abwesend.
Sie standen sich
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