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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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unscheinbarer Umschlag. Sie stutzte, weil er ohne Absender war. Ihr Name und ihre Anschrift waren maschinengeschrieben. Nicht der mindeste Hinweis auf den Absender, lediglich eine Briefmarke und der örtliche Poststempel.
    Neugierig öffnete sie den Umschlag und fand darin einen Zeitungsausschnitt, eine Spalte breit, vier Absätze lang. Kein beigefügtes Schreiben. Keine Erklärung.
    Hastig überflog sie den Artikel, las ihn dann noch einmal sorgsam und mit wachsendem Interesse durch. Jerry Ward, ein sechzehnjähriger Teenager aus Memphis, Tennessee, war in der Fahrerkabine seines Pick-up eingeschlossen ertrunken. Offensichtlich hatte er auf der regennassen Brücke die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und war in den reißenden Fluß gestürzt, gar nicht weit von zu Hause weg. Pick-up und Leichnam wurden erst Stunden später entdeckt.
    Cat besah sich erneut den unscheinbaren Umschlag, dann
den Ausschnitt. Keine bemerkenswerte Meldung, eher ein Füllsel, wie jedes Blatt sie brachte. Die meisten Leser würden wahrscheinlich kaum Notiz davon nehmen.
    Doch der anonyme Absender hatte gewußt, daß es Cat Delaney sehr wohl interessieren würde, weil sie und der Junge aus Memphis nämlich etwas gemeinsam hatten.
    Jerry Ward war Patient einer Herztransplantation gewesen. Nach jahrelangem Kampf gegen eine Herzerkrankung von frühester Kindheit an war schließlich eine erfolgreiche Verpflanzung durchgeführt worden. Doch nur, damit er bei einem tragischen Unfall ums Leben kam...
    Eine grausame Ironie, die Cat nicht entging.
    Was, wie sie vermutete, ganz gewiß in der Absicht des anonymen Absenders gelegen hatte.

Kapitel 19
    Nancy Webster schlüpfte zu ihrem Mann ins Bett. Sie legte eine Hand auf seinen Bauch; eine Geste der Gewohnheit, die den Tag offiziell beendete. Er legte seine Hand auf ihre und streichelte sie abwesend.
    Â»Woran denkst du?« fragte sie leise.
    Er lächelte. »Ach, mir geht soviel durch den Kopf.«
    Â»Zum Beispiel?«
    Â»Nichts Besonderes.«
    Zu Beginn ihrer Ehe hatten sie über seine Arbeit gesprochen, über ihre Hoffnungen und Träume; meist im Flüsterton, um die Kinder im Nebenzimmer nicht aufzuwecken.
    Ãœber die Jahre war das anders geworden. Nancy vermißte diese leisen Gespräche und sehnte sich manchmal nach dieser Zeit, als ihm ihre Meinung wichtiger war als die von jedem anderen. Sicher, er legte noch immer Wert darauf – er
fragte sie nur nicht mehr so häufig darum wie damals, als sein Erfolg noch unsicher war.
    Â»Morgen gibt’s die neuen Einschaltquoten«, sagte er.
    Â»WWSA war doch beim letzten Mal mit großem Abstand vorn«, rief sie ihm ins Gedächtnis. »Euer ärgster Konkurrent war auf den zweiten Platz gerutscht. Ich prophezeie, daß euer Vorsprung diesmal noch größer ist.«
    Â»Ich hoffe, du hast recht.«
    Sie kuschelte sich eng an ihn, den Kopf an seiner Schulter. »Was noch?«
    Â»Ach, nichts. Und alles.«
    Â»Cat Delaney?«
    Sie spürte seine prompte Reaktion, zwar nur subtil – ein angespannter Muskel, ein leichtes Zurückziehen, auch wenn sie einander weiterhin berührten –, gleichwohl unmißverständlich.
    Â»Warum sollte ich denn an Cat denken?« fragte er.
    Â»Das frage ich dich, Bill. Gäbe es einen besonderen Grund dafür?«
    Â»Sie leistet hervorragende Arbeit für uns. Aber vergangene Woche hätte sie sich um ein Haar böse in die Nesseln gesetzt, als ein Ehepaar von einer Adoption zurücktrat.« Er hielt inne. »Zum Glück haben sie uns das nicht angekreidet.«
    Er beugte sich zurück. Ihre Füße berührten sich unter der Bettdecke, doch er zog seinen Fuß sofort zurück. »Cat geht in ihrer Arbeit auf. Manchmal übertreibt sie es meiner Meinung nach. Ich bewundere und mag sie.«
    Â»Ich auch.« Nancy stützte sich auf den Ellenbogen und schaute auf ihren Mann herab. »Aber ich will meinen Mann nicht mit ihr teilen.«
    Â»Wovon redest du?« fragte er barsch.
    Â»Bill, etwas zwischen uns stimmt nicht.«
    Â»Unsinn!«
    Â»Ich kann es fühlen. Seit über dreißig Jahren sind wir jetzt
verheiratet. In dieser Zeit habe ich dich glücklich erlebt, frustriert, jubelnd und besorgt. Ich kenne alle deine Launen. Ich... ich liebe dich.«
    Ihre Stimme brach, was sie haßte, weil sie sich nicht wie eine nörgelnde Ehefrau aufführen wollte, die

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