Scharade
ihren Mann geradewegs in die Arme einer anderen Frau trieb; einer, die gröÃeres Verständnis hatte und weniger fragte und klagte.
Er berührte ihr Haar. »Ich liebe dich auch. Und ich schwöre bei Gott, daà ich nichts mit Cat Delaney habe.«
»Aber du bist besessen von ihr. Und das warst du schon, bevor du sie getroffen hast.«
»Ich wollte sie für WWSA haben.«
»Mach mir doch nichts vor. Es ist mehr als nur berufliches Interesse. Du hast schon früher Leute zum Sender geholt, aber nicht mit dieser Entschlossenheit wie in ihrem Fall. Du bist sexuell besessen von ihr.«
»Nein!« entfuhr es ihm barsch und laut. Mit ruhiger Stimme wiederholte er: »Nein, Nancy.«
Sie sah ihn an, suchte nach der Wahrheit, doch seine Augen verrieten nichts. Das war eine Gabe, die ihm im Geschäftsleben schon unzählige Male Vorteile gebracht hatte â wenn er sich nicht in die Karten schauen lassen wollte, gelang dies auch niemandem.
Den Disput fortzusetzen wäre gleichbedeutend damit, ihn der Lüge zu bezichtigen, und dies würde die Kluft zwischen ihnen nur vergröÃern. Daher entschied sie sich, es dabei bewenden zu lassen. »Also gut.«
Er zog sie an sich und legte den Arm um sie. »Du weiÃt, ich liebe dich, Nancy. Das weiÃt du.«
Sie nickte. Doch sie wollte auch den körperlichen Beweis. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust. Er reagierte. Sie küÃten sich, liebkosten sich. Als er in sie eindrang, schlang sie besitzergreifend die Beine um ihn.
Hinterher schmiegte sie sich an ihn, lauschte seinem tiefen,
regelmäÃigen Atem. Auch wenn sie Haut an Haut beieinanderlagen, auch wenn ihr Liebesakt leidenschaftlich gewesen war â es fehlte die geistige Intimität. Etwas schob sich zwischen sie.
Cat Delaney machte zwar nicht den Eindruck, als würde sie sich mit einem verheirateten Mann einlassen, aber letztlich war sie Schauspielerin. Ihre offene Freundlichkeit war vielleicht nur gespielt. Wenn es um andere Frauen ging, war Nancy nie selbstgefällig. Bill war ein attraktiver, charmanter und wohlhabender Mann â Beute für unzählige Frauen, die keine Gewissensbisse haben würden, eine Ehe zu ruinieren.
So gut ihre Ehe auch immer gewesen war â undenkbar war das nicht. Sie und Bill hatten sich am College kennengelernt und geheiratet, aber zahlreiche Ehen zerbrachen noch nach dreiÃig und mehr Jahren. Sie konnte sich nicht darauf verlassen, daà Sentimentalität ihre Ehe zusammenhielt. Und sie verlieà sich auch nicht darauf, daà ihre gemeinsamen Kinder Bill auf ewig an sie banden.
Nancy vertraute einzig und allein auf die Liebe, die mehr als drei Jahrzehnte überdauert hatte â und auf sich selbst. Sie war körperlich bestens in Form. Mit vierundfünfzig Jahren war ihr Teint straff und ohne Falten. Blonde Tönungen überdeckten die ersten grauen Haare. Dreimal die Woche ging sie ins FitneÃstudio und spielte Golf und Tennis. Wenn sie in den Spiegel schaute, fand sie in aller Unbescheidenheit, daà sie besser aussah als die meisten Frauen, die halb so alt waren.
Sie hatte nie eigene berufliche Ambitionen gehabt. Statt dessen hatte sie sich ausschlieÃlich Bills Karriere gewidmet. Der hatte, damals noch ein junger Mann, als Kameraassistent angefangen und sich stetig hochgearbeitet, von Sender zu Sender, von Bundesstaat zu Bundesstaat.
In den ersten fünfzehn Jahren ihrer Ehe waren sie so oft umgezogen, daà Nancy es irgendwann aufgab, die Umzüge
zu zählen. Es hatte ihr nichts ausgemacht. Bill hatte sich mit jeder neuen Anstellung weiter verbessert, und sie wuÃte, wie wichtig ihm das war.
Als Geschäftsführer eines Senders in Michigan hatte er den Verkauf an einen Medienkonzern mit in die Wege geleitet und dabei ein kleines Vermögen als Bonus verdient. Die neuen Eigentümer hatten ihn gebeten zu bleiben, doch er hatte es vorgezogen, mit dem Geld die erste Anzahlung auf seinen eigenen Sender zu leisten. WWSA war zu einem weiteren Kind für ihn und Nancy geworden. Bill hatte den Sender gehegt und gepflegt. Und Nancy ihren Mann.
Sie war entschlossen, die Rolle der Vertrauten, Ehefrau, Freundin und Liebhaberin bis zum letzten Atemzug innezuhaben. Sie liebte William Webster und würde alles tun, um ihn zu halten.
Sie betrachtete ihren schlafenden Mann. Mit ihm hatte sie Gipfel der Liebe erlebt, wie sie es niemals für möglich gehalten
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