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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Erfordernissen zu genügen. Sie wollten Chantal.«
    Â»Aber lebend. Sie wollten ein lebendes kleines Mädchen und kein Grab für sonntägliche Besuche. Sie wollten sie aufwachsen sehen.«
    Â»Tja, nur leider gibt es keine lebenslange Garantie für Kinder. Es kommt vor, daß sie sterben. So ist es nun mal.«
    Â»Bitte verschon mich mit solch altkluger Logik. Davon fühle ich mich auch nicht besser.«
    Â»Nein, weil du dein Selbstmitleid nämlich genießt.«

    Â»Ich weiß nur«, sagte sie wütend, »ohne mich würden diese Menschen heute abend nicht trauern.«
    Â»Haben sie dir das vorgeworfen?«
    Â»Natürlich nicht.«
    Â»Haben sie gesagt: Ms. Delaney, warum, zum Teufel, haben Sie uns das angetan? Wir waren so glücklich, bis Sie daherkamen und uns dieses kranke Kind angedreht haben?«
    Â»Sei nicht albern. Sie haben mich angerufen, um mir zu sagen –« Sie brach ab.
    Er beugte sich vor. »Was, Cat? Weshalb haben sie dich angerufen?«
    Sie wandte den Blick ab und räusperte sich. »Sie wollten mir danken, daß ich mit dafür gesorgt habe, daß Chantal zu ihnen gekommen ist.«
    Â»Weil ihre Zeit mit dem kleinen Mädchen wahrscheinlich die erfüllteste ihres Lebens war.«
    Sie schniefte und nickte kurz. »Sie sagten, sie sei ein Segen gewesen.«
    Â»Also, warum stellst du dann dein Werk in Frage? Cats Kids ist ein lohnenswertes Unterfangen. Was mit Chantal geschehen ist, ist tragisch, aber sie erlebte Liebe und Fürsorge, als sie es am meisten brauchte, habe ich recht?«
    Â»Ja.«
    Â»Angenommen, du hättest die Chance – würdest du es anders machen? Würdest du ungeschehen machen, was geschehen ist? Ihnen die gemeinsame Zeit wegnehmen? Chantal mit dem Gefühl sterben lassen, einsam und ungeliebt zu sein? Würdest du diese Menschen um das berauben, was sie selber einen Segen genannt haben?«
    Sie senkte den Blick; ihre Antwort war kaum mehr als ein Flüstern. »Nein.«
    Â»Na bitte.«
    Â»Du hast recht. Natürlich hast du recht.« Sie lächelte
traurig. »Diese Tragödie hat mich sehr getroffen, das ist alles. Ich hatte Zweifel und brauchte jemanden mit einer objektiven Sicht der Dinge. Und ich brauchte eine Schulter zum Ausweinen.« Sie tupfte sich die Augen mit einer Serviette. »Danke.«
    Er winkte ab.
    Das Licht aus der Küche fiel auf sein dunkles Haar und ließ seine Züge zu einem scharfen Relief werden. Dean hatte gesagt, Alex sähe aus wie ein Schlägertyp. Eine rauhe Schale hatte er in der Tat. Er war ohne Zweifel in der Lage, anderen sehr weh zu tun.
    Aber er hatte auch selbst Schmerz erlebt. Wie sonst könnte er sich so gut einfühlen? Sein durchdringender Blick und sein harter Zug um den Mund waren Zeichen davon. Mit einer einzigen Bemerkung, mit einem einzigen Wort, konnte er den Kern einer Sache treffen.
    Aber ebenso konnte er mit wenigen Worten Trost spenden. Er war nicht weich, aber er konnte zärtlich sein. Er konnte ein Freund sein, wenn man einen brauchte.
    Â»Wie geht es mit dem Buch voran?« fragte sie, um das bedrückende Schweigen zu beenden.
    Â»Im Schneckentempo, auch wenn ich ein paar produktive Tage hatte.«
    Â»Na, immerhin.«
    Damit war das Thema auch schon erschöpft. Er würde nicht mehr dazu sagen, und sie erwartete das auch gar nicht. Aber nur weil sie sich nicht mehr unterhielten, bedeutete das nicht, daß sie nicht mehr miteinander kommunizierten. Ihre Blicke trafen sich, und ihr Schweigen war erfüllt von stummen Botschaften.
    Im nächsten Moment hatte er sein Tablett vom Schoß genommen und auf den Tisch gestellt. Er legte sich neben sie auf den Teppich, ergriff mit einer Hand ihren Nacken und zog sie an sich, bis sich ihre Lippen fast berührten.

    Â»Schluß mit dem Versteckspiel«, sagte er mit kehliger Stimme. »Laß uns nicht noch mehr Zeit vergeuden.«

Kapitel 26
    Ihre betrübten Gedanken zerstoben wie die flauschigen Samen eines Löwenzahns. In diesem Augenblick existierte für sie nichts anderes als sein Kuß. Sie brauchte seine Kraft, seine Intensität, sein unverhohlenes Verlangen nach ihr. Sie wollte ihn. Warum sich weiterhin dagegen wehren?
    Sie schlang ihm die Arme um den Nacken. Ihre Lippen vereinten sich, während sie sich – einander anschauend – hinknieten. Sie schmiegte sich eng an ihn. Er flüsterte ein vulgäres Wort. Die

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