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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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dir bewußt ist, Cat.«
    Â»Nein, nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Deshalb weine ich ja gar nicht. Es ist etwas anderes.«
    Â»Was?«
    Â»Darüber möchte ich jetzt wirklich nicht reden.«
    Â»Meine Güte, bist du dickköpfig.« Er schob sie sacht zur Seite und schloß die Autotür. Dann drehte er Cat herum und schob sie sanft in die andere Richtung. »Komm.«
    Â»Was hast du vor? Ich will nach Hause.«
    Â»Ich werde dafür sorgen, daß du was zu essen kriegst. Du fällst ja sonst noch vom Fleisch.«
    Â»Ich habe keinen Hunger.«
    Er ließ sich nicht beirren. Eine halbe Stunde später saßen sie in seiner Wohnung und aßen jeder ein Brathühnchen. Anstatt sich an den Tisch zu setzen, hatten sie es sich im Wohnzimmer bequem gemacht und aßen vom Tablett; Alex auf dem Sofa, Cat vor dem Couchtisch auf dem Boden.
    Â»Ich muß zugeben, das ist lecker«, sagte sie mit vollem Mund. »Du sabotierst meinen Speiseplan, weißt du das eigentlich? Erst Hamburger und Pommes. Jetzt Brathühnchen.«
    Â»Cops ernähren sich ausschließlich davon. Oder zeig mir doch mal einen Cop, der Tofu, Joghurt und Weizenkleie mag.«
    Lachend salutierte sie mit einem Plastiklöffel voller Kartoffelbrei und Soße. Alex lachte nicht. Statt dessen musterte er sie eindringlich.
    Â»Was ist?« fragte sie unbehaglich.
    Er blinzelte. »Ich habe nur gerade gedacht, wie wechselhaft
deine Launen sind. Ich bin da ganz anders. Wenn’s bei mir mit dem Schreiben nicht läuft, dann habe ich eine ganze Weile miese Laune, tagelang, wochenlang, manchmal sogar monatelang. Du hast geweint, und jetzt geht es dir wieder besser. Vielleicht sollten wir Männer auch lernen zu weinen.«
    Â»Laß dich nicht von meinem Appetit täuschen. Mein Körper hat sich nur geholt, was ich ihm die letzten sechsunddreißig Stunden vorenthalten habe. Aber deprimiert bin ich immer noch.«
    Â»Weshalb? Weil Spicer im Streit gegangen ist?«
    Â»Ja, auch. Aber Dean ist nicht der Grund, warum ich mich so fertig fühle.« Sie spielte mit einem angebissenen Keks, brach ein Stück ab und rollte es zwischen den Fingern. »Chantal, das Mädchen, das vor kurzem eine neue Niere bekam, ist heute morgen gestorben.«
    Â»Das tut mir leid, Cat.«
    Â»Mir auch.«
    Â»Was ist passiert?«
    Â»Es ging gottlob schnell. Die neue Niere wurde abgestoßen. Totaler Zusammenbruch der Nierenfunktion. Alles ging daneben. Sie starb.« Cat wischte sich die Kekskrümel von den Händen. »Ihre Adoptiveltern waren völlig erledigt. Sherry auch. Jeff hat geweint wie ein kleines Kind, als wir die Nachricht erhielten. Alle, die am Beitrag über sie beteiligt waren, trauern. Sie war unser... Vorzeigekind geworden, ein leuchtendes Vorbild, wie die Zukunft eines unglücklichen Kindes gerettet werden kann.«
    Â»Aber sie kann doch weiterhin euer Vorzeigekind bleiben.«
    Â»Sie ist tot, Alex.«
    Â»Ich begreife nicht, warum —«
    Â»Ich habe mich in das Leben dieser Menschen eingemischt«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich habe Chantal dazu gebracht,
sie zu lieben. Und sie dazu, Chantal zu lieben. Sie haben sie zu sich nach Hause geholt, machten die ganze Prozedur durch, wurden Zeugen ihres Leids und teilten es mit ihr. Und was haben sie nun davon?« Sie schnaubte verächtlich. »Ein Begräbnis, das im Fernsehen gezeigt wird, mehr nicht. Reporter, die um den Sarg mit der kleinen Chantal herumschwirren und einen Kommentar von den Eltern wollen. Ihre Trauer ist ein Medienspektakel. Und alles wegen mir.«
    Sie stemmte die Ellenbogen auf die Tischplatte und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich habe mich heute abend fieberhaft in die Arbeit gestürzt, um nicht an Chantals Tod, sondern an etwas Positives zu denken. Doch dann mußte ich doch immer nur daran denken, in welches Trauma ich dieses arme Ehepaar getrieben habe.«
    Â»Du glaubst wirklich, daß du die Verantwortung dafür trägst, daß sie das kleine Mädchen liebgewonnen haben und umgekehrt?« Er schüttelte den Kopf. »Du hast ja eine hohe Meinung von deinem Einfluß auf andere Menschen und deren Gefühle.«
    Sie schaute zu ihm auf.
    Â»Du hast sie nicht gezwungen, das Mädchen zu nehmen«, fuhr er in ruhigem, einfühlsamem Ton fort. »Sie haben dich um diese Gelegenheit gebeten. Sie haben Kurse und eine Ausbildung absolviert, um den

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