Scharfe Pranken
all die Bären schweifen, die um sie herumstanden … und sie anknurrten. »Hat sie sich den Kopf gestoßen?«
»Ha. Lustig«, sagte Novikov ohne den geringsten Anflug von Humor.
»Blayne kommt mit mir nach Hause, Novikov.«
»Nein, Van Holtz. Tut sie nicht. Aber«, fuhr er fort, bevor Ric einen nennenswerten Streit anzetteln konnte, »sie wird wieder nach New York zurückkehren, wenn ihr Vater kommt, um sie abzuholen.«
Nun war Ric vollkommen verwirrt. Er drehte sich zu Lock um, aber der Grizzly hatte denselben Ausdruck auf dem Gesicht.
»Ihr Vater? Blaynes Vater? Ezra Thorpe?«
»Hat sie mehr als einen Vater?«
»Ich … ich dachte nicht, dass du willst, dass er etwas davon erfährt«, wandte er sich an Blayne, die hinter Novikov stand. Es tat weh, dass sie sich hinter diesem Arschloch, das dafür bekannt war, die Köpfe seiner Mitspieler auf dem Eis zu zertrümmern, sicherer fühlte als bei Ric, der in den letzten Monaten auf sie aufgepasst hatte.
»Jetzt will sie es aber«, erwiderte Novikov an Blaynes Stelle, und auch das kam Ric falsch vor. Hatten sie der Frau eine Gehirnwäsche verpasst? Einer Frau, die kaum jemanden ausreden ließ? Einer Frau, die so viel redete, dass sie dafür bekannt war, wegen Sauerstoffmangels beinahe in Ohnmacht zu fallen, eben weil sie so viel redete? Diese Blayne Thorpe ließ diesen Idioten für sich sprechen?
Was zur Hölle ist hier nur los?
»Wenn du willst, dass Blayne wieder nach New York kommt, dann musst du Ezra Thorpe herschicken, um sie abzuholen. So einfach ist das.«
»Ja, aber …«
Novikov wandte sich von ihm ab, ließ Ric einfach mitten im Satz stehen und entfernte sich von ihm. Gleichzeitig trat Blayne plötzlich ein paar Schritte nach vorn, und einen flüchtigen Augenblick lang dachte Ric, sie habe ihren Verstand wiedergefunden. Stattdessen hob sie ihre Faust, aber nicht, um ihm einen Schlag zu verpassen. Offensichtlich wollte sie ihm irgendetwas geben. Er streckte seine offene Hand mit der Innenfläche nach oben unter ihre Faust, und als sie sie öffnete, fiel etwas Kleines hinein, das beinahe kein Gewicht hatte.
Dann wandte sich auch Blayne ohne ein weiteres Wort ab und entfernte sich von ihnen, Novikov dicht an ihrer Seite. Im nächsten Moment baute sich der ältere Eisbär vor ihnen auf.
»Ihr Stadttypen solltet besser wieder in euren Heli steigen und nach Hause fliegen. Ein Sturm zieht auf. Ich würde es sehr bedauern, wenn ihr da hineingeratet.«
Ric umschloss das, was Blayne ihm gegeben hatte, mit seiner Hand und erwiderte: »Ich gehe nicht ohne …«
Van stellte sich vor Ric. »Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft. Wir melden uns wieder.«
»Wie Sie wollen. Aber Sie sollten Ihre Zeit nicht damit verschwenden, noch mal ohne Blaynes Vater hier aufzutauchen. Das würde uns ganz und gar nicht gefallen.«
»Natürlich.« Van drehte sich zu Ric und Lock um. »Gehen wir, meine Herren.«
»Das kannst du doch nicht ernst meinen«, protestierte Lock und sprach Ric damit aus der Seele.
»Ich meine zwar nur selten etwas ernst, aber was ich euch sagen kann, ist, dass diese Bären es durchaus ernst meinen. Möchtet ihr vielleicht noch hierbleiben und herausfinden, wie ernst sie es meinen?«
Lock blickte sich um und schüttelte schließlich den Kopf. »Nein. Er hat recht, Ric. Wir müssen gehen.«
Ric nickte, und sie gingen zurück zu ihrem Leihwagen, den sie sich an dem kleinen, gut hundert Kilometer entfernten Flugplatz gemietet hatten.
Als sie in dem auf Bärengröße zugeschnittenen Geländewagen saßen und aus der Stadt rollten, während ihnen aus den umliegenden Wäldern räuberische Bären aller Arten hinterherblickten, fragte Lock: »Was hat Blayne dir eigentlich gegeben?«
Ric wurde erst jetzt bewusst, dass er gar nicht mehr daran gedacht hatte, und öffnete langsam seine fest geballte Faust. Lock brachte den Geländewagen zum Stehen, und die drei Männer beugten sich nach vorn und inspizierten den Gegenstand, den Ric in der Hand hielt. Van erkannte ihn als Erster – er gehörte zu den wenigen Gestaltwandlern, denen es Freude bereitete, sich einen Hund oder eine Katze als Haustier zu halten.
»Heilige Scheiße, jemand hat ihr einen Mikrochip eingepflanzt.«
Während die Wut in ihm hochstieg und ihm beinahe den Atem raubte, wusste Ric, dass es nur eine Person in diesem ganzen verdammten Universum gab, die den gottverdammten Nerv und die unverfrorene Dreistigkeit besaß, einem Gestaltwandler einen Mikrochip einzusetzen.
»Ich werde sie
Weitere Kostenlose Bücher