Scharfe Pranken
sie. »Es ist nicht so, wie du denkst!«
»Von wegen, verdammt noch mal! Ich werde diesem Mistkerl die Lunge rausreißen! Niemand nutzt meine Blaynie aus!«
Blayne wusste, dass Mitch es ernst meinte. Sie wusste, dass er vorhatte, ins Sportzentrum zu platzen und einem Mann gegenüberzutreten, der ihn mit seinem kleinen Finger zerquetschen konnte.
Also tat Blayne, was sie tun musste. Was sie immer tun musste, wenn sie gegen Mitch O’Neill Shaw kämpfte.
»Nein, Blayne! Nein! Nicht die Haare! Guter Gott, Frau! Nicht die Haare!«
Die Tatsache, dass er den Großteil seiner Zeit in einem Haus voller Wildhunde verbracht hatte, hatte Smitty ein paar Dinge gelehrt: Hunde halten nie die Klappe. Es gibt auf der ganzen Welt nicht genügend Schokolade, um sie zufriedenzustellen. Warum leise sprechen, wenn man die komplette Unterhaltung auch schreiend führen kann? Sie heulen alle – herzerweichend – wenn ein Feuerwehrwagen vorbeifährt. Und wann immer etwas Verrücktes vor sich geht, egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit, dann findet es garantiert in ihrer eigenen Küche statt.
Diesmal fand es jedoch im Flur vor der Küche statt, und auch wenn die Wildhunde nicht mittendrin steckten, überraschte es ihn nicht, zu sehen, wer es tat.
»Denkst du im Nachhinein nicht auch«, fragte er seine jüngere Schwester, die neben ihm stand, ihr hübsches kleines Gesicht in ihren Händen vergraben, »dass du vielleicht doch noch mal darüber hättest nachdenken sollen, einen echten Wolf zum Gefährten zu nehmen?«
Sissy Mae antwortete nicht, aber das musste sie auch nicht. Andererseits, wo sonst hätte Smitty sich seine Dosis Spaß holen sollen, wenn nicht bei dem Löwen mit der Riesenmähne, der verzweifelt versuchte, die durchgeknallte Wolfshündin auf seinem Rücken abzuwerfen? Es erstaunte ihn immer wieder, dass die Smiths einen so schlechten Ruf genossen, wo sie doch in Wahrheit die wahrscheinlich geistig gesündesten aller Familien, Meuten und Clans waren. Andererseits passierten eben solche Zwischenfälle, wenn sie sich nicht mit ihresgleichen paarten.
Er selbst hatte eine schluchzende Gefährtin, die man, obwohl sie schwanger war, höchstens auf zwei Meter an jegliche Art von scharfen Gegenständen heranlassen durfte. Und seine Schwester hatte einen Löwen, der die unerwünschte Aufmerksamkeit einer unglaublich süßen Wolfshündin einfach nicht abschütteln konnte.
»Holt sie von mir runter!«, brüllte Mitch. »Holt sie runter!«
Da sonst niemand etwas unternahm und Smitty wusste, dass er lernen musste, mit diesen Wolfshund-Problemen fertigzuwerden, wenn das Baby erst einmal da war, näherte er sich dem raufenden Paar, packte Blayne Thorpe um die Taille und hielt sie fest.
Vor einem Monat war Smitty mit Jessie Ann zu Blaynes Geburtstagsparty gegangen. Er hätte sich zwar lieber in Brand gesteckt, aber schließlich hatte sich die Feier als wirklich nette Veranstaltung in einem von Van Holtz’ Restaurants herausgestellt. Auf der Party hatte er auch Blaynes Daddy kennengelernt, Ezra Thorpe. Da auch er früher bei der Navy gewesen war, waren sie ins Gespräch gekommen, und Smitty hatte den älteren Wolf sofort gemocht. Außerdem war Petty Officer Thorpe sehr hilfsbereit gewesen, als er erfahren hatte, dass Smitty nicht nur mit einer Wildhündin liiert war, sondern dass sie auch bald ihr erstes Kind zur Welt bringen würde. Eine Tochter. Smitty hatte innerhalb weniger Stunden eine Menge von dem Mann gelernt. Das Wichtigste, was er von ihm gelernt hatte, war: »Egal, was die Leute sagen, Wolfshunde rasten nicht einfach so aus und greifen grundlos an. Der Grund mag zwar nicht immer logisch erscheinen«, hatte er hinzugefügt, »aber sie haben einen Grund. Wenn man das weiß, kann man die Situation unter Kontrolle bekommen, ohne dass die Polizei eingreifen muss.«
Daran musste Smitty nun wieder denken, als er sagte: »Was hast du mit ihr gemacht, Shaw?«
Kaum hatte Smitty diese Frage gestellt, löste Blayne ihren eisernen Griff von Mitchs Haar.
Der Löwe, endlich frei, wirbelte herum und sagte: » Ich? Ich habe gar nichts gemacht!«
»Geht’s dir gut, Blayne?«
»Ich hab keinen Sex mit Bo Novikov!«
Nicht die Antwort, die Smitty erwartet hatte, aber … na schön.
»Ich verstehe.« Smitty stellte sie auf dem Boden ab. »Und das sagst du mir, weil …«
»Weil er kurz davor ist, etwas wirklich Dummes zu tun!« Nicht unbedingt neu für Mitch Shaw.
Mitch massierte seine malträtierte Kopfhaut, entfernte sich von
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