Scharfe Sachen für die Diva
die sich etwa drei Meter hinter Agathas Rücken befand. »Ich
nehme an, dort geht es in sein Privatbüro .«
»Aber er ist nicht drin«, sagte
sie geduldig. »Ich habe es Ihnen doch bereits erklärt .«
»Dann werde ich eben warten,
bis er auftaucht«, versetzte ich. »Damit ich Sie durch meine Anwesenheit nicht
bei Ihrer Arbeit störe, werde ich mich einfach in sein Büro setzen und die Tür
schließen. Ich kann mir ja die Zeit damit vertreiben, daß ich seine
Schreibtischfächer und Akten durchsehe .«
Ihre Miene wurde starr. »Sie
können doch nicht...«
»Na, dann mache ich Ihnen einen
anderen Vorschlag. Warum telefonieren Sie, während ich in seinem Büro warte,
nicht herum und versuchen ihn zu erreichen ?« Ich
bedachte sie mit einem strahlenden Lächeln. »Teilen Sie ihm mit, wo ich mich
befinde, und was ich mache .«
Sie stieß einen Protestschrei
aus, als ich mich an ihrem Schreibtisch vorbeischob. Ich ließ mich jedoch nicht
aufhalten, sondern drang ohne alle Skrupel in das Allerheiligste ein und schloß
hinter mir die Tür. Darrachs Privatbüro war elegant
eingerichtet mit einem wuchtigen Schreibtisch, einem bequem aussehenden
ausladenden Sessel und einer Reihe von Aktenschränken an der Wand. Ich ließ
mich in den Sessel sinken, legte die Füße auf die Schreibtischplatte und
überlegte, wie lange die tüchtige Agatha wohl brauchen würde, um ihren Chef zu
finden? Es dauerte nur fünfundzwanzig Minuten.
Darrach kam mit zorngerötetem
Gesicht in sein eigenes Büro gestürmt. Seine schmutzig-braunen Augen wirkten
noch trüber als sonst. Hinter ihm war Agatha auf der Türschwelle erschienen,
ein gewisses schadenfrohes Vergnügen im Blick. Er sah sich hastig um. Als er
merkte, daß ich nichts berührt hatte, entspannte sich seine Miene ein wenig.
»Allmählich entwickeln Sie sich
zu einer ausgesprochenen Landplage, Holman !« sagte er
gereizt. »Sie stehen sowieso noch wegen des Abends bei Teresa Klune auf meiner Liste. Glauben Sie nicht, ich hätte diesen
Vorfall vergessen .«
»Ich will ja nichts weiter, als
mit Ihnen reden«, versetzte ich. »Mit allen anderen, die seinerzeit auf Ihrer
Yacht waren, habe ich schon gesprochen .«
»Na schön«, erwiderte er
gepreßt. »Aber nehmen Sie erst einmal Ihre verdammten Beine von meinem
Schreibtisch !«
Ich stellte meine Füße wieder
auf den Boden. »Ich habe meinen Vers schon so oft heruntergebetet, daß er mir
allmählich zum Hals heraushängt«, sagte ich. »Deshalb will ich es kurz machen.
Es gab damals an Bord einen Streit. So ziemlich jeder verprügelte jeden.
Samantha Dane hatte die Nase voll davon und rief, alle sollten endlich
aufhören. Als keiner hörte, sagte sie dann etwas, das allen die Sprache
verschlug. Was war das ?«
Er sah mich verständnislos an.
»Sind Sie übergeschnappt ?«
»Karen Morgan meint, alle wären
vor Schreck erstarrt, als Samantha zu Neil Friar gesagt habe, er solle Sie
nicht ständig erpressen, statt selbst zu arbeiten«, erklärte ich gleichmütig.
»Es hätte weniger mit Samanthas Bemerkung zu tun gehabt, wenn sie nach Los
Angeles zurückkäme, würde sie ihrer Lieblingsjournalistin all die saftigen
Details über das Privatleben der Gäste an Bord mitteilen .«
»Was wollen Sie eigentlich ?« explodierte er.
»Nur herausbekommen, was
Samantha Dane passiert ist«, entgegnete ich. »Sie verließ Ihre Yacht am Tag
nach dem Streit zusammen mit Don Blake in Nassau. Blake ist angeblich in
Europa, aber niemand weiß, wo man ihn erreichen kann. Kein Mensch hat Samantha
Dane je wiedergesehen .«
»Nun gut«, sagte er schwer
atmend. »Ich werde es Ihnen erzählen, Holman. Aber nur dieses einemal . Die ganze verdammte Kreuzfahrt war von Anfang an
ein großer Fehler. Die Leute paßten nicht zusammen und gingen sich bei dem
begrenzten Raum auf die Nerven. Es gab tatsächlich an jenem Abend einen Streit
mit Tätlichkeiten. Aber niemand nahm Sam ernst, als sie davon anfing, sie würde
alles ihrer bevorzugten Kolumnistin erzählen. Jeder wußte, daß sie selbst viel
zu sehr in der Tinte saß und Blake so etwas niemals zulassen würde. Sie befand
sich schon in einem schlechten Zustand, als sie an Bord der Yacht kam. Zu viel
Tabletten und zuviel Alkohol. Die meiste Zeit war sie überhaupt nicht richtig
ansprechbar .«
»Trotzdem sind Sie mit ihr
ständig ins Bett gestiegen ?« fragte ich interessiert.
Agatha gab einen Laut von sich,
der wie ein unterdrückter Schluckauf klang.
»Nun reicht es«, sagte Darrach
entschieden. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher