Scharfe Schuesse
Turteltauben.
Macht ein bisschen leiser beim Rammeln! Ich will
schlafen!“ Uns ging das völlig am Arsch vorbei. Die
erste Stunde lag ich völlig steif neben ihm.
Irgendwann war Rolf eingeschlafen und Rene
flüsterte: „Machen wir das Beste draus!
Du kannst so nicht schlafen. Leg dich einfach normal
entspannt hin!“ Seine Stimme war ganz ruhig. Ich
entspannte meinen Körper etwas und vertraute ihm.
Das Bett war so eng, dass ich nicht zur Ruhe kam. Er
legte den Arm um mich und zog mich an seine Brust.
„Hab keine Angst. Ich tue dir nichts!“, sagte er leise.
Dann lag ich seitlich an ihm mit dem Kopf auf seinem
Oberkörper. Ich konnte seine Haut riechen. Es war
angenehm. Sanft legte er den Arm auf meinen Rücken
und streichelte vorsichtig mit den Fingern an meiner
Wirbelsäule hoch und wieder runter. Ich fühlte mich
rundum wohl und legte ein Bein zwischen seine.
Dann schloss ich die Augen. „Schlaf jetzt!“, sagte er,
bevor ich weg döste. Ich hörte ein Geräusch, mitten in
der Nacht. Es schepperte widerlich laut im Flur und
kurz darauf hörte ich das Gebrüll. „Nachtalarm.
Sehen sie zu!“ Scheiße, was war das denn? Ich
erwachte auf dem Oberkörper von Rene und sah ihn
an.
Rolf funzelte uns mit der Taschenlampe ins Gesicht.
„Ist ja süß, zwei Schwuchteln beim Schmusen!“,
lachte er. Doch dann wurde seine Stimme ernst. „Los,
runter von der Alten!“, schnauzte er mich an.
„Nachtalarm! Damit es nicht langweilig wird!“ Wie
im Duett sprangen Rene und ich aus der Koje und
gingen zum gebauten „Alarmstuhl“, wo wir einfach
nur noch schnell in die Montur hüpfen brauchten. Als
Rolf das Licht anmachte, war mir alles klar. Er hatte
verloren, denn sein Alarmstuhl war nicht gebaut. Er
musste sämtliche Ausrüstungsgegenstände aus dem
Spind räumen. Der Arme war nicht wirklich zu
bedauern. Auch das Anschreien vom Ausbilder
beschleunigte diese ganze Situation nicht wirklich.
Alleine, wie der Ausbilder einen hochroten Kopf
bekam, war filmreif. Als wir dann endlich
Vollzähligkeit melden konnten auf Stube 69, war
gleich schon der zweite Alarm in Gange. ABC-Alarm.
Das hieß, dass man sich die Atemschutzmaske,
Insider nannten, sie „Gasmaske“, anlegte, den Poncho
überwarf und schnellstens hermetisch abriegelte. Die
Vorgabezeit dafür war „am besten gestern“. Im
Verteidigungsfall bei einem Nervengasangriff wäre
die Zeit sicherlich schon bei der Alarmvergabe
verstrichen, weil ein Verteidigungsfall eine
dienstliche Handlung war und somit einer
Einreichung von 12-fach schriftlich links gelocht
verlangte. Aber wir wollen uns ja nicht über
Bürokratie streiten.
Jedenfalls hatte Rocco, der Knittenficker, die
Zeitvorgabe nicht eingehalten, während Rene und ich
schon nasal sprechend nebeneinanderstanden. Bei
einem Fallout nach einem sichtbaren Atompilz hätte
auch Rolf den Ernst der Lage kapiert, allerdings auch
mehr Zeit gehabt. Dieser Atompilz wurde so
allmählich über dem Kopf des Ausbilders sichtbar, als
er Rolf anschnauzte. „Seemann, sie sind tot. Hören
sie? Tot. T - O – T. Totaler Ausfall! Ich habe einen
Mann verloren. Können sie sich ausdenken, was das
heißt? Meinen sie etwa, ich habe Bock vor dem
Kriegsgericht zu stehen, weil sie Weichflasche, zu
doof sind, eine blöde aber wirkungsvolle Maske
anzulegen?“ Ja, damit war wohl alles gesagt. Rolf war
der neue Tischtennisball der Ausbilder, zumindest für
den Tag.
Dann gab es eine nächtliche Formaldiensteinlage,
andere nennen so was Spaziergang über die Insel.
N
ach einer halben Stunde im Dunkeln
leuchtete ich mal vorsichtig mit meiner
dienstlich
gelieferten
DreifarbenTaschenlampe in die Maske von meinem Kameraden
Rene, der in seinem eigenen Saft schwamm und nach
Luft schnappte. Im Dunkeln am Westerländer Strand
musste ich ihm die Maske vom Gesicht reißen, weil er
wirklich keine Luft mehr bekam. War doch unklug
sein Asthma zu verschweigen, um verpflichtet zu
werden. Cool war die Aktion des Ausbilders, mich
mit Rene am Strand zurückzulassen, um mit dem
Bulli den Verletzten abzuholen.
„Seemann, sie passen auf ihren Kameraden auf,
während die anderen weiter marschieren und ich in
der Kaserne den Bulli schnappe, um sie abzuholen.“
„Jawohl Herr Hauptbootsmann. Ich würde mein
Leben dafür geben!“, sagte ich. Der lief schnellen
Schrittes beruhigt der Truppe hinter her, um Rolf in
den Arsch zu treten. Wir waren ja schon an der
Fußgängerzone von Westerland. Rene saß neben mir
im Sand und schnappte nach Luft.
Ich zog seinen
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