Scharfe Schuesse
mir aufgeschrieben. Ich fuhr
erst mal nach Hause und begrüßte meine Eltern.
Dann brachte ich einen Schwung Sachen zum
Waschen und unterhielt mich mit meinem Vater. Der
wollte natürlich alles genau wissen.
Nach ein paar Stunden zu Hause sah ich auf die Uhr.
Es wurde Zeit, sich fertigzumachen. Ich duschte und
zog mir die zweite Garnitur Ausgehuniform an.
Gestriegelt und gebügelt stand ich in unserer Küche
und meinte zu meiner Mutter, dass ich noch einen
Freund besuchen würde. Mein Vater meinte, dass ich
das doch auch noch einen Tag später machen könnte.
Nun hätten sie so lange auf mich gewartet und ich
würde mich gleich wieder verpissen. Ich konnte nicht
noch warten, es war schließlich mein Freund, den ich
besuchen wollte. Ich ließ mir von meiner Mutter die
Uniform richten und verabschiedete mich. Mein Vater
faselte etwas von: „Komm nicht so spät, Morgen ist
doch wieder Gartenarbeit angesagt.
Wir stehen zeitig auf!“ Ich glaube, er verstand
überhaupt nichts. „Papa, ich fahre zu meinem
Freund! Ich weiß nicht, wie spät es wird!“ Und
überhaupt war das doch egal, ob ich in derselben
Nacht, am Samstag oder erst am Sonntag nach Hause
kommen würde, um meine Sachen wieder zu packen.
Beim Rausgehen hörte ich meinen Vater etwas lauter
mit meiner Mutter diskutieren. „Inge, nun sag doch
mal was!“ „Georg, er besucht einen Freund. Hat der
doch gesagt!“; „Nein.
Er hat „meinen“ Freund gesagt! Er hat doch eine
Freundin!“; „Georg, er hatte eine Freundin. Und
außerdem, geht es uns doch gar nichts an!“ Meine
Eltern waren auch zu drollig. Gerade mein Vater
raffte gar nichts. Gartenarbeit? Der hatte wohl einen
Knall. Hätte er mir die Pflanzkartoffeln mitgegeben,
wären sie ja schließlich in der Erde. Meine Mutter
stand noch eine Weile mit an der Tür und murmelte:
„Ist es das, was ich denke?“ Ich nickte. „Ja, Mama. Er
ist nett und unwahrscheinlich gut aussehend!“ Dann
ging ich. Angekommen am Elternhaus von Rene
öffnete er mir die Tür. Es war schon fast eine kleine
Villa. Seine Eltern waren wohlhabend und wohnten
am Stadtrand. Mit einer Umarmung begrüßte er
mich. Rene sah umwerfend aus. Er trug eine weiße
Stoffhose und ein leicht geöffnetes Hemd. Um seinen
Hals lagen die Arme eines dünnen Pullovers. Er
nahm meine Hand und schob mich anschließend ins
Wohnzimmer.
Sein Vater, ein gepflegter älterer Herr im Anzug
begrüßte mich mit festem Handschlag und auch seine
Mutter schien ziemlich nett zu sein. Ich wusste ja
noch nicht, was Rene denen erzählt hatte und war
etwas mundtot. Rene verabschiedete sich für kurz in
die Küche und meinte, er würde den Rehbraten
abschmecken. Ich flüsterte: „Du willst was?“ Da fing
er an zu lachen. „Dirk, ich muss den Rehbraten
abschmecken, das bekommt meine Mom niemals
alleine hin!“ Er war so normal, etwas ungewöhnlich
aber völlig legitim. Sein Vater nutzte die Chance und
verwickelte mich in ein Gespräch. Er bot mir einen
Zigarillo an und einen Cognac. Dann wollte er so
einiges wissen. „Na, wie macht sich Rene so, unter so
vielen jungen Männern?“ Ich verstand seine Frage gar
nicht richtig und meinte.
„Naja, er schlägt sich durch!“ Sein Vater lachte und
meinte: „Nein, ich meine Herr Gott, sie wissen doch,
wie ich das meine!“ Ich schluckte kurz und hatte
verstanden, dass er wusste, dass sein Sohn schwul
war. Dann gab er mir einen wirklich freundlichen Rat.
„Junger Mann, sie sind mir auf den ersten Blick
sympathisch. Ich lege Ihnen ans Herz, gut auf meinen
Sohn zu achten. Sollte mir zu Ohren kommen, dass
sie ...“ Unhöflicherweise unterbrach, ich den alten
Mann und versicherte ihm. „Ich liebe Rene über
alles!“ Dann war Ruhe. Der alte Mann sagte nichts
mehr und stieß mit seinem Cognac gegen Meinen.
„Wohl sein!“, sagte er und schob noch hinter her.
„Auf sie beide!“ Rene kam zurück und lachte. „Na
unterhaltet ihr euch nett?“ Na, was für eine Frage.
Sein Vater versuchte etwas Nettes zu sagen und
meinte: „Sympathischer junger Mensch, dein
Freund!“ Na ja, ich denke Rene wusste, wie er das
meinte. Sein Vater war eben skeptisch. Seine Mutter
hingegen war sehr nett. Sie war zuvor kommend und
deckte das Essen auf. Dann dinierten wir in einer
etwas ratlosen Atmosphäre.
Doch sein Vater ließ nicht locker und fragte noch ein
paar Dinge über die Bundeswehr. Da hatten wir
jedenfalls ein nettes Gesprächsthema. Rene ließ aber
auch keinen Augenblick aus, mich mit seinen Augen
anzuflirten, bis seine Mutter
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