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Scharfe Schuesse

Scharfe Schuesse

Titel: Scharfe Schuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Le Bierre
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Ich
wusste keine Antwort.
    Was wollte der eigentlich von mir? „Denken sie nach
HG. Meinen sie Gott, gibt den Menschen Frauen,
damit sich meine Rekruten gegenseitig in den Arsch
ficken?“ Ich wusste immer noch keine Antwort auf
seine Beleidigungen. „Sie haben um 900 einen Termin
beim Militärpfarrer im Zelt. Vielleicht kann der ihnen
den Poller (Kopf) wieder gerade rücken!“ Ich
wiederholte den Befehl und wollte wegtreten. „Und,
Schiewas?“, rief er hinter her. „Sehen sie das als
erzieherische Maßnahme. Sie können froh sein, dass
das der erste Maßnahmenvorschlag auf meiner
Menschenführungskarte war.
    Aus reiner Kameradschaft verschone ich sie mit den
anderen Vorschlägen. Wegtreten!“ Der hatte sie doch
nicht alle. Seine Marine bestand nur aus
heterosexuellen Schönlingen. Aber das war es nicht.
Pünktlich begab ich mich in das Zelt des
Himmelskomikers, unseren Militärpfarrer. Er war
eigentlich ganz okay und hatte immer ein offenes Ohr
für die Belange von Rekruten. „Ach, der Herr
Schiewas! Was kann ich für sie tun?“, sagte er.
Für mich tun konnte er schon mal gar nichts, oder
wollte er mir meine ersten schwulen Erfahrungen
ausreden? Dafür war es wohl zu spät! Er verwickelte
mich sofort in ein Gespräch, das war seine Masche.
„Der Zugführer schickt mich!“; „Ach? Hat der ein
Problem mit Ihnen?“; „Weiß ich nicht, ich sollte mich
dringend bei Ihnen melden!“; „Und? Wollen sie mir
etwas erzählen oder warum sind sie jetzt hier? „Ich
weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll!“; „Rolf
Bauhmann?“; „Sie wissen davon?“; „Natürlich. Ich
bin doch nicht blind!“; „Aber …“
    „Aber was? Sie beide gelten unter der
Inspektionsführung als das Traumpaar der ersten
Inspektion!“ „Aber ich dachte ...“; „Was dachten sie?
Dass man es nicht bemerkt? Es gehört schon eine
Menge Mut dazu, sich an den Sohn des
Kommandeurs heranzuschmeißen!“; „An wen?“; „An
Rolf Bauhmann, den Sohn ihres Kommandeurs!“;
„Kommandeur? Aber der heißt doch …“; „Ja? Wie
heißt denn ihr Kommandeur?“; „Bauhmann, Schlüter!
Scheiße, das ist nicht wahr oder?“ „Ja, das hatten wir
uns auch gedacht. Glücklicherweise wissen das auch
nur der Spieß, der Zugführer und meine Wenigkeit!
Und damit das so bleibt, rate ihn ihnen dringend, es
nicht zu weit zu treiben!
    Wenn der Kommandeur heraus bekommt, dass sein
Sohn schwul ist, dann brennt hier die Insel, das
können sie mir glauben!“; „Aber das wusste ich
nicht!“; „Natürlich nicht. Bauhmann ist schon das
zweite Quartal hier auf Sylt. Er durchläuft die GA
noch einmal, damit wir ihn unter Kontrolle haben!“ ;
„Er ist was?“
„Er hat im letzten Quartal schon ein paar seiner
Kameraden angegraben. Doch mit der Aktion hier
wird das doch etwas brenzlig. Wir werden ihn mit
ihrer Truppe in eine andere Einheit kommandieren!“;
„Eigentlich bin ich ja gar nicht schwul!“; „Das mein
lieber Hauptgefreiter, denken alle am Anfang.
Homosexualität ist etwas, womit man grundsätzlich
geboren wird. Ob sie sich durchsetzt, hängt von
einem jeden selbst ab. Passen sie auf sich auf. Und
dieses Gespräch hat nie stattgefunden. Kann ich mich
darauf verlassen?“
„Natürlich. Das können sie!“
    Ich verließ das Zelt. Bauhmann spielte also ein
falsches Spiel. Ich beschloss, das für mich zu behalten.
Rolf und ich bekamen jeder ein eigenes Zelt. Sie
versuchten, uns voneinander fernzuhalten. Der Rest
des BIWAK verlief relativ ruhig. Völlig geschafft
kehrten wir nach 76 Stunden auf die Insel zurück. Ich
hatte kapiert, was da ablief. Rolf hatte also Ahnung,
wo er was her bekam und wen er schmieren musste,
um seinen Willen zu bekommen. Mich hatte er ja
schließlich auch gelinkt. Auf unserer Stube traf ich
sehnsüchtig auf Rene. Der freute sich auch riesig mich
zu sehen, aber irgendwas war anders. Wir kamen uns
nicht näher, sahen uns aber ständig an.
    Okay, Rolf hatte mich zwar berührt, aber mein Herz
schlug für Rene. Nach dem BIWAK mussten wir
unsere Gewehre reinigen. Ich hörte Rolf andauernd
sagen „Meine Prinzessin!“ Hatte der einen
Kasernenkoller? Ich ging zu ihm, in dem alten
Kellergewölbe.
Fast alle waren schon fertig und ich hatte etwas Zeit,
mit ihm zu quatschen. Ich setzte mich neben ihn und
sagte: „Hattest du mich gerade gerufen?“ Er sah mich
an und lachte. „Nein, ich sprach mit meinem
Gewehr!“ Er hatte das Gewehr „Prinzessin“ genannt.
Ich sah, wie behutsam er den Lauf reinigte. Ich riss
einen Scherz.

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