Scharfe Schuesse
Kameraden,
wurde auch nicht gerührt. Dann kamen die Befehle:
„Stillgestanden! Augen geradeaus! Melde den
Hörsaal vollständig zum Formaldienst angetreten!“
Dies kam von dem Ersten ganz links.
Der Oberleutnant übernahm und lockerte die
Formation. „Zur Anzugsmusterung ausrichten, erste
Reihe 5 Schritte, zwote Reihe 3 Schritte vortreten!“
Dann ließ er rühren und trat vor meine Wenigkeit,
stellte mich ins „Still gestanden“ und musterte
meinen Anzug. „Hauptgefreiter Schiewas, ihr
Hosenstall steht auf.
Haben wir Husumer Fischwoche, oder was?“, brüllte
er mich an.
Fast wäre ich darauf hereingefallen und wollte nach
unten sehen, aber ich durfte mich ja auch nicht
rühren. Ich musste mir sogar das Lachen verkneifen.
Er sah mich an und grinste. „Seemann, wenn sie jetzt
anfangen zu lachen, machen sie ihr
Vorgesetztentraining von 76 Stunden noch heute vor
dem Mittagessen! Das schwöre ich Ihnen!“ Das war
wirklich Link.
Aber er ließ rühren und ich war beruhigt. „Das mit
dem Hosenstall war ein Scherz!“, sagte er. „Und nun
zu ihrer Frage, warum die Anzugsmusterung eine
eigene Formation hat. Damit ich Ihnen bei
Fehlverhalten einen Anschiss geben kann und damit
die Kameraden links und rechts von Ihnen verschone,
wenn sie eine Föhnwelle bis Polen verpasst
bekommen!“ Ja, sehr richtig, Herr Oberleutnant. Wie
konnte ich so was auch fragen. In der Bundeswehr
gab es ja keine Fragen, nur Antworten.
Natürlich waren die nächsten beiden Stunden
Formaldienst für die Vorbereitungen zum „Kutter
pullen“, auch eine Art der militärischen
Fortbewegung. Acht Mann an den 2,5 Meter langen
Riemen und ein Steuermann, sowie einen
Vorgesetzten Bootsmaaten, der die Befehle gab.
Allerdings machten wir am ersten Tag nur eine
Besichtigung der Bootsausrüstungen und widmeten
uns dann dem Tagespunkt „Administratives",
worunter auch das Legen von Knoten und Ankern
fiel. Ich kannte das von diesen alten Knotenbrettern
meines Opas.
Die Gruppe aus der 7. Inspektion inklusiv Rolf
machte bei uns NATO-Pause, sodass wir ein paar
Takte schnacken konnten. Wir saßen im Gras beim
See und quatschten. Rolf machte sich über die
Marinetradition lustig. Er meinte er, dass er so große
Riemen noch nie gesehen hat. Da lachte ich und rief
rüber zu Rene. „Rolf meint, dass du endlich mal einen
größeren Riemen, als deinen eigenen in der Hand
hast!“
Leider saß mein langhaariger Lieblingsbombenleger
Razinski neben ihm und bekam große Ohren. Dann
jagte Rolf noch einen hinterher, als er Rene am Anker
knoten sah. „Razinski, pass bloß auf den Schiffsarzt
auf, der hat Gynäkologenhände. Der tapeziert dir
deine Stube durch ein Schlüsselloch!“ Da machte die
junge Hauptgefreite aber Augen und himmelte Rene
an. Ich wollte gerade aufstehen und knurrte zu Rolf:
„Die blöde Sau, der Hau ich jetzt auf die Fresse!“
Doch Rolf zog mich zurück. „Spinnst du? So eine
hübsche junge Frau. Du willst sie doch nicht
verschandeln oder? Vielleicht wird die ja noch
gebraucht?“
„Wofür denn?“, fragte ich verärgert. „Rene würde nie
eine Frau anfassen!“ Rolf lachte. „Bist du dir da
sicher? Siehe sie dir an. Sie ist sexy!“ Ich wollte mir
das blöde Gelaber nicht mehr anhören. Als ich
aufstand, zischte mir Rolf hinterher: „Hey Prinzessin,
wenn du mal Lust auf einen richtigen Mann hast,
beweg' deinen Arsch mal zu mir in einer ruhigen
Minute. Dann machen wir da weiter, wo wir
angefangen haben!“ Rolf grinste und kehrte zurück
zu seiner Gruppe. Das hätte er sich echt verkneifen
können. Nach dem Dienstschluss klopfte er an der
Zimmertür, als Rene gerade duschen war. Die junge
Razinski kam herein und sah mich an.
„Du Dirk?“, fragte sie mit rollenden Augen. Ich sah
an der jungen Dame hoch und runter. In ihrer BGAHose mit weit aufgeknöpfter Bluse und offenen
Haaren stand sie vor mir. „Weißt du, wo ich deinen
Kumpel Rene finde?“ Ich verzog das Gesicht. „Wieso?
Der ist duschen und will dabei nicht gestört werden!“
Sie sah mich etwas mucksch an und sagte: „Was hab
ich dir bloß getan? Kannst du ihm, sagen, dass er sich
mal bei mir melden soll?“ Ich nickte und dann
verschwand sie, hinterließ einen aufdringlichsüßlichen Duft ihres Parfums und Rene kam herein.
„Sag mal, seit wann benutzt du so ein beißendes
Nuttendiesel?“ Sehr witzig Rene.
„Deine Lieblingsfreundin mit den dicken Titten
vermisst dich ganz doll. Vielleicht gehst du mal rüber
und schneidest ihr die Haare!“ „Ja!“, sagte er.
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