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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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in der Aufzeichnung«, wisperte sie ihm zu.
    »Ist das ein Elfentrick?«
    »Ein Vampirtrick.«
    »So was wie der Spiegeltrick? Der funktioniert bei mir aber nicht, ich kann mich immer noch sehen.«
    »Besser als der Spiegeltrick.«
    »Cool. Und ich kann den auch?«
    »Sicher. Ich zeige dir, wie du dich bewegen musst.«
    Nach kurzer Zeit hatte Robert es heraus und lachte in sich hinein, während er Anne zum Bahnsteig folgte. Sie widmete ihre Aufmerksamkeit vor allem den Schächten, in denen die Züge verschwanden. Ihre Nasenflügel waren weit gebläht, und sie schien zu wittern.
    Robert versuchte, die magische Strömung auszumachen, die Anne bemerkt hatte, aber er war noch zu ungeübt darin. Deshalb verstand er es immer noch nicht, den »Elfenkanal« zu benutzen. Anne sagte, es würde Zeit brauchen, dann käme es von ganz allein.
    Langsam näherte er sich dem Tunnel, in dem es nur noch ein paar Meter weit schummrige Beleuchtung gab. Dahinter lag tiefe Finsternis. Der Blick seiner Vampiraugen bohrte sich in die Schwärze, und nach einiger Konzentration machte er undeutliche Konturen aus.
    Das ist so geil
, dachte Robert. Ein nie gekanntes Gefühl von Macht durchströmte ihn. Als würde er nun erst begreifen, was er seit seiner Wiederauferstehung geleistet hatte. Er hatte sich mit mächtigen Elfen angelegt und sie besiegt – nun ja, bei Catan konnte man sich darüber streiten, aber zumindest hatte er den Panther außer Gefecht gesetzt, bevor er abgehauen war –, sein Körper war schnell und stark, und schaurige Geschöpfe der Nacht respektierten ihn allein wegen der Tatsache, dass er ein Vampir war, und zwar ein besonderer. Das konnten sie spüren.
    Gewiss, er hatte auch getötet. Aber das war im Elfenreich gang und gäbe; die Unsterblichen dachten nicht weiter darüber nach und hatten weitaus weniger Skrupel als normale Menschen. Daran würde er sich wohl gewöhnen müssen – aber nur, solange es Elfen waren. Auch wenn die Moral zweifelhaft klang: Robert wollte keinen Menschen gefährden. Das war einfach eine andere Sache. Eine andere Welt.
    Es hatte was, einfach so in dieser U-Bahn-Station zu stehen, von den Kameras nicht erfasst zu werden und einer Finsternis ihre Geheimnisse zu entreißen. Und das war erst der Beginn. Robert kannte bei Weitem noch nicht alle seine Fähigkeiten, und er war gespannt darauf, was alles in ihm lauerte, abgesehen von den übermenschlichen Kräften.
    Moment ... Hatte sich da etwas bewegt? Er hatte wieder einmal nicht aufgepasst, war in seinen Gedanken abgeschweift, ganz wie früher. Zu sehr versunken in sich selbst. Als Jäger hatte er noch nicht sonderlich viel Erfahrung, und wahrscheinlich fehlte es ihm auch an ausgeprägtem Talent.
    Robert ging ein Stück näher und konzentrierte sich. Um nicht zu sehr auf sich aufmerksam zu machen, hörte er einfach auf zu atmen. Solange er sich nicht bewegte, war das kein Problem, sein Körper verfiel dann in eine Art Leichenstarre. Auch einer der Tricks, die er durch Zufall herausgefunden hatte.
    Seine Geduld machte sich bezahlt. Dort hinten
war
etwas!
    Robert sprang in den Gleisgraben und rannte los. Er brauchte keine Sorge vor fahrenden Zügen zu haben. Anne rief ihm hinterher, doch er achtete nicht auf sie. Er wollte wissen, was sich da bewegt hatte, und er war sicher, dass es etwas Nichtmenschliches gewesen war.
    Anne stieß einen Fluch aus, dann tauchte Robert in die Dunkelheit ein, und alle Geräusche hinter ihm erstarben. Trittsicher fanden seine Füße den Weg, ohne an die tückischen Stromleitungen zu geraten oder über Unebenheiten zu stolpern. Ihm war, als würde er genau wie Anne den Boden nicht mehr richtig berühren.
    Vor ihm erklang ein ersticktes Geräusch, und dann huschte etwas davon, tiefer in den Schacht hinein. Eine andere Fluchtmöglichkeit gab es nicht, was die Jagd erleichterte.
    »Bleib stehen!«, rief Robert. »Lass uns reden!«
    Das Wesen dachte nicht daran, und Robert konnte es ihm nicht verübeln. Wie sollte es solchen Worten auch Vertrauen schenken, wenn es bereits wusste, dass ein Vampir hinter ihm her war?
    Also Gas geben. Robert beschleunigte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er spürte, wie seine Fangzähne ausfuhren und etwas anderes, Wildes an die Oberfläche drängte, übernehmen wollte. Robert zwang es zurück, doch es gelang ihm nicht ganz. Der Jagdtrieb trieb ihn nun voran, er selbst brauchte gar nicht mehr viel zu tun.
    Die Beute ... Das Wesen war sehr viel kleiner und schlug flinkere Haken.

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