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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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fortsetzte; plötzlich gerieten zwei Männer in Streit und fingen an zu kämpfen. Weitere mischten sich ein, und der Mantikor leckte sich gierig über die Zähne. Er verharrte, als ein Pferd auf halber Dünenhöhe mit einem schrillen Wiehern stürzte, sich überschlug und samt Reiter herabgerutscht kam. Die anderen Tiere wurden scheu und konnten nur mit Mühe gehalten werden. Befehle schwirrten durch die Luft. Jemand stieg ab, sah nach Mann und Pferd, die sich beide nicht mehr regten, und saß wieder auf. »Weiter! Denen kann nur noch Gott helfen.«
    Immer noch herrschte Unruhe, und Offiziere trieben die Soldaten mit Peitschen und Krummsäbeln voran.
    »Schneller!«, schrie einer. »Bevor die Flut kommt! Los, los!«
    Der Trupp setzte sich wieder in Bewegung, das Durcheinander legte sich, und die Soldaten schritten eilig voran. Pferde und Kamele waren unruhig und störrisch, sie murrten und wieherten und mussten mit Gewalt angetrieben werden. Inzwischen war wohl jeder nass bis auf die Knochen, und die Furcht vor einer plötzlich heranrasenden Springflut wuchs. Regen gehörte in der Wüste zu den tödlichsten aller Gefahren, und es hieß nicht zu Unrecht, dass mehr Leute in der Wüste ertranken als im Meer.
    Bald waren die Schemen hinter den Regenvorhängen verschwunden. Man hörte nur noch von ferne die Rufe, Tierlaute und Metallgeschepper.
    Kurus blieb vor dem Kadaver mit dem toten Reiter stehen. Der Regen wusch das Blut aus den tödlichen Wunden, die beiden zugefügt worden waren.
    Der Leib des Mantikors erzitterte. »Darf ich sie fressen? Ja? Bitte! Sie sind doch schon tot! Sie können keinen Einfluss mehr auf die Geschichte haben, alle sind weitergezogen!«
    Der Getreue stieg ab. »Meinetwegen«, sagte er, obwohl er ahnte, dass das eine Menge Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Aber vermutlich gab es noch mehr Probleme, wenn er es ihm verweigerte.
    Kurus machte sich zuerst an das Pferd, fetzte Sattel und Zaumzeug herunter und riss den Kadaver mit Krallen und Zähnen in Stücke. In großen Brocken schlang er das dampfende Fleisch hinunter, bis nur noch die Knochen übrig waren. Dann wandte er sich dem Reiter zu, warf ihn halb durch die Luft, während er ihm die Kleidung herunterriss, und fraß den ersten Menschen seines Lebens.
    Die Augen des Mantikors glühten auf, und ein wildes Licht entzündete sich in ihnen. »Ahhh«, zischte er. »Menschenfleisch! Der wahre Genuss! Wie muss es erst sein, wenn es noch zuckt!«
    »Wir müssen weiter«, mahnte der Getreue.
    Kurus wandte sich ihm zu. Seine drei Zahnreihen blitzten selbst durch den Regen. »Ich frage mich schon lange, ob dein Körper wohl menschlich ist. Wie mag er schmecken?, frage ich mich zudem. Noch dazu, da du dich außerhalb der menschlichen Zeitlinie bewegst. Für dich gelten die Gesetze nicht ...«
    Das hatte der Getreue geahnt, früher oder später hatte es kommen müssen. Nur – er durfte den Mantikor nicht töten, um die Zeitlinie nicht zu zerstören, von der er selbst abhing. Zudem durfte er die Bestie nicht zu sehr verletzen, da sie ihn sonst nicht mehr tragen würde. Immer noch war er auf Kurus angewiesen, zu Fuß konnte er den Weg niemals schaffen.
    Ein Kampf blieb wohl unausweichlich. Der Getreue würde seinen Diener nicht noch einmal beruhigen oder einschüchtern können. Wenn er nicht so schwach gewesen wäre, wären seine nächsten Schritte völlig klar gewesen. Doch im Moment war er ratlos.
    Hastig sprang er zur Seite, als Kurus mit der rechten Pranke nach ihm schlug – immerhin noch mit eingezogenen Krallen.
    »Ich bin kein Mensch und ganz sicher nicht nach deinem Geschmack«, stieß der Getreue hervor. »Ich sagte schon, an mir ist kaum Substanz.«
    »Darauf lasse ich es ankommen.«
    »Bisher warst du sehr artig. Du solltest nicht alles aufs Spiel setzen.«
    »Mir doch egal!«
    Kurus hatte sich entschieden. Mordlust glitzerte in seinen Augen und ließ sie wie eiskalte, messerscharfe Kristalle wirkten. Sein Skorpionschwanz peitschte pfeifend durch den Regen.
    »Töten«, zischte er. »
Reißenfressenbluttrinken.
«
    Er sprang den Getreuen an, doch der hechtete zur anderen Seite, rollte sich herum, stieß sich ab und wich dem nächsten Prankenschlag aus.
    »Bleib stehen!«, rief Kurus wütend. Er war groß und stark, aber unerfahren. Der Getreue hatte keine Mühe, seine Taktik zu durchschauen. Dennoch blieb es sehr anstrengend, außer Reichweite zu kommen. Er fing bald an zu keuchen, und der Regen nahm ihm zusätzlich die Sicht. Kurus

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