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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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sonst?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr, was geschah. Auf Island ...«
    »Ich habe keine Kenntnis. Ich bin hier, ich war nicht dort. Es spielt keine Rolle. Du wirst dich bald wieder erinnern. Danach ist es nur noch ein kurzer Schritt zurück.«
    Der Getreue spürte, wie er an Substanz gewann und sich ihm der weitere Pfad eröffnete. Es war ein tröstlicher Gedanke zu wissen, dass sein Bruder über ihn wachte und ihm den Weg bereitete. Das bedeutete, es war noch nicht zu spät.
    »Aber es ist sehr knapp«, sagte der andere, als könne er seine Gedanken hören. »So nah am Abgrund waren wir noch nie. Wenn einer der Großen stirbt, wird das nicht unbemerkt bleiben ...«
    »Wer starb?«, fragte der Getreue. »Passierte es auf Island?«
    »Ich weiß es nicht, denn ich stamme nicht aus deiner Zeit. Aber die Auswirkungen sind im Gefüge zu spüren. Jemand wurde ausgelöscht, der Bestandteil der Gesamtheit war. Und wenn ich mir deinen Zustand so anschaue, bin ich ziemlich sicher, dass du für die Auslöschung verantwortlich bist.«
    »Kann ich es ...«
    »Rückgängig machen? Rechtzeitig verhindern? Nein. Es ist bereits geschehen. Nichts kann es mehr ändern. Wir können nur noch die Scherben aufsammeln und versuchen, das Schlimmste zu verhindern. Doch ich spüre den Verlust ... einen Schmerz, den ich wohl nie wieder verlieren werde, auch wenn ich erst zu deiner Zeit verstehen werde.«
    »Ich glaube, dort wirst du nicht ankommen, da ich dort war. Du wirst nicht ständig hier in der Menschenwelt sein wie bisher auch. Sobald du die Aufgabe in deiner Zeit beendet hast, wirst du gehen. Dann beginnen wir von vorn.«
    Der andere nickte. »So wird es sein. Nun eile dich, ich habe dir so viel gegeben, wie ich konnte. Ist das übrigens ein Mantikor, auf dem du reitest?«
    »Ja.«
    »Gefällt mir. Wir sind, der wir sind, nicht wahr?«
    »Ich hoffe, wir bleiben es.«
    Der Getreue drehte sich um und kehrte zur Düne zurück. Kurus hatte brav gewartet und sagte auch nichts, als sein Herr die Verschnürung löste. Der Verhüllte sprang ihm auf den Rücken und trieb ihn an.
    »Nächste Etappe«, sagte er.

9 Jagd
    Albert rannte schreiend in den Tunnel hinein. Er wusste, Schreien war total dämlich, wenn man wegrennen und sich verstecken wollte, und noch dümmer war es, in die Dunkelheit hinein- anstatt aus ihr herauszulaufen. Aber beides konnte er nicht ändern.
    Das Wesen, das aus den Schatten auf ihn zugegangen war und »Hunger« geröchelt hatte, hatte kaum mehr einem Menschen geähnelt. Gewiss, es hatte noch Lumpen und Fetzen an sich gehabt, die einmal einem Menschen gehörten. Und es ging aufrecht, besaß zwei Beine und zwei Arme und einen Kopf. Aber sein Schädel war nur von einer dünnen Haut überspannt gewesen, mit eingefallenen Wangen und Löchern, sodass man die Zähne zwischen den Fasern hindurch sehen konnte. Und der Rest war nicht viel besser. Ein wenig Fleisch dort, ein bisschen Haut da, doch alles unfertig. An vielen Stellen schimmerten die bleichen Knochen hindurch.
    Ein Wesen wie aus einem Horrorfilm. Außerdem stank es, als wäre es noch frisch in der Verwesung und nicht schon seit Jahrhunderten tot, worauf seine altertümliche Kleidung jedoch schließen ließ.
    Das alles war Albert in Sekundenschnelle durch den Kopf geschossen, bevor er endlich reagiert hatte und geflohen war. Beinahe wäre er direkt in eine zweite absonderliche Albtraumgestalt hineingelaufen, die lautlos neben ihm aufgetaucht war. Sie hatte nach ihm gegriffen, doch er war gerade noch zurückgewichen.
    Und das war zu viel für Albert. Der Weg ins Licht war ihm versperrt, aber er würde keineswegs wie ein Lämmchen stehen bleiben und sich bei lebendigem Leibe fressen lassen. Er hatte mit seinem Sohn genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, was derartige Geschöpfe vorhatten.
    Ich träume
, dachte Albert, während er neben dem Gleis entlangstolperte und den Weg im matten Schein von Wartungslampen gerade so erkennen konnte.
Das Essen ist mir nicht bekommen oder der Kaffee, und jetzt bin ich in einem Albtraum gefangen und kann Illusion nicht mehr von Wirklichkeit unterscheiden. Ganz bestimmt ist es so!
    Er rutschte auf einer Unebenheit aus und knickte mit dem Fuß um. Stechender Schmerz raste von seinem Knöchel hinauf ins Gehirn, trieb ihm die Tränen in die Augen. Da wusste er, dass er keineswegs träumte. Eine solche Pein konnte man im Traum nicht erleben, dort war alles war viel surrealer. Und wenn es ein Traum gewesen wäre, wäre Albert normalerweise

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