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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mantikor lag schwer atmend auf der Seite und nieste Blut aus der aufgerissenen Wunde. Fahrig leckte seine Zunge darüber. Seine Augen folgten jeder Bewegung des Getreuen, doch er war nicht einmal mehr in der Lage, den Skorpionschwanz zu heben.
    »Es dauert nicht lange«, sagte der Getreue und ließ sich neben ihm nieder. »Versuch, ein wenig zu schlafen.«
    Die Nacht brach herein, und ein glitzernder Sternenvorhang spannte sich über den Himmel. Die Luft kühlte ein wenig ab, blieb aber angenehm. Um sie herum erwachten Nachttiere zum Leben und füllten die Stille mit allerlei Geräuschen und Lauten. In die Senke verirrte sich nichts, aber auf den Hügeln waren oft huschende oder ruhig dahinziehende Schatten zu sehen.
    Kurus regte sich nicht. Ab und zu röchelte er stärker, dann neigte der Getreue sich zu ihm, lauschte, nickte und döste weiter.
    Es wurde eine jämmerliche Nacht für den Mantikor. Nach Mitternacht fing er wie im Schüttelfrost zu zittern an, und gegen Morgen überfiel ihn unkontrolliertes Zucken in den Gliedmaßen. Er schnaufte, keuchte, und sein Körper troff vor Schweiß.
    Schließlich konnte er wieder sprechen. »Was ... was hast du mir nur angetan?«, winselte er.
    »Nur die Ruhe, es ist gleich vorüber.« Der Getreue warf einen prüfenden Blick zum Himmel und nickte wie schon so oft in den vergangenen Stunden.
    Ein weiterer herrlicher Tag brach an. Nebelstreifen am rasch heller werdenden Himmel wurden von den aufsteigenden Sonnenstrahlen purpur, violett und orange angemalt. Morgensänger stiegen auf und zogen jubelnd durch die Lüfte.
    »Versuch mal aufzustehen«, riet der Getreue.
    Kurus kämpfte eine Weile, dann schlug er die Krallen in den Sand und stemmte sich hoch. Auf wackligen Beinen stand er und bot eine jämmerliche Gestalt, doch er konnte sich halten. Verunsichert sah er zu seinem Herrn. »Dann werde ich nicht ... nicht ...«
    »Wer sagt das?«
    »Ich ... oh ... Mir wird schlecht ...«
    Ein rumpelndes Geräusch erklang in Kurus’ Bauch, der stark eingefallen wirkte, und dann fing er auch schon an zu würgen. Der Mantikor quälte sich fürchterlich. Sein Leib krampfte sich immer wieder zusammen, er würgte und würgte. Schließlich kam eine heftige Kontraktion – und Kurus spie die Frucht wieder aus, die ihm so schreckliche Stunden beschert hatte.
    Der Getreue ging zu dem schleimigen Klumpen, rieb ihn mit einem Palmenblatt ab und nahm ihn daraufhin in die Hände – er passte gerade so hinein. Danach hielt er ihn Kurus entgegen, der immer noch aussah, als wäre ihm sterbensübel. Doch seine Muskeln entspannten sich langsam, auch das Zittern ließ nach.
    »Gratuliere«, sagte der Verhüllte. »Sieht so aus, als wärst du soeben erfolgreich Muttervater geworden.«
    In diesem Moment regte sich der kleine rote Klumpen. Er streckte vier Gliedmaßen aus, dann einen Skorpionschwanz – und am anderen Ende nieste er.
    Kurus verdrehte die Augen und fiel wieder um.
    »Komm zu dir, du Tölpel! Dafür habe ich keine Zeit. Ich muss weiter!« Der Getreue trat dem Mantikor kräftig gegen die Brust.
    Notgedrungen fand er zu sich und richtete sich auf. »Bin ich tot?«
    »Das hättest du wohl gern. Hier, nimm schon endlich deinen Welpen!«
    Kurus streckte eine Pranke aus und nahm den winzigen Mantikor an sich, der ruhig schlummerte. Nun war er also Muttervater, dabei war er vom Gemüt her selbst kaum erwachsen. »Aber ... aber ich verstehe das alles nicht«, stammelte er.
    Der Getreue seufzte. »Dann werde ich es dir eben erklären.« Er ließ seinen Blick kurz in die Umgebung schweifen, um sich davon zu überzeugen, dass sie allein waren, und begann: »Du bist dein eigener Muttervater, Kurus. Indem ich dich in die Vergangenheit brachte – hierher –, wurden alle Voraussetzungen geschaffen, um mich in der Zukunft zu retten. Das ist das Große, wofür du ausersehen bist, denn indem du mich rettest, rettest du die Welt.«
    »Oh ... Was muss ich also tun?«
    »Du nimmst deinen Welpen und gehst den ganzen Weg zurück, den wir gekommen sind, aber du bleibst in dieser Zeit, und du wirst auch das Reich Atlantis nicht verlassen. Damit läufst du keine Gefahr, einem Feind zu begegnen; du wirst unbehelligt sein. Dein Weg ist einfacher, solange du ihn nicht aus den Augen verlierst. Am Ziel angekommen, gräbst du den Schacht und legst den Welpen hinein. Er ruht dann direkt an der Ley-Linie, sie wird ihn all die Jahrtausende ernähren und schützen. In dieser sehr langen Zeit wird er nur sehr langsam wachsen und

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