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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ohne Muse geschaffen.«
    Tom hatte das gegenüberliegende Ende der Halle erreicht. »Hier geht’s lang.« Er winkte den beiden.
    So schwer es auch fiel, sie mussten weiter.
    Immer tiefer stiegen sie hinab, den Elmsfeuern nach. Eine uralte Welt eröffnete sich vor ihnen, je weiter sie zwischen den Gesteinsschichten vordrangen. Zeitzeugnisse der Kulturen, die dort gelebt hatten, Jahrhundert um Jahrhundert.
    Schließlich erreichten sie eine Halle, in der wie eine Fotografie eine Schlachtszene aufgebaut war – und da fanden sie die Zombies.
    Nicht alle, die dort aufgestellt waren, waren zu Wiedergängern geworden. Es gab noch viele weitere menschliche Überreste, die in ihrer letzten Sekunde wie in der Bewegung festgefroren waren. Mitten im Kampf, sterbend zu Boden sinkend, etwas rufend, einem Kameraden die Hand oder Waffe reichend, und vieles mehr. Skelette, Mumifizierte ...
    Robert hörte, wie Tom angesichts dieser Szene schluckte. Ihm ging es selbst kaum anders. In London, in Madame Tussaud’s, oder auch in Foltermuseen hatte er bereits Ähnliches gesehen. Aber nichts war so realistisch wie dieser Anblick gewesen.
    Die Zombies nahmen die Eindringlinge nicht wahr. Verloren wandelten sie unter den Toten umher, führten Gesten und Handlungen wie zum Zeitpunkt ihres Todes aus, und das machte dieses Panoptikum nur noch schauriger und eindringlicher. Einige der Untoten trugen immer noch flackernde Elmsfeuerchen auf dem Schädel.
    »Verflucht!«, stieß Tom hervor. »Wir haben recht gehabt, Robert. Ich weiß, was das hier ist.« Er streckte den Arm aus und zeigte auf eine Gestalt, die in der Mitte eines Leichenberges stand und fast lebendig aussah. Ein großer, schwerer Mann, der schon an die siebzig zählen mochte, mit einer vermutlich zentnerschweren, mit Nägeln gespickten Keule an der Seite. Seine mumifizierte Haut war fahlbleich, doch es war alles noch vorhanden, einschließlich der Kleidung und des eingetrockneten Blutes überall an seinem Körper. Er wies eine Menge Schnitt- und Stichwunden auf, doch sein Gesichtsausdruck zeigte Beherrschung, Energie und ungebrochenen Willen.
    Robert konnte nur noch staunen. »Der Schmied von Kochel ... Es ist also wahr ...«
    Anne ging auf die bizarre Statue zu und machte eine ausholende Handbewegung. Hauchfein glitzernder Staub flog durch die Luft und rieselte über dem Gesicht des Schmieds nieder.
    Ein Ruck ging durch den Toten, und dann öffnete er die Augen. Die Höhlen waren leer, doch im Dunkel darin glühten zwei Funken auf. Mit einem Knirschen bewegte er den Kopf.
    »Uff«, wisperte Tom.
    Robert sah sich nach den Zombies um, doch sie waren weiterhin in ihrer Vergangenheit gefangen.
    »Was willst du?«, ertönte die tiefe, geisterhaft hallende Stimme des Toten.
    »Erzähl uns deine Geschichte, wie du zu Tode kamst«, forderte die Muse den Schmied auf.
    »Weshalb sollen Schrecken und Wahnsinn erneut erweckt werden?«
    »Ich möchte es gern hören, da ich die Geschichte nicht kenne. Sprich, und dann finde ich vielleicht einen Weg, dir zu helfen.«
    Die Funken in den leeren Augenhöhlen glühten stärker. »Also gut, so hört ...«
Zwischenspiel
Die Geschichte der Mordweihnacht
    Ihr kennt mich, denn ich bin Balthasar, der Schmied von Kochel. Als einfacher Soldat unterstützte ich Österreich auf Befehl meines Herrn im Kampf gegen die Türken und versetzte den Feind in Angst und Schrecken. Kurfürst Max Emanuel wollte mich belohnen, doch das lehnte ich ab, denn ich sah es als meine Pflicht an, Vaterland und wahren Gottesglauben zu verteidigen.
    Doch dem Land wurde es schlecht vergolten. Der Kurfürst entschied sich während des Spanischen Erbfolgekrieges plötzlich für Frankreich. Es stand mir nicht an, ihn zu kritisieren, denn ich denke, er hatte gute Gründe dafür. Doch der Preis war hoch. Nach der Niederlage von Höchstätt verlor Bayern seine Souveränität. Kaiser Joseph I. ließ München besetzen, erhöhte die Steuern drastisch und quartierte Truppen ein. Im Herbst 1705 fanden überall Zwangsrekrutierungen statt, die mit äußerster Brutalität durchgeführt wurden. Zusätzlich beraubte man die Landbevölkerung ihrer wenigen Habseligkeiten. Sie lief Gefahr, im Winter verhungern zu müssen.
    Ich brauche euch nicht zu erzählen, was die Kaiserlichen den Bauern und ihren Familien antaten. Männer und Knaben wurden in den Militärdienst geprügelt, die Frauen und Mädchen geschändet und zur Arbeit gezwungen. Ich war dabei, als sie in Neunburg vorm Wald achtzehn Rekruten

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