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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufs Schärfste verurteilte. Ein Aufstand des Volkes bedeutete Gefahr für den Adel, demokratische Bestrebungen brachten die totalitäre Struktur ins Wanken. Ein Adelsaufstand war politisch, eine Volksrevolte aber stellte die ständische Ordnung infrage. Demokratie? Ausgeschlossen! Das konnten die Mächtigen nicht zulassen. Die Bauern starben für einen Kurfürsten, der einen Pfifferling auf sein Volk gab und sein Fähnchen nach dem Wind drehte, wie es ihm gefiel. Für ihn zählte nur der eigene Machtgewinn.«
    »Aber das Volk kapierte das nicht«, warf Robert bitter ein. »Als Max Emanuel 1715 nach München zurückkehrte, wurde ihm ein triumphaler Empfang bereitet. Das Volk feierte die Rückkehr zu den Verhältnissen von vor dem Spanischen Erbfolgekrieg.«
    »Kehrte der Kurfürst zurück?«, fragte der Schmied.
    »Ja.«
    »Dann sind wir nicht umsonst gestorben.«
    Robert seufzte. »So entstand der bayerische Patriotismus, der Bayern letztlich zu einer Sonderstellung aufwertete und die Sendlinger Mordweihnacht zur Legende werden ließ, die im Nachhinein verklärt wurde. Vor allem Max Emanuel sorgte dafür, plötzlich als volksnaher Herrscher zu gelten, und begründete damit die heute verklärte enge Beziehung zwischen Volk und Adel in Bayern. Die Leidenschaft zur Monarchie basiert auf einer Lüge.«
    »Das ist nichts Neues in der Geschichte«, versetzte Anne und wandte sich wieder dem Schmied zu. »Erinnerst du dich, wie du hierhergekommen bist?«
    Das Glühen in seinen Augenhöhlen wurde schwächer. Der Schmied wirkte müde. »Ich kam in einem Massengrab zu mir. Nach dem Blutbad warfen sie wohl die meisten, darunter auch mich, in eine Grube, ohne uns ein christliches Begräbnis zuzugestehen. Ich weiß nicht, wann, doch plötzlich waren meine Erinnerungen wieder da, und ich sah ein grünes Leuchten und folgte ihm durch eine lange Dunkelheit. Seitdem bin ich hier.«
    »Und was tust du?«
    »Die meiste Zeit ruhe ich. Doch manchmal ... manchmal quält mich schrecklicher Hunger. Dann sehe ich das grüne Leuchten wieder ... Und einige von uns gehen hinaus, um Nahrung zu finden, sie bringen mir Erleichterung ...«
    »Oh Mann ...«, murmelte Tom. Robert empfand selbst Übelkeit, obwohl das nur eine Erinnerung sein konnte.
    »Ich danke dir«, sagte Anne freundlich.
    Der Kopf des Schmieds neigte sich leicht. »Wirst du es beenden?«, flüsterte er. »Ich sehne mich nach dem Nichts ... Ich will mich nicht mehr erinnern ...«
    »Euch wird bald geholfen ... allen«, versprach die Muse. »Behalte sie nur hier. Ihr werdet nie mehr darben und euch nicht mehr erinnern.«
    »Danke«, hauchte Balthasar, der Schmied von Kochel, dann erlosch das Glühen, und seine verwelkten Augenlider schlossen sich.
    Anne kam zu Robert und Tom. »Ich weiß, welchen Gang wir nehmen müssen«, erklärte sie. »Dank Balthasar kann ich die Spur jetzt aufnehmen. Und ich glaube, es ist nicht mehr weit. Nur noch ein paar Jahrtausende Geschichte.«
    »Dann sollten wir gehen«, schlug Tom vor.
    Unterwegs fuhr Anne fort: »Ich bin mir mittlerweile ziemlich im Klaren darüber, was passiert ist. Seit langer Zeit wirkt hier eine uralte Macht. Nennen wir sie den Archivar, das dürfte ziemlich zutreffend sein. Der Archivar hat eines Tages angefangen, dieses Zeitzeugnis zu errichten. Dazu hat er von überall Ausstellungsstücke gesammelt und eines Tages auch die Opfer des Massakers von 1705 gefunden. Er hat sie ausgegraben und hergebracht. Durch das Setzen des Stabs am Ätna brach dann eine Veränderung herein. Die Grenzen wurden durchlässiger, das ins Wanken geratene Gefüge hat die Magie des Archivars vor kurzer Zeit, vermutlich auch durch die Auswirkungen von Island, unkontrolliert freigesetzt. Dadurch erwachten schließlich die Toten.«
    »Aber wenn der Archivar seine Magie nicht mehr kontrollieren kann ...«, fing Tom an, sprach jedoch nicht weiter.
    »Ich nehme an, er liegt im Sterben, deswegen geschieht es«, antwortete Anne. »Die Sterblichkeit zerstört ihn.«
    »Also müssen wir ihn finden und dafür sorgen, dass er keine unkontrollierte Magie mehr freigibt«, fasste Robert zusammen. Was bedeutete, aber keiner von ihnen aussprach, dass der Archivar vermutlich sterben musste.
    »Bist du sicher, dass es keine Absicht ist?«, wollte Tom von Anne wissen.
    »Ganz sicher. Freiwillig gibt kein Elf derart viel Magie ab, und das ununterbrochen. Er muss einst unglaublich mächtig gewesen sein, mit geradezu göttlicher Kraft ausgestattet.«
    Sie setzten den Weg durch

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