Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
dafür.«
Den beiden Beratern blieb nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen.
Bevor sie den Ausgang erreicht hatten, rief Fanfreluche: »Ach, eines noch, Adelaide!«
»Ja, Ma’am?«
»In nicht allzu ferner Zukunft wirst du dich entscheiden müssen, wem deine Loyalität wirklich gilt. Mir oder meiner Schwester. Du bist meine Aufpasserin, aber du bist auch eine wertvolle Beraterin. Ich weiß nicht, wie du das vor dir selbst verantworten kannst, aber bald wirst du nicht mehr wechseln können, wie es dir beliebt.«
»Dessen bin ich mir bewusst, Hoheit.«
»Und wirst du meiner Schwester alles berichten, was du gerade erfahren hast?«
»Weiß noch nich’. Sie sollte schon erfahren, dass Ihr ihren Thron jetzt ernsthaft haben wollt. Aber sie wird’s nich’ tragisch nehmen, denk ich. Eure Schwester vertraut Euch – weiß der Felsbeißer, warum.«
»Vor allem deinetwegen, Adelaide. Und genau aus diesem Grund dulde ich dich auch an meiner Seite.« Damit entließ die Vizekönigin sie.
»Da stecken wir also drin«, murmelte Sweeney Todd, sobald sie außer Hörweite der Wachen und der Königin waren. »Dieser verdammte Schweinehund!«
»Wenn’s überhaupt je höchste Zeit war, dann jetzt, du Held!«, sagte Adelaide. »Erklär dich ihr endlich.«
»W… wovon sprichst du?«
»
Shuu’wasch
, Sweeney! Jeder sieht deine Kuhaugen und deinen Sabber, wenn du die Ma’am anstierst! Sag ihr, was du empfindest, und sie wird sich das mit Cagliostro noch mal überlegen!«
Der Barbier lachte trocken. »Red keinen Unsinn. Feen interessieren sich nicht für fleischliche Gelüste oder menschliche Gefühle, außer, wenn diese durch Schmerzensschreie ausgedrückt werden.«
»Da irrste dich aber gewaltig.« Die Trollin grinste. »Feen sind ziemlich romantisch, und auch wenn se sich hartgesotten jungfräulich geben, träumense schon von ’ner warmen Bettflasche ab und zu. Fanfreluche is’ in der Hinsicht viel begierlicher als Bethlana, das kann ich dir versichern! Bethlana hat haufenweise Verehrer, und das beschäftigt sie und macht sie glücklich. Aber Fanfreluche is’ einsam. Nie wirbt einer um sie. Die is’ ausgehungert, Mann! Deshalb fällt sie auch auf Cagliostro rein. Er is’ hübsch, er is’ charmant …«
Sweeney hob die Schultern. Er deutete auf seine schäbige Kleidung, seine wirren Haare, die einem guten Barbier kaum anstanden, und grinste schief. »Ich bin nur ein einfacher Kerl, kein Aristokrat wie der Seelenlose.«
»Aber du bist ihr engster Berater.« Adelaide stieß ihn leicht an, woraufhin er einen spitzen Schrei ausstieß und gegen die Tunnelwand prallte. »Mach dich mal nich’ kleiner, als du bist, Kumpel. Du hast alle Vorteile auf deiner Seite. Und wenn du dich mal ’n bisschen pflegst, bist du ’n ganz passabler Bursche. Singen kannst du auch! Also ran!«
»Willst du gerade von dir ablenken?«, versetzte Sweeney und klopfte sich den Staub ab. »Du hast doch das größere Problem, oder? Als Freundin zweier verfeindeter Königinnen. Was hast du eigentlich vor?«
»Ich hab vor, dass Fanfreluche mit diesem
Wie-werd-ich-Königin-anstelle-der-Königin
-Quatsch aufhört und endlich mal ordentlich regiert. Middleark ist groß und gar nich’ so schlecht, und sie passt gut hierher. Bethlana wiederum is’ auf ihrem Thron bestens aufgehoben, Llundain is’ ein wunderbarer Ort. Und das soll er auch bleiben. Somit kommst du wieder ins Spiel.«
Sweeney sprang hastig zurück, bevor sie ihm mit ihrem steinharten, leicht moosbewachsenen Finger gegen die Brust klopfen konnte; immerhin überragte sie ihn auch noch um drei Häupter und war so schwer wie zwei kapitale Mastbullen.
Adelaide lachte. »Lenk sie ab, beschäftige sie, mach sie glücklich – und wir werden alle ’n besseres Leben haben. Ohne diesen schauerlichen wandelnden Leichnam.«
»Also gut.« Der Barbier seufzte. »Ich … ich denke drüber nach.«
»Braver Junge. So, und nun guck ich nach meinen eigenen Jungen, die ihre Mama bestimmt schon vermissen.«
4 Schatten und Nebel
Adelaide grübelte lange Zeit, was sie Bethlana wohl erzählen würde. In Middleark ging inzwischen alles drunter und drüber. Cagliostro hatte tatsächlich innerhalb von vierundzwanzig Stunden die Unseelie beseitigt – im wahrsten Sinne des Wortes. Den Court gab es nicht mehr. Das stieß nicht überall auf Beifall und Wohlwollen, denn einige Elfen stammten ursprünglich aus dem Norden und waren der Ansicht, ihre »Sippenbrüder« hätten es nicht verdient,
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