Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
Menschen waren so leicht zu manipulieren. Er wies die Fiach Duin an, ihre Waffen einzustecken.
»Berufen wir eine Versammlung ein«, rief Weyland, der sich nicht gegen seine Leute stellte, in die Runde. »Folge mir in den großen Hörsaal, Catan.«
Er ging voran, und der Pantherelf folgte ihm auf lautlosem Fuß.
Rufus kam an seine Seite. »Gut gemacht, Bruder«, raunte er ihm zu. »Aber hast du das alles genau durchdacht? Gehen wir mal davon aus, du kannst sie gegen Fanfreluche aufhetzen und für deinen Kampf gewinnen. Was ist, wenn der Weg tatsächlich frei wird und sie sind noch am Leben? Wirst du sie führen oder nicht?«
»Wovon sprichst du?«
»Sie werden dich in tausend Stücke reißen, wenn sie rauskriegen, dass du sie tatsächlich nur als Kanonenfutter benutzt hast. Glaube nicht, du seiest ihnen überlegen! Diese Menschen leben seit Jahrhunderten mit den Elfen zusammen, viele von ihnen haben Elfenblut in sich. Sie kennen sich aus und wissen, wie man mit unsereins fertig wird. Begehe niemals den Fehler, sie zu unterschätzen.«
»Ich bin mit ganz anderen Gefahren fertig geworden«, erwiderte Catan verächtlich.
Rufus zuckte die Achseln. »Nun gut, jeder bezahlt eines Tages für Ignoranz und Arroganz. Menschen sind anders als wir. Keineswegs so schwach und harmlos, wie du glaubst. Auch dieser Cagliostro zählt dazu. Bald hat er herausgefunden, wie er deinem Zauber entgegenwirken kann, und ich warne dich: Er ist mächtiger als du.«
»Bist du bald fertig?« Catan gähnte gelangweilt.
»Fast«, antwortete Rufus. »Da gibt es noch ein persönliches Problem. Du hast eine Schwäche für Vertriebene. Glaubst du, ich bin ein ahnungsloser Trottel, der sich in der Menschenwelt nicht auskennt? Ich habe meine Quellen und Verbindungen, und ich weiß, dass du in Berlin gelebt hast. Ich sammle Informationen über jeden Elfen, der sich im Gebiet Earrachs bei den Sterblichen aufhält. Du kannst die Leute begeistern und überzeugen – und du warst lange nicht mehr der Stiefellecker deines Meisters. Deshalb denke gut darüber nach, wie tief du dich auf diese Menschen einlässt – und glaub mir, das werden sie fordern –, und welchem Herrn du wirklich dienst.«
Daraufhin schwieg Catan.
6 Die Reise nach London
Entgegen der ursprünglichen Planung wurde es Januar, bis Robert endlich das Startsignal gab. Das größte Problem während der Wochen waren Chad und Rocky. Die beiden Wesen hatten in Nadjas Wohnung gehaust, da sonst kein Platz zur Verfügung stand und sie schlecht im Hotel einquartiert werden konnten. Sicherlich wären sie weiterhin in den U-Bahn-Tunneln geblieben, aber Robert wollte sie lieber unter Kontrolle haben. Toms Nerven lagen blank, und er nörgelte jeden Tag, dass er es satt habe, Kindermädchen und Putzfrau zu spielen.
»Niemand zwingt dich dazu«, erwiderte Robert genervt, was Tom erst recht auf die Palme brachte.
»Ich habe Nadja versprochen, auf ihre Wohnung aufzupassen! Was glaubst du, was sie sagen wird, wenn sie zurückkommt?«
»Nadjas Wohnung war immer das reinste Chaos! Du kennst sie nicht so lange und gut wie ich. Außerdem ist das mit ein bisschen Elfenzauber schnell in Ordnung gebracht, darin ist Grog Meister.«
»Nadja wird sich nun, da sie eine Familie hat, ohnehin nicht mehr für ihre Wohnung interessieren«, fügte Anne hinzu.
Tom starrte sie an. »Sie wird nicht … nicht …«
Die Muse von der Isle of Man schüttelte den Kopf. »Sei nicht naiv, Tom. David mag eine Seele wachsen, aber er ist der Kronprinz von Earrach und Crain. Er hat eine Verpflichtung, und auch wenn er sich mit seinem Vater nicht gut steht, wird er sie wahrnehmen. Das Volk geht vor, und die Dinge bei den Crain stehen nicht zum Besten. Das ist bei den Elfen nicht anders als bei euch Menschen. David kann nicht einfach mit allem brechen und gehen; er ist mit seinem Land eng verwurzelt und verbunden. Ist dir nie aufgefallen, dass man sich in seinen Augen nicht spiegelt, sondern den Baum der Crain sieht?«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Tom betroffen. »Du kennst David doch gar nicht …«
Anne zuckte die Achseln. »Ich habe ihn durch einen Spiegel gesehen, als ich mich auf eure Spur setzte. Ich wäre eine schlechte Agentin, wenn ich mich vorher nicht informieren würde.«
»Uff«, machte Tom. Dann wandte er sich Robert zu. »Und was hast du die ganze Zeit zu tun? Willst du ebenfalls alle Brücken abbrechen?«
Der Schriftsteller zögerte, dann nickte er. »Ich habe keine Ahnung, wie dieses Abenteuer
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