Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
wäre!
Erleichtert atmeten Robert, Anne und Tom auf, als sie endlich den Kanaltunnel erreichten und aussteigen durften. Immerhin war die Fahrt bisher ohne Stau und sonstige Störungen verlaufen. Sie hatten mit Rücksicht auf Tom zweimal Rast gemacht und getankt, sodass sie knapp sieben Stunden bis Calais gebraucht hatten. Eine halbe Stunde Tunnel und danach noch einmal eine, höchstens zwei Stunden in die Stadt. Noch klappte alles.
Chad und Rocky beschwerten sich bitter darüber, den Wagen nicht verlassen zu dürfen, aber Robert machte ihnen klar, dass sie so am besten aufgehoben seien.
Tom freute sich auf etwas zu essen und eine etwas längere Pause ohne die beiden Nervensägen. »Bist du müde?«, fragte er Robert in der stillen Hoffnung, das Steuer übernehmen zu dürfen.
»Ich werde nicht mehr so schnell müde, Tom«, erinnerte Robert ihn.
»Aber auch Vampire brauchen Erholung. Du musst schlafen, das hast du mir selbst gesagt!«
»Ich benötige immer weniger Schlaf, je mehr meine Erinnerung an mein menschliches Leben schwindet. Anne ist es, die mehr braucht.«
»Und hast du gar keine Sehnsucht nach deinem Sarg?« Tom schnitt eine Grimasse und hob die zu Klauen verkrümmten Hände.
Robert grinste. »Du etwa?«
»Hu! Gruselig! Wie schaffst du es, das rote Licht in deinen Augen an- und auszuschalten?« Tom schüttelte sich lachend.
Anne verdrehte die Augen und holte sich noch einen Rotwein.
Von Folkestone aus fuhren sie auf die M 20 in Richtung London. Robert gewöhnte sich rasch an den Linksverkehr, die Autobahn war optimal dafür. Das Wetter war sehr trüb; die Aussichten standen gut, nicht zu lange verweilen zu müssen, bis Rocky aussteigen konnte.
Chad und Rocky wurden immer unruhiger und zusehends besorgter. Auch in Anne kam plötzlich Bewegung. »Beim nächsten Road Chef fährst du raus«, sagte sie zu Robert.
»Okay«, antwortete er.
»Warum?«, fragte Tom und erntete einen vernichtenden Blick. Nun wusste er, warum Robert keine Frage gestellt hatte. »Entschuldigung.«
Robert setzte bereits den Blinker und fuhr auf die Autobahnraststätte, die inmitten eines Picknickhügels eingebettet war. Anne dirigierte ihn zu einem abseits gelegenen Parkplatz und wandte sich zu Tom um.
»Wir müssen uns Informationen besorgen. Der Elfenkanal ist nicht erreichbar. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Die Lage scheint ernster zu sein als angenommen.«
»Du bist inzwischen sicher, dass dein Vater auch hier ist«, vermutete Tom.
»Nicht in der Menschenwelt, das würde ich spüren. Aber wir müssen davon ausgehen, dass Catan ihm immer noch dient und nicht aus eigenem Antrieb handelt. Dafür spricht die Abriegelung, so viel Macht besitzt der Pantherelf nicht.« Sie öffnete die Tür und stieg aus.
Robert und Tom folgten ihr, als sie den Hügel hinaufstieg. Nach einer Weile wuselte Chad hinterher. Tom hielt ein wenig Abstand, da der Elfenzauber in seiner Gegenwart schlechter, manchmal gar nicht funktionierte.
Er beobachtete Anne, die die Augen halb schloss. Ihr Gesicht nahm einen konzentrierten Ausdruck an. Eisiger Wind zerrte an Toms Wintermantel, und er schlug den Kragen hoch. Der Himmel hing tief herab, aber wenigstens war es trocken. Trotz des Winters war das Gras immer noch erstaunlich grün, ohne die in Deutschland gewohnten braunen Flecken.
Kein Mensch sonst kam auf die Idee, so weit hinaufzugehen. Sie alle hasteten unten in die Raststätte hinein und wieder zurück zum Auto, um so schnell wie möglich einen gemütlichen, warmen Platz zu erreichen. Chad machte sich nicht die Mühe, sich unsichtbar zu machen. Auf die Entfernung hielt man ihn für einen kleinen Hund.
Toms Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Anne, als er plötzlich eine Bewegung in einem kahlen Baum in der Nähe bemerkte. Etwas floss von dort herab und richtete sich am Boden zu einem baumähnlichen Elfenwesen auf, mit menschenähnlicher Figur, aber voller Zweige, hölzerner Nase und Lippen aus Borke.
Langsam kam es näher und verbeugte sich vor Anne. »Ich grüße Euch, Herrin. Trauer umfängt mich, dass wir uns in diesen Zeiten erst wieder begegnen.«
»Ja, es sieht nicht gut aus, Kirschblut«, erwiderte sie. »Nicht einmal der Elfenkanal funktioniert mehr, aber vielleicht hast du Informationen für mich.«
»Gewiss, meine Brüder und Schwestern sind immer noch hier und dort, auch wenn sie so blattlos sind wie ich. Doch der Frühling naht, und ich hoffe, es wird wieder ein paar Triebe geben.«
»Was geht auf dieser Insel vor
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