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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückgekehrt. Dort gehört er hin.«
    Die Augen der Sphinxe glichen Glutbällen, aus denen Flammen züngelten. Gespaltene Schlangenzungen zuckten aus ihren halb geöffneten Mündern. Hinter den sinnlich-weiblichen Lippen blitzten weiße Raubtierzähne auf.
    Es gab kein geheimes Wort, keinen Zauber, der sie dazu veranlassen konnte, den Weg freizugeben. Einzig Bandorchu konnte den Turm beschreiten.
Und ich
, dachte der Getreue, aber das würde er seiner Königin gewiss nicht verraten und diesen Gedanken sorgsam vor ihr verborgen halten, in einer der tiefen Falten seines Mantels.
    Die Königin hatte Macht über die Sphinxe, weil sie im Besitz ihrer Namen war. Und diese würde sie ihnen gewiss nie mehr zurückgeben.
    »Ich grüße euch, meine Schönen«, sagte Bandorchu sanft wie eine Katze, die ihre Jungen zu sich lockte.
    Hass verzerrte die Gesichter der uralten Geschöpfe. »Sei gegrüßt, Königin des Verderbens«, sprach die eine Sphinx. »Und sei gegrüßt, Bruder des Schreckens«, die andere.
    »Seid gegrüßt, wissende Schwestern«, gab er zurück und verneigte sich höflich.
    Es war ein Ritual, das sie jedes Mal durchführten. Die Sphinxschwestern lauerten auf eine Gelegenheit, ein unkontrolliertes Wort aus ihnen hervorzulocken, und die beiden Mächtigen gönnten ihnen den Gedanken, taten ihnen aber nie den Gefallen.
    »Sei gewarnt, wenn du den Turm betrittst, Bandorchu«, fuhr die linke Sphinx fort.
    »Jede Stufe, die du hinaufsteigst, führt um eine Stufe tiefer hinab in den Abgrund«, ergänzte die rechte.
    »Bla-bla-bla.« Bandorchu gähnte herausfordernd. Dann hob sie die Hand. »Gebt den Weg frei!«
    Die Fabelwesen gehorchten und zogen die Schwerter vom Eingang zurück. »Unsere Warnung ist ernst zu nehmen«, sagten sie im Chor, während die Dunkle Königin und ihr Liebhaber durch den hohen Bogen des Portals schritten und die erste Stufe der inneren Wendeltreppe betraten.
    Die Treppe war sehr schmal und steil, sie bot gerade Platz für eine Person. Der Getreue musste leicht gebückt gehen, weil er mit den Schultern nicht hindurchpasste. Sein Umhang strich mit einem leise schabenden Geräusch an den Wänden entlang, ab und zu flatterte er ungeduldig.
    Es gab dort keinen Zugang zu den anderen Bereichen des Turms. Licht wurde durch Schimmersternchen erzeugt, deren Körper sich bei Berührung abwehrend mit leuchtendem Schleim überzogen. Unermüdlich glitt Bandorchus Hand über die runde Mauersäule, um die sich die Treppe wand, während die Königin nach oben schritt. Unterhalb des Getreuen erloschen die Lichter wieder mit erleichtertem Seufzen.
    Es mochten über tausend Stufen sein, dreimal so hoch wie die meisten Kirchtürme der Menschen, doch weder Bandorchu noch der Getreue verlangsamten ihren Schritt, und auch ihr Atem beschleunigte sich nicht. In gleichmäßiger Geschwindigkeit bewegten sie sich hinauf, bis es durch eine schmale, bescheidene Holztür hinausging.
    Diese Tür sah harmlos aus, hatte es aber in sich. Sie war aus Schnappholz gefertigt, das nur auf eine einzige Person geeicht werden konnte – und zwar diejenige, die den Baum schnitt oder schlug und dabei überlebte. Erst dann unterwarf sich das Schnappholz seinem Besitzer und ließ sich zu allem Möglichen verarbeiten.
    Wenn ein anderer als Bandorchu der Tür zu nahe kam – er brauchte sie nicht einmal zu berühren –, entfaltete sie ein wirbelndes, zerstörerisches Leben und schnappte wild und stürmisch nach dem Eindringling, um ihn innerhalb weniger Augenblicke in Stücke zu reißen. Damit der Angegriffene nicht entkam, warf das Schnappholz Klebwurzeln, deren Wirkung der von Spinnenfäden ähnelte. Manchmal aber, wie in diesem Fall, handelte es sich um ein besonders heimtückisches Schnappholz, das geduldig wartete, bis der Unwissende seine Hand an den Griff legte – und ihm im Bruchteil eines Lidschlags, schneller als ein Knallkrebs, die Hand abbiss. So oder so gab es kein Entrinnen.
    An dieser Stelle würde der Getreue sich hüten, es auf eine Konfrontation ankommen zu lassen, denn auch ihn würde das Holz überraschen. Da er aber Bescheid wusste, konnte er gelassen sein – sollte er einmal genötigt werden, allein den Turm hinaufzugehen, nahm er einfach eine Fackel mit.
    Bandorchu öffnete die Schnappholztür und betrat die fensterlose Kraftkammer. Dennoch war es nicht dunkel. Sechs mächtige, geisterhafte und wie aus Lava geborene Glutwürmer wogten durch die Kammer. Sie vereinigten sich im Zentrum zu einem um die eigene Achse

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