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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewaltiger Donnerschlag die Halle, und in der westlichen Wand entstand ein riesiges Loch. Nachdem sich die Staubwolke verzogen hatte, wurde ein Körper sichtbar, der an die vier Meter messen musste. Er sah aus, als wäre er aus vielen schrundigen Felsstücken zusammengesetzt worden, und in seinem aufgerissenen Hairachen blitzten handspannenlange Diamantenzähne. Hinter ihm bewegten sich weitere Schemen in Adelaides Größe. Mit schweren Tritten betrat der Riesentroll den Thronsaal, gefolgt von weiteren, ähnlich gebauten Geschöpfen und zuletzt einem erstaunlich weiblich geformten Wesen mit üppigen Formen.
    »Alter!«, dröhnte Adelaide liebevoll. »Das wurde auch Zeit!«
    »Bin ich zu spät?«, brüllte der Felsentrümmerer, dass die Lüster von der Decke fielen und Fanfreluche beinahe von den Thronstufen gestürzt wäre. Er spuckte ein paar Reste der Mauer aus, durch die er sich gefressen hatte.
    »Das ist Rockys Dad?«, stieß Tom erbleichend hervor. Adelaide hatte irgendwann erzählt, dass sie nach ihrer Flucht aus Llundain, bevor alles abgeriegelt wurde, versucht hatte, eine Nachricht an den Vater ihrer Kinder abzusetzen.
    »Gundel!« Chad kreischte und schlug die knorrigen Hände zusammen. »Liebste, hier bin ich! Huhu!«
    »Nee, ihr kommt genau richtig.« Die Trollin lachte und funkelte die Fiach Duin an. »Jetzt fängt die Party an, Kinder! Als Erstes spielen wir Fangen, und ihr seid dran!«
    »Jetzt siegen wir, jetzt siegen wir!«, sang Chad begeistert und tanzte auf und ab.
    Daran konnte kein Zweifel mehr bestehen. Tom zog sich langsam Richtung Portal zurück, wo Robert ihm bereits heftig zuwinkte.
    »Was ist denn, du Schlafmütze? Anne ist fast durch!«, brüllte er über den unbeschreiblichen Lärm und das Chaos hinweg.
    Tom beschleunigte, stockte allerdings mitten im Lauf. Seitlich hinter dem Thron stand Cagliostro! In dem Trubel hatten sie den Magier fast vergessen. Er musste schon die ganze Zeit da gewesen sein und seinen Zauber gemurmelt haben.
    »Er tut es wieder«, sagte Tom zu sich. »Wie in Tokio will er jeden in eine Marionette verwandeln.« Dagegen waren weder Elf noch Troll, noch Mensch gefeit.
    Tom begriff. Der Magier hatte endlich alle da, wo er sie haben wollte, Anne hatte ihm sozusagen in die Hände gespielt! Durch die versperrten Ausgänge entkam niemand mehr. Auf elegante Weise konnte Cagliostro sie allesamt unter seine Kontrolle bringen, während sie mit dem Kampf beschäftigt waren und nicht auf ihn achteten.
    Es sei denn …
    Langsam ging Tom auf Cagliostro zu, hinter den Thron, und seltsamerweise ebbte der Lärm ab, als würde er abgeschirmt. Vermutlich lag es an Cagliostros magischen Strömungen.
    »Tom, beeil dich!«, rief Robert. »Wir gehen jetzt!«
    »Ich komme«, sagte Tom, doch es klang abwesend, mehr Reflex denn bewusste Reaktion.
    Cagliostro wandte ihm den Kopf zu. Seine Augen waren noch geschlossen, als er sprach. »Ich weiß, du bist hier. Du kannst mich nicht überraschen.«
    »Das will ich gar nicht«, sagte Tom.
    Der Magier hob die Lider und richtete die dunklen Augen auf seinen Kontrahenten. Gleichzeitig wob er weiter an seinem Zauber. Feine Fäden flossen aus ihm heraus, und ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen. »Alle Achtung, du hast dich gemacht. Was ist nur aus dem weichlichen jungen Mann mit Bauchansatz geworden, der sich in Venedig wichtig machen wollte? Ich sehe eine straffe Haltung, den Ansatz von Muskeln, Selbstbewusstsein …« Er deutete auf Toms Brille. »Setz sie ab.«
    Tom folgte der Aufforderung. Ruhig klappte er die Bügel zusammen und steckte sie ein.
    »So eindringlich schöne, kluge blaue Augen, trotzdem so melancholisch«, fuhr Cagliostro fort. Seine Lider senkten sich halb. »Ja … du kannst
sehen
, nicht wahr?«
    Tom nickte.
    Cagliostro breitete leicht die Arme aus und stellte sich in Positur. »Und was siehst du?«
    »Nichts«, flüsterte Tom.
    Cagliostros selbstsichere Miene entgleiste. »Das ist unmöglich.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass es stimmt.«
    Für einen Moment wirkte der Magier zutiefst betroffen. Dann winkte er ab. »Was spielt das schon für eine Rolle? Es bedeutet nur, dass ich am Ende übrig bleibe, egal was aus den Welten wird. Ich werde ihre Trümmer aufsammeln und auf ihnen mein eigenes Reich errichten. Gute Aussichten, nicht wahr? Und mit denen da fange ich an – Trolle sind hervorragend zum Bau geeignet!«
    »Hör auf«, sagte Tom.
    »Aber keinesfalls.« Cagliostro lachte.
    Längst waren sie allein.

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