Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
aber genau darum ging es. So viel wie möglich auf einmal zu sich zu nehmen.
Plötzlich ließ Nadja die Flasche fallen. Der Rest der Flüssigkeit spritzte über den Sand und färbte ihn dunkel. »Er ist da«, stieß die junge Frau hervor.
David kam sofort auf sie zu. »Kannst du ihn spüren?«
Sie nickte. »Wie den eiskalten Hauch eines Gespenstes. Es friert mich innerlich ein.«
»Weiß er dann nicht auch, dass Nadja hier ist?«, gab Pirx zu bedenken.
»Natürlich«, antwortete David. »Aber das können wir nicht ändern. Uns andere kann er jedenfalls nicht wahrnehmen, und er hat keine Ahnung, was wir vorhaben.«
Der Pixie schien nicht überzeugt und sah sich unruhig um. »Und … wenn er uns schon die ganze Zeit beobachtet?«
Nadja schüttelte den Kopf. »Er ist gerade erst angekommen und muss sich orientieren. Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis er eintrifft. Ich werde euch sagen, wenn ich ihn näher kommen spüre.«
Alle gingen auf Position, und David überprüfte abermals die Fallen. Der Getreue würde nun wissen, dass er erwartet wurde, da er Nadja ebenso spüren konnte wie sie ihn. Aber er hatte keine Wahl, er musste kommen. Ohne zu ahnen, dass eine schlagkräftige Truppe in Nadjas Gefolge war, zum ersten Mal seit Beginn ihrer Auseinandersetzung. Ob er trotzdem damit rechnete? Nun, bald würden sie es erfahren.
Trotz ihrer Aufregung spürte Nadja, wie die Müdigkeit sie niederdrückte. Die Wüstenhitze tat ihr Übriges dazu. Hoffentlich ließ der Getreue nicht lange auf sich warten, damit sie es hinter sich hatten.
Angestrengt lauschte sie in die Umgebung und drehte sich in regelmäßigen Abständen, damit ihr nichts entging.
Die Stunden verrannen, der Mittag kroch mit Glutschmelze heran.
Und dann, völlig abrupt, sah sie ihn.
4 Es geht voran
Und wieder war ein Scharmützel geschlagen, das Heer von Tara gewann an Boden. Stück um Stück wurde das Reich der Crain erobert, schob sich das Heer näher an das Baumschloss heran.
»Zeitverschwendung«, murmelte die Dunkle Königin, während sie durch das Lager zu ihrem Zelt schritt.
Dort wurde sie bereits von zwei Heerführern erwartet, Caturix, dem Kampfkönig, sowie Urguyll. Beide Männer waren über einen Kopf größer als die nicht gerade kleine Königin und trugen schwere Rüstungen mit Axt und Morgenstern neben dem Langschwert. Urguylls Gesichtszüge waren grob, aus seinem Unterkiefer ragten die Eckzähne hervor. Caturix war ein schwarzhaariger, dunkelhäutiger Elf mit schmalem Gesicht und kräftigem Bartwuchs. Die Spitzen seiner Ohren ragten über seinen Haarknoten hinaus.
Sie verneigten sich vor der Königin, die jene schimmernde Rüstung trug, die ihr schon auf dem Idafeld gedient hatte.
In der Nähe standen der Schwarze Mann mit seinen vier Schatten-Inkarnationen, der Befehlshaber der Zentauren – die übrigens keine Nachfahren der Atlanter waren –, die Sirenensprecherin und der Feuermeister.
»Kommt mit!«, befahl Bandorchu den beiden Heerführern und betrat ihr Zelt. Es war nicht so groß und pompös, wie man vielleicht erwarten mochte, sondern zweckmäßig eingerichtet, zum schnellen Ab- und Aufbau. Hinter einer Abtrennung aus Seidenschleiern stand das Bett mit Baldachin, dessen herabfallende Vorhänge geschlossen werden konnten. Eine Wäschetruhe und Garderobe daneben, mehr Luxus erlaubte die Königin sich nicht. Im Hauptteil des Zeltes waren der Kartentisch und die Sitzgelegenheiten für die Berater untergebracht. Der Boden war mit weichem Teppich ausgelegt.
Die Dunkle Königin griff nach der Weinkaraffe auf dem Tisch und goss sich in einen Pokal ein, bevor einer der Männer ihr dabei behilflich sein konnte. Dann ließ sie sich auf ihrem Feldstuhl nieder, lehnte den Rücken an die kurze Lehne und streckte die langen Beine aus. Der Überwurf floss zwischen ihren Beinen hinab und entblößte die in Seide gehüllten Schenkel der Königin sowie die fein gehämmerten Beinschienen bis zu den metallverstärkten Schuhen. An den Absätzen waren Sporen befestigt.
»Nun, was gibt es Neues zu berichten?«, fragte sie zwischen zwei Schlucken Wein. Mit einer Geste erlaubte sie den Männern, sich ebenfalls zu bedienen und sich zu setzen.
»Wir können das Lager bald verlegen, und zwar bis kurz vor den Baum«, eröffnete Caturix das Gespräch. »Die Crain befinden sich mehr und mehr auf dem Rückzug.«
»Natürlich, weil das Hauptheer bald die gewünschte Truppenstärke haben wird«, bemerkte Bandorchu ruhig. »Was hier geschieht, ist
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