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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde es eintreffen. Selbst wenn Fanmór Götter auf seiner Seite hätte: Sie alle könnten nichts gegen den Getreuen ausrichten. Die Besetzung des neunten Knotens war unvermeidbar.
    Plötzlich verspürte die Königin ein Kribbeln, dann stellten sich ihr die feinen Härchen an den Armen auf. Sie ließ sich auf ihr Bett sinken, legte sich auf den Rücken und streckte die Arme nach oben aus, als wolle sie ihren Liebhaber zu sich herabziehen.
    Und es war auch wie eine Liebkosung, die sie überkam. Sie schloss halb die Augen, ihr Rücken wölbte sich auf, und sie stieß ein Seufzen aus. Ein Blitzschlag fuhr aus dem Baldachin hernieder und in sie hinein. Halb wurde sie aus dem Bett gehoben, und die Luft knisterte, während die Königin lustvoll stöhnte und zuckte. Dann sank sie sanft ins Bett zurück, und noch während sie ein strahlendes Licht umhüllte, glühte oben im Seidennetz eine achte Linie auf und schlang sich um die anderen wogenden Adern.
    »Fast vollbracht …«, flüsterte die Dunkle Königin und streckte eine Hand nach oben aus. »Nicht mehr lange …«
    In dieser Nacht schlief sie zum ersten Mal ruhig und geborgen.
    Am Morgen trat Bandorchu strahlender und schöner denn je vor ihr Zelt und zeigte sich ihren Anhängern. »Ich kehre nach Hause zurück!«, rief sie und reckte die Faust gen Himmel. Ihr Ruf wurde aufgenommen und durch das gesamte Heer getragen; neue Kräfte erfüllten die Recken und Kämpfer, und sie standen alle wie ein Mann, enthusiastisch und überzeugt.
    Die beiden Heerführer kamen an die Seite ihrer Königin geeilt, und Bandorchu empfing sie mit ironischem Gesichtsausdruck.
    »Zweifel, meine Herren?«
    »Niemals«, entgegneten beide nahezu entrüstet.
    »Was habt Ihr eigentlich mit dem Zahlmeister gemacht?«, wollte Caturix wissen. »Man sieht ihn gar nicht mehr.«
    »In eine Stinkmorchel verwandelt und an die Warzentrüffler verfüttert«, antwortete sie. »Als Possenreißer war er nicht geeignet.«
    Sie lachten und begleiteten die Königin auf ihrem Rundgang durch den Hauptteil des Lagers. Dort begrüßte sie Königin Nandi aus Swartson und Lisandro aus Campofiero, Zarewitsch Rogoff aus Zyma und viele andere, die in den letzten Tagen eingetroffen waren. Sie alle waren eingeschworen worden, doch Bandorchu würde es nicht dabei belassen. Sie musste ihnen mehr Stärke und Verbundenheit vermitteln, und dazu brauchte sie ein bestimmtes Medium.
    Bald richtete sich ihr Augenmerk auf den ebenfalls aus Zyma stammenden, melancholisch dreinblickenden Spyridon, den Anführer einer halben Hundertschaft von Weißwölfen, die trotz ihrer Maulkörbe und Stachelhalsbänder von den anderen Kriegern auf Abstand betrachtet wurden – immerhin maßen sie eine Mannslänge Schulterhöhe – , und ließ durch Caturix ausrichten, dass sie ihn zu sprechen wünschte. Dann zog sie sich in ihr Zelt zurück, um sich vorzubereiten.
    Kurz darauf erschien Spyridon und vollzog seine Ehrerbietung auf perfekte Weise.
    »Ihr seid eine wahre Bereicherung für mein Heer«, fing Bandorchu das Gespräch an. Sie rekelte sich ohne Rüstung, nur in einem leichten Gewand, unter dem man ihre Körperformen erahnen konnte, auf dem Stuhl. »Eure Weißwölfe können gut und gern zweitausend Mann ersetzen.«
    »Mehr, Gebieterin«, antwortete der schmale, jung aussehende Elf ruhig. »Ihr werdet es sehen.«
    »Ihr seid einer der beiden Ewigen Todfeinde, ist es nicht so?«
    »Euch kann man nichts unterschlagen, Hoheit.«
    Die Dunkle Königin lächelte. »Und vermisst Ihr bereits Euren Gegner?«
    »Yevgenji? Ich kann es kaum erwarten, auf ihn zu treffen. Und wenn ich das sagen darf – ich bin der Einzige, der mit ihm fertig wird.«
    »Doch Ihr habt Euch gegenseitig noch nie überwunden.«
    Spyridon hielt die Hand mit dem Cairdeas hoch. »Weil wir aneinander gebunden sind, ehrwürdige Königin. Ein Fluch seit langer Zeit, der uns zudem nie altern ließ.«
    »Interessant.« Bandorchus Augen glitzerten wie grünes Feuer. »Das kommt dem, was die Menschen Liebe nennen, sehr nahe, nicht wahr?«
    Der Mann zuckte zusammen. »Ihr quält mich.«
    »Nicht halb so sehr, wie ich gequält werde.« Bandorchus Stimme klang tiefer und voller. Sie sah, wie Spyridons Adamsapfel auf und ab hüpfte. Dieser Klang verfehlte nie seine Wirkung. Leicht öffnete sie ihre sinnlichen Lippen, und ihr Gesicht nahm einen weicheren Ausdruck an. Sie erhob sich und ging auf Spyridon zu. Nun konnte er im Kerzenschein ganz sicher sehen, was sich unter den Schleiern

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