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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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kletterte auf den Beifahrersitz und sah überrascht, dass sich das halbe Lager versammelt hatte und ihr winkte. Sie winkte lächelnd zurück, während Jamal geräuschvoll den Gang einlegte und mit rotierenden Reifen Gas gab.
    Es gab keinen Sicherheitsgurt, daher umfasste Nadja hastig den Haltegriff am Türholm. Auf dem unebenen Weg wurde sie gründlich durchgeschüttelt, und sie fragte sich, wie Jamal so seelenruhig sitzen konnte. Ihr Magen protestierte wütend, und sie schluckte so viel Staub, dass sie den Gesichtsschleier der Kufiya schließen musste. Woran der junge Mann sich orientierte, war ihr rätselhaft. In halsbrecherischem Tempo sauste er zwischen Dünen hindurch oder in beängstigender Schräglage an Hängen entlang, einer für sie unsichtbaren Piste folgend. Immerhin erkannte Nadja am Sonnenstand, dass es nach Norden ging, aber das war alles.
    Nachdem sie sich ein wenig an das Schütteln und Schaukeln gewöhnt hatte und ihre Hand sich nicht mehr so stark um den Griff krampfte, musste sie allerdings zugeben, dass die Fahrt an sich atemberaubend war.
    Das Große Sandmeer der Sahara, die in diesen Breiten zur Libyschen Wüste gehörte, verdiente seinen Namen. Es war eine wogende See aus Sanddünen, golden gefärbt im Nachmittagslicht der Sonne. Ein Spiel aus Wind und Schatten. In weiter Ferne erhoben sich bizarre Felsformationen, von denen jede anders hieß, wie Jamal erklärte.
    »Siwa gehört zur Kyrenaika, die libysche Grenze ist von dort nur fünfzig Kilometer entfernt«, fuhr er fort. »Die ansteigende Ebene wird von Bergen umrahmt, die du auch von der Oase aus sehen kannst. Sie sind bis zu eintausend Meter hoch, zum Teil Tafelberge. Die gesamte Kyrenaika war einst eine Insel, bis vor zwölftausend Jahren etwa. Die Tuareg nennen sie heute noch das
Meer ohne Wasser
, und tatsächlich bedeckt Sand den ursprünglichen Meeresgrund. Du findest rote, weiße und schwarze Steine, aus denen vor langer Zeit Gebäude errichtet wurden, wie es heißt, die schon Äonen versunken sind. Manche Mythenforscher behaupten, dass es sich bei der Insel um Atlantis handelte.«
    Nadja durchfuhr es wie ein Blitzschlag. Der Anfang von allem! Der Ursprung der Geschichte, und dort verlief die Hauptader der Ley-Linien mit ihrer Quelle! »Gehört Siwa auch dazu?«, fragte sie atemlos.
    »Ja, so sagt man. Wobei zu bedenken ist, dass die Oase in der Qattara-Senke liegt, im Nordosten von Siwa sind es einhundertfünfunddreißig Meter unter Meeresniveau, wo sich Süßwasser-Sümpfe befinden. Viele Fließgewässer verlaufen dort seit Jahrhunderttausenden, und es gibt auch heute noch große Salzseen und Thermalquellen. Die Insel war reich an allem.«
    »Das klingt wirklich nach Atlantis«, stellte Nadja fest. »Was hältst du davon?«
    »Ich halte mich an Fakten«, antwortete Jamal. »Bisher hat man keine Beweise gefunden.«
    »Aber was sagt das Herz eines Wüstensohnes, der den Klang des Windes versteht?«
    Er grinste. »Also schön. Als Junge konnte ich gar nicht genug Geschichten darüber hören. Es gibt tatsächlich Stammesmythen, die von einer blühenden Zivilisation erzählen, in der Milch und Honig flossen und Friede herrschte. Als jeder Mann frei war zu gehen, wohin er wollte, und ihn höchstens natürliche Grenzen daran hinderten.« Dabei warf er ihr einen Blick zu. »Du bist sehr romantisch.«
    »Das ist das Einzige, was mich daran hindert, aufzugeben«, sagte sie. »Und nicht verrückt zu werden, weil Fakten keinerlei Anwendung mehr finden, geschweige denn einen Sinn ergeben. Nur so gelange ich zurück zu meinem Mann.«
    »Willst du darüber reden?«
    »Je weniger du weißt, desto besser.«
    Jamal nickte. »Es gibt ein Sprichwort bei uns:
Willst du Sicherheit im Leben, so sage immer: Ich weiß nicht

    Nadja starrte schweigend aus dem Fenster. Jamal wusste, was sie dachte; dazu bedurfte es keiner Worte.
    Die Piste wurde sehr anstrengend, und Jamal musste sich auf die Fahrt konzentrieren. Er fuhr riskant, aber gekonnt, und Nadja vertraute ihm inzwischen und hatte sich auf das Geruckel so gut eingestellt, dass sie nur noch den Griff an der Tür brauchte, um nicht gegen ihn zu prallen.
    Eine Stunde verging. Ab und zu nahm Nadja einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und gab sie an ihren Begleiter weiter. Die Sonne sank langsam nach Westen, während es für sie immer weiter nach Norden ging, an unendlichen Sandwellen vorbei, aus denen ab und zu Sandsteinfelsen ragten, die an versteinerte Rosen erinnerten oder an verwitterte

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