Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
ließ sich dann in den Sessel plumpsen. Das Dinner wurde ihr bald gebracht, und sie fiel mit Heißhunger darüber her. Anschließend ließ sie sich ein Bad ein und wusch sich den ganzen Staub, Dreck und Schweiß ab. Die Kleidung konnte sie nur ausklopfen, aber das musste genügen.
Nachdem sie den Weckdienst bestellt hatte, um rechtzeitig am Bus zu sein, ging sie sofort zu Bett. Obwohl sie sehr ungeduldig war, musste sie die Nacht zur Erholung nutzen; keinesfalls durfte sie die Augen noch länger offen halten. Es hätte sie sowieso niemand zu dieser Zeit zum Orakel gebracht.
David, hoffentlich geht es dir gut und Pirx und Grog und allen anderen auch. Ich wünschte, ich könnte den Elfenkanal nutzen, um euch wissen zu lassen, dass ich fast am Ziel bin und vielleicht schon morgen auf euch treffe. Wo immer ihr seid, wir werden uns finden! Darauf vertraue ich
.
Mit diesen Gedanken schlief sie ein.
Und fiel plötzlich durch die Matratze, den Boden und jedes Stockwerk des Hotels hindurch in einen Abgrund.
8 Irrwege 2
Irgendwann nickte David ein. Sein Schlaf war beherrscht von Rot, explodierenden Feuerwerkskörpern und Blitzen, die wie Stromschläge auf ihn einprasselten.
Abermals kamen seine Peiniger zu ihm, aber er registrierte ihre Schläge und ihr wütendes Geschrei kaum. Es fiel kein Licht von draußen herein, also musste es Nacht sein, wenige Stunden nach seinem Gespräch mit Habal. Vielleicht hatte der Mann eine ungeschickte Bemerkung gemacht. Etwa den Vorschlag, den Gefangenen in Ruhe oder gar freizulassen.
David nahm es hin. Er war nicht zum ersten Mal ein Gefangener, dem Lebenskraft geraubt wurde. Und was derzeit mit ihm geschah, war an Schmerz noch nichts im Vergleich zu dem, was der Adler Ethon ihm in Lyonesse mehrmals täglich angetan hatte. Diese Menschen waren einfallslos, was Folter betraf. Keine echten Sadisten, sondern nur frustrierte, einsame Männer, die weitergaben, was sie selbst erdulden mussten – Schmach und Unterdrückung. Erneut bedauerte der Prinz sie. So viel Kraft brachte er nach wie vor auf.
Einmal, als er den Kopf recken und laut stöhnen musste, entdeckte er Habal am Eingang, der ihn mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung anstarrte. David konzentrierte sich darauf, ihm einen Blick besonderer Art zuzuwerfen, um ihm die Entscheidung zu erleichtern. In diesem Moment stürzte der Stuhl mit ihm um, und seine Peiniger beendeten die Tortur, ließen ihn genauso liegen, wie er gefallen war.
»Morgen«, versprach ihr Anführer beim Hinausgehen. »Morgen fangen wir an.«
Glaubten sie etwa, seinen Willen gebrochen zu haben? Jedenfalls schien das Vorspiel zu Ende zu sein. David war es recht, auch dass er jetzt lag, so unbequem es sein mochte. Sein Körper erschlaffte, und er versank wieder im Dämmerschlaf, nur blendete sich diesmal ein kleines Bild inmitten des Panorama füllenden Lavastroms aus Schmerz ein: eine blühende Wiese, ein sanftblauer Himmel mit matter Sonne und Nadja. Nadja in einem fließenden weißen Kleid, mit blauen Rosen in der Hand. Nadja mit ihren strahlenden Bernsteinaugen, die lachend auf ihn zulief, ohne dass ihre bloßen Füße den Boden berührten.
Ich glaube an dich, mein Liebster, und wir werden uns wiedersehen, schon bald
.
Da endlich verlor er das Bewusstsein, und alle Träume wurden vom schwarzen Nichts gelöscht.
Mit einem Ruck kam David zu sich, als er laute Stimmen vor seiner Tür hörte. Er hob leicht den Kopf. Sein Körper schmerzte furchtbar, auch von der unbequemen, zur Reglosigkeit verdammten Haltung, aber er fühlte sich tatsächlich erholt und frisch im Geiste. Allmählich kehrten seine Kräfte wieder. Wenn er Habal nur endlich dazu brächte, diese verfluchten Eisenfesseln abzunehmen! Dann wäre er schon so gut wie weg.
Die Tür wurde aufgerissen, heller Lichtschein fiel herein, und David kniff die Augen zusammen. Jemand kam hastig näher und richtete ihn mitsamt dem Stuhl wieder auf. Draußen herrschte dem Klang nach ein Durcheinander; jemand schrie einen anderen zusammen, der sich lautstark verteidigte. Dann erklang ein Schuss, gefolgt von einem dumpfen Schlag, und verschiedene Stimmen schwirrten ängstlich schreiend durcheinander.
Der Mann, der David aufgerichtet hatte, war Habal. Doch in seinen Augen lag keine Hoffnung, sondern Todesangst. Was immer vorgefallen war, David hatte es die Option auf Flucht gekostet! Der Soldat schlotterte geradezu und ging neben dem Gefangenen in Stellung.
Der Lichtstrahl wurde verdrängt, dann abgedeckt, als
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