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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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können.«
    »Denkst du, die lassen dich laufen?«
    »Ich dachte, für mich würde Lösegeld eingefordert?«
    Habal lachte trocken. »Von wem denn? Du bist doch völlig unbedeutend. Wenn du aus Deutschland wärst, könnten wir Geld verlangen; die zahlen für jeden. Aber Irland? Die haben doch selber nichts und sind froh, wenn sie ihre Leute nicht zurückkriegen.« Sie hatten ihm ohnehin nicht ernsthaft abgekauft, dass er David Bowies Sohn war. Kein Wunder, dass sie ihn nicht mehr darauf ansprachen.
    »Tja, damit wäre meine kurze Karriere beendet«, sagte David leichthin.
    Der Soldat gab ihm das Brot stückchenweise zu kauen und zwischendurch Wasser. »Bist du … wirklich beim Film?«, fragte er zögernd.
    David nickte. Innerlich atmete er auf. Er wusste, dass Habal ein großes Faible für westliche Filme und amerikanische Comics hatte. Das simple Gemüt eines kaum gebildeten Mannes von nicht einmal dreißig Jahren, der von einem besseren Leben träumte, wenn er die Filme über die Reichen und Schönen sah, war genau das, was David als Waffe benutzen konnte. »Ich würde gern wieder dorthin zurückkehren. Hättest du Lust, mitzukommen? Ich könnte einen Leibwächter brauchen.«
    Habal hob die Hand, als wolle er ihn schlagen. »Mach dich nicht über mich lustig!«
    »Tu ich nicht. Seh ich so aus, als ob ich noch scherzen könnte? Ich will um jeden Preis leben, verstehst du? Dafür bin ich bereit, alles zu tun. Ich sehe das so, dass wir einen Handel schließen. Du bringst mich hier raus, und ich nehme dich mit nach Hollywood. Du wärst nicht der Erste, der dort seine Zukunft findet.« Davids Stimme wurde eindringlich. Auch ohne echte Magie beherrschte er die Kunst, den richtigen Tonfall zu treffen und Verführung hineinzulegen. Liebreiz war ein Bestandteil des Elfenzaubers, der auch ohne magische Netze funktionierte. »Du bist doch gar kein Soldat, Habal. Sondern ein Mann der Kunst, des Schöngeistigen. Sie haben dich zum Dienst gezwungen, stimmt’s? Und was ist mit deiner Familie, die du trotzdem kaum ernähren kannst? Ich könnte dafür sorgen, dass sie ebenfalls nach Amerika kommt. Raus aus dieser Wüste und der Armut.«
    »Du redest Unsinn. Ich werde den anderen alles erzählen.«
    »Aber sicher.« Davids Elfenstimme sank zu einem sanften, leicht vibrierenden Flüstern herab, und er achtete darauf, dass das Licht von der Tür auf die richtigen Stellen seines Körpers fiel, seine samtene Haut zum Schimmern brachte. »Und du wirst nie erfahren, wie sich mein Körper anfühlt … Sie werden dich nicht ranlassen. Vielleicht, wenn sie mit mir fertig sind, aber dann ist nicht mehr viel übrig.« Das musste ihn treffen. Die anderen behandelten Habal wie einen Idioten, beschimpften ihn oft oder machten ihn zur Zielscheibe ihres Spottes.
    Habal schluckte. Normalerweise müsste er David nun zu Klump prügeln. Doch seine Hand mit dem Becher zitterte lediglich leicht. »Du bist pervers«, stieß er heiser hervor. »Abartig, abstoßend, ein widerliches Dreckschwein …«
    »Ja«, wisperte David und ließ seine Augen leuchten, befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. »Ja, ja …«
    Der Soldat machte auf dem Absatz kehrt und floh. David grinste in sich hinein. Nach einer furchtbaren Nacht würde Habal so weit sein. Wenn der Prinz bis zum Abend überlebte, war er in der darauffolgenden Nacht frei.
    »Ein Dromedar kann ich aber nicht reiten«, sagte Nadja, während sie Jamal aus dem Lager Richtung Brunnen folgte.
    »Wer sagt, dass wir Kamel reiten?«, gab er verwundert zurück.
    »Aber ich glaubte … ich dachte …«
    Jamal lachte. »Wir züchten diese Tiere und bilden sie für den Rennsport aus. Aber wir ziehen heutzutage komfortabler durch die Gegend. Ich habe vorsorglich ein Wüstentaxi bestellt.« Er wies schmunzelnd auf einen fernen Punkt an einem Dünenhang.
    Fünfzehn Minuten später kam ein Landrover in eine Staubwolke gehüllt angebraust, und Nadja konnte nur staunen.
    »Wir haben drei Wagen im zweiten Lager, nicht weit entfernt, wo auch der Rest der Herde steht. Mein Vater hat hier nur seine Lieblingstiere um sich.«
    Das Wüstenfahrzeug hielt mit quietschenden Bremsen bei ihnen an. Ein Mann stieg aus, der Jamal herzlich wie einen Bruder begrüßte. Der Sohn des Scheichs nahm den Schlüssel in Empfang und winkte Nadja. »Es ist besser, wenn ich dich selbst fahre. Steig ein, wir haben einige Stunden Holperpiste vor uns.«
    »Werden wir heute noch ankommen?«
    »Ich hoffe es. Das kann man nie genau wissen.«
    Nadja

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