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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Berge«, antwortete der Wüstensohn andächtig. »Auch diese Siedlung wurde aus Lehm erbaut; kein Gebäude gleicht dem anderen, und der dreieckige, sich nach oben zu verjüngende Turm der Moschee, wie wir sie heute nennen, ist das hervorstechendste Merkmal. Es gibt mehrere Tempelruinen, doch ist nicht überliefert, in welcher genau Alexander damals mit den Priestern sprach.« Jamal dachte nach. »Es war ein überwältigendes Gefühl«, gestand er. »Ich spürte den Wind der Vergangenheit durch die Ruinen streichen, und ich hatte das Gefühl, als läge eine besondere Kraft über diesem Ort.« Er wirkte ein wenig verlegen. »Aber so muss es wohl sein, nicht wahr? Andernfalls hätte man den Tempel nicht dort erbaut.«
    Nadja nickte. »Und genau dorthin muss ich.«
    »Na sicher.« Jamal stieß einen Seufzer aus. »Willst du das Orakel fragen, wo du deinen Mann findest?«
    »So in etwa. Kannst du mich dahin bringen?«
    »Nicht mehr heute, nein. Aber ich will dich ins Zentrum fahren. In der Nähe vom zentralen Marktplatz, der übrigens auch historisch sehr schön ist, kenne ich ein Hotel. Von dort aus gelangst du morgen mit einem Touristenbus zum Amun-Tempel.«
    »Danke, das ist eine gute Idee«, sagte Nadja erleichtert. »Bis auf den Umstand, dass ich kein Geld habe.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken.« Jamal schmunzelte. »Das Hotel gehört meinem Vater, wie auch das Busunternehmen. Du bist selbstverständlich unser Gast.«
    »Dann stehe ich tief in deiner Schuld …«
    »So ist das Gesetz der Wüste, Nadja. Du schuldest uns gar nichts. Einen derart lustigen Tag hatte ich schon lange nicht mehr. Aber eines musst du unbedingt beachten.«
    Sie sah ihn aufmerksam an.
    »Die meisten Oasenbewohner sind Berber. Viele von ihnen, vor allem aus der älteren Generation, sprechen heute noch Siwi und verweigern das Arabische, selbst wenn sie es beherrschen. Sie sind sehr religiös, und Frauen sind von der Öffentlichkeit völlig ausgeschlossen.«
    »Ich werde darauf Rücksicht nehmen«, versprach Nadja.
    »Man wird dich dulden, weil du sofort als Touristin auffällst, aber es kann sein, dass einige Männer dich beschimpfen«, fuhr Jamal fort. »Üble Nachrede von Frauen ist zwar unter strenge Strafe gestellt, aber das gilt nicht für …«
    »Unanständige Ungläubige«, vollendete Nadja. »Ich schaffe das. Mach dir keine Gedanken. Ich werde mein Gesicht verhüllen, mir eine Kutte überziehen und mit niemandem sprechen, falls ich überhaupt auf die Straße gehe – aber ich denke, eher nicht. Alles, wonach ich mich jetzt sehne, sind ein ausgedehntes heißes Bad und ein weiches Bett.«
    Damit gab sich Jamal zufrieden, und sie setzten den Weg rumpelnd fort.
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten sie die Oase, und Nadja war froh darüber. Kein Knochen schien sich mehr an seinem Platz zu befinden; sie war völlig verschwitzt, staubig, hungrig und todmüde. Jamal lenkte den Landrover direkt Richtung Zentrum und hielt an der Hauptstraße vor dem hell erleuchteten Eingang eines Hotels an. Nadja stolperte steif und verspannt hinter ihm her und hielt sich ein wenig im Hintergrund, während ihr Begleiter mit dem Rezeptionisten sprach.
    Niemand starrte Nadja an; möglicherweise, weil sie sich in Begleitung des Sohnes des Eigentümers befand. Augenblicklich und mit höflicher Geste übergab der Rezeptionist ihr einen Zimmerschlüssel.
    »Ja«, begann Jamal, als sie vor dem Aufzug standen. »Das wäre es dann. Ich habe Anweisung gegeben, dir jeden Wunsch zu erfüllen. Bitte bestelle dir auch ausreichend Essen, du siehst ziemlich ausgehungert aus. Das Personal versteht Englisch.«
    »Großartig. Ich bin im Paradies.«
    Er zögerte. »Werde ich dich wiedersehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ist besser so, Jamal. Tod und Gefahr sind meist nicht fern, wo ich auftauche. Dennoch stehe ich tief in deiner Schuld.« Sie wagte es nicht, ihm die Hand hinzustrecken, und war überrascht, als er sie schnell auf beide Wangen küsste und dann zurücktrat.
    »Nicht doch. Ich stehe in deiner Schuld, zahrah, du Wüstenrose. Mögest du finden, was immer du suchst, und möge dein Weg dich zu Schatten und Regen bringen.« Er nickte ihr ernst zu und machte sich auf den Weg.
    Nadja hatte kaum mehr Augen für die Einrichtung des Hotels, das eine Mischung aus Tradition und Moderne darstellte. Sie stolperte den Gang entlang in ihr Zimmer, erschrak, als sie sich in einer Suite wiederfand, bestellte die halbe Speisekarte und dazu literweise Wasser und Tee und

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