Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
das nur wieder zu bedeuten?
Dann setzte sie ihren Weg fort, holte sich ein wenig Wasser aus einem für Touristen errichteten Spender und beobachtete den Sonnenuntergang. Seltsam, dass sie gar keinen Hunger hatte. Aber vielleicht nährte der Knoten sie. Wirkte nicht der ganze Ort aufgeladen und … ja, magisch? Möglicherweise konnte das Elfenerbe in Nadja etwas daraus ziehen, weil es so allgegenwärtig war. Außerdem schwärmte ihr Magen immer noch von den Genüssen, die sie in Atlantis zu sich genommen hatte. Sie waren mit nichts vergleichbar gewesen. Besser, den Geschmack noch ein bisschen zu behalten.
Stimmen. Nadja fuhr herum. Sie näherten sich von Westen. Kamele und Reiter! Hoffentlich keine Touristen, die eine Sondergenehmigung erhalten hatten …
»Ich habe jetzt genug!«, erklang eine schrille Stimme. Unverkennbar. »Ich steige ab!«
»Wir sind doch sowieso da.« Eine tiefere, brummende.
»Mein Hintern ist platt, ich habe Hunger und Durst, und wenn wir wieder an der falschen Stelle sind …«
Nadja hatte genug gehört. Mit wild wedelnden Armen rannte sie der Karawane entgegen. »Pirx! Grog! Diesmal sind wir richtig!«
»Nadja!«, überschrie Davids Stimme die beiden Kobolde, und da kam er auch schon auf sie zugelaufen.
Für einen Moment konnte sie sich nicht rühren. »David«, flüsterte sie. In Augenblicken wie diesem wurde ihr bewusst, wie unerträglich sein Verlust für sie wäre. Ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie fast Angst bekam.
Doch da war er schon bei ihr und riss sie in seine Arme, zerdrückte sie fast an seiner Brust.
»Nadja, meine Menschenelfe, mein Liebling, geht es dir gut?« Er ließ sie gar nicht zu Wort kommen, tastete ihr Gesicht ab, bedeckte es mit Küssen. »Ich war außer mir vor Sorge, seit wir hierher aufbrachen und ich Zeit zum Nachdenken hatte. Zuerst war alles in Ordnung, doch dann habe ich mir immer schrecklichere Szenarien ausgemalt, bis ich am Schluss beinahe durchgedreht bin …«
»Kann man wohl sagen! Ein Nervenbündel war er!« Pirx zupfte an ihrem Stiefel, und sie hob ihn hoch und herzte ihn. Anschließend knuddelte sie den vor Aufregung zitternden Grog, während alle gleichzeitig auf sie einredeten.
»Es ist alles in Ordnung«, warf sie glücklich ein. »Ich habe das unglaublichste Abenteuer meines Lebens hinter mir, und es ist glimpflich verlaufen, als ob jemand schützende Hände über mich gehalten hätte.«
»Wir dürfen uns nicht zu lange aufhalten«, sagte Aoibhe im Hintergrund, wie immer militärisch. »Wir brauchen ein Lager.«
Nadja winkte ab. »Cor und der Kau haben alles komplett abgeriegelt, was offensichtlich keine Wirkung auf Elfen haben dürfte, und die zwei machen einen drauf in Siwa-Stadt. Wir können hier lagern und dem Getreuen einen entsprechenden Empfang vorbereiten. Er wird wohl heute Nacht oder morgen eintreffen, mit annähernd fünfzig Swartson.«
David starrte sie verblüfft an. »Nadja, ich selbst hatte mit diesen Elfen zu tun und habe die Informationen aus erster Hand, die ich dir gerade geben wollte – wo hast du deine nun schon wieder her?«
Sie tippte lachend gegen ihre Nasenspitze. »Hast du meinen Beruf vergessen? Aber ernsthaft: Die beiden Lachnummern haben sich laut unterhalten und mir alles erzählt, was ich wissen wollte. Anscheinend wurden sie von Bandorchu herbeordert, um ihn zu lotsen.« Sie wies auf den Knoten. »Diesmal haben wir die richtige Stelle gefunden, und der Getreue ist zu spät dran. Ich glaube, unsere Chancen sind gerade um hundert Prozent gestiegen.«
»Das würde ich auch so sehen«, stimmte die Generalin zu. »Mein Prinz, Lady, Ihr werdet jetzt sofort mitkommen und Euch auf einem Lager niederlassen, das wir gerade vorbereiten, denn Ihr habt beide dringend Erholung und medizinische Versorgung nötig.«
»Da hat sie recht«, sagte Pirx und streichelte Nadjas Hand. »Kommt, Grog und ich bringen euch gleich was zu essen und zu trinken.«
»Wo habt ihr denn die Kamele her?«, wollte Nadja unterwegs wissen.
»Geklaut«, antwortete Grog.
»Geliehen«, korrigierte Aoibhe. »Wir geben sie zurück, sobald wir sie nicht mehr benötigen. Nur nicht unbedingt an derselben Stelle.«
»Aber …«
Pirx kicherte. »Wir waren da an so einem Kamelbahnhof, wo Hunderte von denen rumgelaufen sind, und dann haben wir Wasser und ein bisschen Proviant besorgt und sind umgehend los, um David zu suchen.«
»Weil es von Euch keine Spur gab«, fügte die Generalin hinzu.
Nadja winkte ab. »Kein Wunder. Ich war zuerst in
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