Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
gedanklich.
Ich komme bald
.
Der Zorn auf seinen Bruder war verraucht, es war ohnehin nicht zu ändern. Hauptsache, er war dort, wenn der Getreue ihn noch einmal brauchte. Nur für eine Kleinigkeit.
Der Getreue hob den Kopf, als er ferne Geräusche hörte. Dann sah er sie über die Hügel herankommen, galoppierende Kamele mit Reitern. Sie hoben die Arme und winkten, als sie seiner ansichtig wurden, und er winkte zurück.
Der Anführer trabte auf einem schnaubenden weißen Dromedar heran, ließ es niederkauern und sprang ab. »Ich bin Hauptmann Maged«, stellte er sich vor. »Ich habe Euren Ruf vernommen.«
»Das wurde auch Zeit«, empfing ihn der schwarz gekleidete Hüne.
»Die Wege in der Wüste sind weit, Herr.«
»Das ist mir durchaus bewusst, denn ich gehe sonst nicht zu Fuß.« Maged wollte ihm einen Wasserschlauch anbieten, doch er schob den Arm des Reiters beiseite. »Ich brauche etwas anderes.«
Der Wüstenelf nahm verdutzt hin, dass der Getreue ohne höfliche Anfrage auf sein Dromedar stieg und es aufstehen ließ. »Ein gutes Tier.«
»Ja, Herr, prächtig …«
Inzwischen waren auch die übrigen Reiter eingetroffen. Der Getreue lenkte das Dromedar eine Weile herum, den Kopf suchend nach unten gerichtet.
»Wonach haltet Ihr Ausschau, Herr?«
»Nach einer raffinierten Jungfrau«, kam die Antwort. »Doch nun ist es genug mit dem Versteckspiel, ich habe meinen Anker, und … Ah, da ist sie!« Der Getreue hielt Mageds Reitgerte in der rechten Hand und wies nach Norden. »Die Linie führt direkt zum Knotenpunkt in der Oase. Endlich!«
Damit lenkte er das Kamel herum zu Maged. »Ich werde dir nun sagen, wie es läuft, Hauptmann. Du und deine Truppe untersteht meinem Kommando. Widerspruch wird mit dem Tod bestraft. Ich habe keine Zeit für Muskelspiele oder Diskussionen. Eure Aufgabe ist es, die Crain davon abzuhalten, mich anzugreifen. Euer oberstes Gesetz lautet: Prinz Dafydd darf dabei unter keinen Umständen etwas geschehen; er muss lebend und unversehrt, was bedeutet: ohne schwerwiegende Verletzungen, gefangen genommen werden. Dieses Gesetz belege ich mit einem Bann. In dem Moment, in dem einer von euch zu weit geht oder nur daran denkt, es zu missachten, wird er eines grässlichen Todes sterben, also seht euch vor. Mein Befehl hat oberste Priorität, ist noch wichtiger als meine Verteidigung. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Herr«, beeilte sich Maged zu versichern.
»Und ihr?«, fuhr der Getreue den Rest der Mannschaft an, und sein Eishauch legte sich über sie.
»Wir haben verstanden, Herr!«, antworteten alle erschrocken.
»Eine lausige disziplinlose Bande seid ihr«, herrschte der Getreue sie an. »Reißt euch besser zusammen, oder ich lasse euch in Feuer aufgehen.«
Niemand wagte mehr, sich zu rühren. Alle nahmen Haltung an.
»Es wird Euch freuen zu erfahren, dass Prinz Dafydd bereits in unserem Gewahrsam ist«, sagte Maged.
»Das nimmst du doch nicht ernsthaft an?«, erwiderte der Getreue spöttisch. »Also dann, mir nach! Wir haben es sehr eilig.« Ohne ein weiteres Wort trieb er das Dromedar an.
»Der ist verrückt, oder?«, sagte der Mann neben Maged. »Will
uns
durch die Wüste führen …«
»Lass dein Kamel knien!«, befahl der Hauptmann. Der Soldat gehorchte, und Maged riss ihn aus dem Sattel und schwang sich selbst hinein.
»Aber …«, setzte der Mann verdutzt an.
Maged drohte ihm mit dem Finger, nicht zu nah zu kommen. »Du hast widersprochen. Du bleibst hier.« Er ließ das Kamel aufstehen und schwang den Arm. »Los, Truppe, ihr habt den Befehl gehört, befolgt ihn! Zeigt ihm, dass die Swartson echte Krieger sind!«
Endlich sah niemand mehr her. Alexander war mit Hephaisthion im Zelt verschwunden, und die anderen Soldaten lümmelten sich bequem im Schatten ihrer Zelte in der Mittagshitze. Von Shakur war nichts zu sehen, aber der würde sie nicht hindern.
Nadja wich langsam in den Schatten einer Palme zurück und ging tiefer hinein in den Hain. Sobald sie sich außer Sicht glaubte, drehte sie sich um und machte sich an den Aufstieg. Kurz vor dem Eingang zum Tempel blickte sie noch einmal zurück.
Der Anblick raubte ihr den Atem. Direkt unter Alexanders Zelt wogte und pulsierte das riesige, glühend rote Herz eines Strangs aus vier mächtigen Ley-Adern, die unaufhörlich magische Energie in vier Himmelsrichtungen pumpten. Die unmittelbare Umgebung war in gleißend helles Licht getaucht.
Nadja fiel halb auf die Knie. Sie konnte die Verläufe der vier Hauptlinien
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