Schatten Blut
Tage lang in sengender Hitze bewegungslos auf dem Boden zu liegen und nicht sterben zu können. Den Pflock konnte ich selbst nicht mehr entfernen und das Sonnenlicht trug ebenfalls wenig zu meiner Vernichtung bei, inzwischen war ich dagegen auf eine gewisse Weise resistent. Ich würde es wirklich niemanden empfehlen.«
»Aber wieso –«
»Weil einige Herren der Inquisition der Meinung gewesen waren, an mir ein verdammtes Exempel statuieren zu wollen!« unterbrach Darian mich harsch. »Diese katholischen Dummköpfe dachten allen Ernstes, sie könnten an mir eine Teufelsaustreibung vornehmen und mich anschließend wie das goldene Kalb in Rom vorführen, mit der hochheiligen Aussage, sie hätten mich vom Bösen befreit. Vielleicht hätte es funktioniert, wenn ihnen nicht ein Fehler unterlaufen wäre. Denn sie sprachen lateinische Formeln, statt aramäischer. Dadurch wurde das Ritual nur zur Hälfte vollzogen, denn die Kraft der Sprache konnte sich nicht voll entfallten.«
»Und das heißt?«
»Dahad bekam zwar einen Teil seiner Seele wieder, blieb jedoch ein Kind der Nacht«, ergänzte Thalion und sah mich an. »Was meinst du, Faye, wie sich ein Vampir mit Gewissen und Moralvorstellungen fühlt?«
»Beschissen«, rutschte es mir heraus und ich schenkte Darian einen mitfühlenden Blick. Ich wusste nicht, ob ich ihn nun aufrichtig bedauern oder mich vor Lachen wegschmeißen sollte. Ich wählte eine unverfänglichere, auf Logik basierende Variante: »Bist du deswegen auf Konserven umgestiegen?«
»Die gab es damals noch nicht«, meinte er und lächelte schief. »Nein, das Erste, was ich tat, war diese Inquisitoren vor ihren eigenen Schöpfer zu stellen. Eine Zeit lang war ich nur wütend und gleichzeitig beschämt über das, was geschehen und aus mir gemacht worden war. Ich war zu dem Zeitpunkt selten Herr meiner Sinne und gab diese Schuld den Lebenden weiter. Bis ich schließlich all meine Verfehlungen erkannte und darunter zusammenbrach. Mein einziger Ausweg stand in meiner Vernichtung.«
»Also versuchtest du dich umzubringen. Das leuchtet ein.«
Er nickte knapp. »Erst versuchte ich mich mit Sonnenlicht zu vernichten. Das funktionierte nicht, denn durch das Ritual war ich halbwegs resistent. Den Flammentod konnte ich ebenfalls nicht mehr wählen, denn ich hatte in den Baali-Kriegen mehrere Baali diableriert und deren Resistenz gegen Feuer ist legendär. Also wählte ich den Weg des Pflockens. Das Resultat ist dir bekannt.«
»Und warum drei Tage lang?« Ich sah ihn neugierig an. »Hätte nicht einer gereicht?«
Diesmal mischte sich Thalion wieder in die Erzählung: »Das war auch mein Gedanke, liebes Kind. Allerdings hatte ich nicht mit dem Starrsinn Dahads gerechnet. Ich fand ihn in der ersten Nacht am Boden liegend. Er war jedoch nicht gewillt, meine Hilfe anzunehmen. So blieb ich bis zum Morgengrauen an seiner Seite und kehrte in der kommenden Nacht zu ihm zurück. Er lebte, weiterhin unbeweglich und doch klar in Gedanken. Abermals verweigerte er meine Hilfe mit der Begründung –«
»- dass es doch mal funktionieren müsse«, unterbrach Darian ihn mit leicht gequälter Miene. »War aber wieder ein Trugschluss.«
Thalion lächelte milde. »In der dritten Nacht war Dahad einverstanden, meine Hilfe anzunehmen und ich entfernte den Pflock.«
»Ich hatte höllische Schmerzen, einen grandiosen Sonnenbrand und zudem extremen Durst. Ich war krebsrot und voller Bläschen. Thalion heilte mich und unterwies mich schließlich in die Lehren seines Clans, führte mich so auf den Weg der inneren Balance. Und er zeigte mir, wie ich mit meiner Vergangenheit in die Zukunft gehen konnte.«
Einen Moment lang blickte ich die Beiden schweigend an. Nachdenklich zog ich die Stirn kraus, dann schließlich platzte ich heraus: »Kannst du überhaupt sterben, Darian? Anscheinend bist du für jeden Jäger eine echte Herausforderung!«
»Denkst du über eine Probe deines Könnens nach?« fragte Thalion ernst und Darian begann schallend zu lachen. Ich verzog das Gesicht und schüttelte schnell den Kopf. »Nichts läge ferner.« Und als Darian breit grinste, fügte ich verschmitzt hinzu: »Zumindest im Moment.«
Du Biest!
Ja! Und genau das magst du!
Doppeltes Biest! Komm du mir nach Hause!
Ich streckte ihm frech die Zunge raus. Und wandte mich mit süßem Lächeln Thalion zu: »Was sagtest du, wie man ihn umbringen könnte?«
»Ich sagte gar nichts«, meinte dieser etwas erstaunt. Blickte kurz zu einem sehr triumphierend
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