Schatten Blut
konnten.« Er trat noch weiter ins Licht, blieb dann stehen und schlug mit einem Ruck die Kapuze zurück.
Er schien vollkommen alterslos zu sein, und doch irgendwie älter als Darian. Sein Gesicht war schmal und nahezu ohne jede Falte. Dunkles, kurzes Haar umrahmte es, nur an den Schläfen leicht ergraut. Der Blick seiner dunklen Augen verriet wohl sein wahres Alter, denn als ich dort hineinsah, hatte ich das Gefühl, bis an den Punkt der Entstehung der Erde schauen zu können. Dann jedoch wanderte mein Blick höher und ich schnappte verblüfft nach Luft. Nur schemenhaft konnte ich das Gebilde auf seiner Stirn, knapp über den Augenbrauen erkennen. Und doch war es eindeutig. »Du bist ein Salubri!«
Sein Kopf wandte sich Darian zu und nickte knapp. »Deine Lehren haben Früchte getragen, Dahad. Sie sieht. Ich bin zufrieden.« Er wandte sich mir wieder zu und ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Ja, du hast es richtig erkannt. Ich bin ein Sohn des Clans der Salubri.«
In den alten Schriften stand geschrieben, dass die Salubri beinahe komplett vernichtet worden waren und nur noch sehr Wenige von ihnen existierten. Durch einen Verrat sei ihr Clan zerschlagen worden und die Wenigen, die noch übrig waren, lebten gut versteckt vor ihren Verfolgern, den Tremere. Niemals hätte ich gedacht, einen von ihnen zu sehen, geschweige, mit ihm sprechen zu können. Und nun erfuhr ich wie nebenbei, dass mir einer von ihnen Federn zu meinem Schutz geschickt hatte und zudem ein guter Freund von Darian zu sein schien.
Ich musste mich setzen. In Ermangelung eines Stuhles wählte ich kurzerhand den Boden. Dann blickte ich zwischen den beiden Vampiren hin und her. Auch wenn ich nichts verstand, so war ich mir sicher, dass die beiden miteinander kommunizierten. Und garantiert sprachen sie über mich.
»Wer ist Datschad?« fragte ich schließlich.
»Dachad«, verbesserte mich Darian und trat vor. »Mit einem harten ch wie Dach. Es ist mein erster Name.«
»Und deiner ist Thalion?«
Der Salubri nickte, trat einen Schritt näher und ließ sich mir gegenüber ebenfalls auf dem Boden nieder.
»Und du hast mir auch die Rosen geschickt?« hakte ich weiter nach.
Ein weiteres Nicken folgte.
»Warum?«
Er lächelte und entblößte dabei die typischen Reißzähne. »Du benötigtest einen weiteren Hinweis, Kind. Und auf deine Frage, warum Dahad verletzt wurde, so sei dir gesagt, dass sie nur für dich bestimmt waren.«
»Haben wir auch schon vermutet«, murmelte ich. »War trotzdem eine krasse Nummer. Warum diese Geheimniskrämerei? Du hättest doch auch klingeln können.«
Diesmal lachte er leise und Darian, der sich inzwischen zu uns gesetzt hatte, erklärte: »Wohl kaum Faye, wenn mein Haus unter ständiger Beobachtung der Tremere steht. Wenn Thalion auch vielen Augen entgehen kann, so könnte es doch einige geben, die ihn trotz aller Vorsicht bemerken. Und das wäre fatal.«
»Sowohl für ihn als auch für dich«, resümierte ich und erhielt diesmal ein zweifaches Nicken.
»Also gut, Mädels.« Ich klatschte mir voller Tatendrang auf die Oberschenkel und sah die Beiden an. »Da wir nun mit der allgemeinen Vorstellungsprozedur durch sind, hätte ich doch gern erfahren, warum ich hier bin.«
»Weil es an der Zeit ist, dich in einiges einzuweihen«, gab Thalion zur Antwort. »Denn das, was du bisher gelernt hast, und all das, was Dahad dich lehren konnte, reicht bei Weitem nicht aus, dich auf die Aufgabe vorzubereiten, der du dich zu stellen hast.«
»Und die wäre?«
»Das Verhindern von Gehenna.«
»Bitte?« Ich glaubte, mich verhört zu haben. »Haben die Tremere deswegen Julie verwandeln wollen? Wegen einer uralten Prophezeiung, deren Wahrheitsgehalt niemand wirklich überprüfen kann?«
»Julies Verwandlung erwies sich als eine Notlösung, da man sie anfangs für dich gehalten hat«, erklärte Thalion ernst. »Durch sie versuchten die Tremere, an dich heranzukommen und deiner habhaft zu werden.«
»Was ihnen misslang«, fügte Darian nicht ohne eine Spur Genugtuung in der Stimme hinzu. »Folgedessen bist du weiterhin im Rennen, Faye.«
»Na, ihr seid ja putzig!« Ich bedachte die Beiden mit ironischem Lächeln. »Soll ich allen vier apokalyptischen Reitern nun die Gäule gleichzeitig unter dem Hintern stehlen, damit euer gefürchtetes Gehenna ausfällt?«
»Das würden wohl noch nicht einmal die Besten aus dem Clan der Ravnos vollbringen«, entgegnete Thalion ungerührt und Darian lachte schallend auf.
Ich
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