Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
Vom Netzwerk:
lächelnden Darian und meinte dann ganz sachlich: »Du könntest ihm den Kopf abreißen. Das zumindest sollte einwandfrei funktionieren.«
    Darians Grinsen war schlagartig erloschen. »Fall mir ruhig in den Rücken, Thalion. Wer solche Freunde hat, braucht wirklich keine Feinde mehr.«
    »Ich vermute«, sinnierte Thalion und zwinkerte mir zu, »dass ich soeben meine tägliche Ration verspielt habe. Nun, etwas Diät –«
    »Bloody Walters war ohnehin aus«, warf ich ein und lächelte keck. »Aber notfalls würde ich etwas sponsern. Reicht der Arm?«
    »Hüte dich!« Darian saß kerzengerade und ein ärgerliches Funkeln trat in seine Augen.
    Thalion lehnte dankend ab. »Es gereicht dir zur Ehre, dass du deinen Lebenssaft opfern möchtest, Faye. Doch habe ich bereits von eurem Experiment gehört und möchte daher von deinem Angebot gern Abstand nehmen.«
    »Bin ich denn für jeden anderen giftig?«
    Ein zweifaches »Ja!« scholl mir entgegen und ich nickte ergeben. »Schon komisch, dass mich diese doch eigentlich positive Eigenschaft gerade etwas behindert.«
    »Du wirst es überleben«, meinte Darian nüchtern und fügte leiser hinzu: »Und wir somit ebenfalls.«
    Weil meine Beine einzuschlafen drohten, erhob ich mich und lief ein wenig im Kreis herum. Darian schien das für eine Aufforderung zu halten und stand ebenfalls auf.
    »Ich werde dir Jason schicken, Thalion«, meinte er und nickte dem weiterhin am Boden sitzenden Salubri zu. »Wenn du einen Wunsch hast, lass es ihn wissen.«
    »Das werde ich. Und, Darian …« Er wartete, bis er die volle Aufmerksamkeit erhielt, ehe er weiter sprach: »Das Training muss schneller voran gehen. Und stelle die Aufgaben, sie ist soweit. Ich fühle Ungemach.« Der Angesprochene nickte wortlos, während mein Mund sich schon zum Protest öffnen wollte.
    Da erfasste mich der Blick seiner dunklen Augen ein letztes Mal an diesem Tag und er wies mit dem Kinn in die Richtung Treppe. »Dort geht es hinauf, Kind.«

– Kapitel Dreißig –
    V ielleicht war dies der schwerste Gang, den ich jemals hatte gehen müssen. Täuschung und Betrug war noch nie mein Spezialgebiet gewesen und doch blieb mir nichts anderes übrig, als genau das heute zu tun.
    Ganz in Schwarz gekleidet und mit einer Miene, die tiefe Trauer ausdrückte, sah ich dem Sarg zu, wie er in den Ofen geschoben wurde und zu Asche verbrannte. Ganz in Schwarz gekleidet, schritt ich an der Seite meines Vaters hinter einer Urne her, in der sich die Überreste von Jemandem befanden, den ich nicht kannte. Ganz in Schwarz gekleidet, beobachtete ich das Einlassen der Urne in die feuchte Erde, über die eine Platte mit dem Namen meiner Schwester gelegt wurde, während ein Geistlicher aus der Bibel las. Und ganz in Schwarz gekleidet, nahm ich die Beileidsbekundungen der Anwesenden entgegen, Freunde und Arbeitskollegen meiner Schwester, entfernte Verwandte. Die Wenigsten davon kannte ich.
    Mutter war nicht gekommen. Sie hatte sich am Telefon mit Dad gestritten und ihm die Schuld am Tod Julies gegeben. Bis zu dem Tag hatte ich nicht gewusst, dass sie in unser Familiengeheimnis eingeweiht war. Ich war davon ausgegangen, dass mein Vater es ganz für sich behalten hatte, da ja auch ich keinerlei Kenntnis davon gehabt hatte, bis eben zu jenem schicksalhaften Tag. Nun aber hatte ich erfahren, dass meine Eltern sich nicht getrennt hatten, weil sie sich auseinander gelebt hatten, sondern weil meine Mutter genau vor dem Angst gehabt hatte, was mit Julie nun geschehen war. Zum Opfer dieses Fluches werden, wie sie es am Telefon genannt hatte. Und jetzt wusste ich auch, warum sie in Rom lebte und diese Stadt seit ihrem Umzug dorthin nie wieder verlassen hatte. Welcher Vampir betrat ihrer Meinung nach schon geweihten Boden, der dermaßen stark mit dem wahren Glauben getränkt war wie in Rom, dem Hauptsitz der katholischen Kirche und Sitz des Papstes? Dad hatte zwar nach dem Telefonat etwas von Katakomben und Heuchelei gemurmelt, doch hatte ich nicht weiter nachgefragt. Seine Laune hatte mich irgendwie an einen gereizten Bären erinnert, da machte sich Neugierde nicht wirklich gut.
    Ebenso war auch Alistair der Beisetzung fern geblieben. Vater hatte ihn telefonisch informiert und ihm nahe gelegt, das Geld für die Reise nach England zu sparen. Für zwei Tage hätte sich der Aufwand nicht gelohnt, denn mehr Urlaub als ein paar Tage hätte mein Bruder sich ohnehin nicht nehmen können. Die Wahrheit aber war, dass Dad und ich nicht wollten, dass mein

Weitere Kostenlose Bücher