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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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stimmte ich zu, reichte ihm die Hand und gemeinsam verließen wir den Friedhof. Auf dem Parkplatz entdeckte ich eine Person, die mir schon von weitem sehr bekannt vorkam und ich musste still schmunzeln. Mit wehenden Kleidern und einem Rosenstrauß unter dem Arm eilte sie herbei und winkte uns heftig zu.
    »Es tut mir leid«, rief Ernestine uns entgegen und stand dann schwer atmend vor uns. »Ich habe es nicht rechtzeitig geschafft. Musste mit Jacko noch zum Tierarzt, er hatte sich im Park etwas in den Fuß getreten.«
    »Das macht doch nichts.« Erfreut über ihr Erscheinen umarmte ich sie übertrieben fest und sie gluckste leise. Dann schob sie mich von sich und betrachtete mich aufmerksam. »Es geht dir gut, Kind?«
    »Etwas erschöpft, aber das bringen solche Ereignisse mit sich. Möchten Sie das Grab sehen?«
    »Geht ihr zwei mal«, meinte Dad und angelte eine Zigarette aus seiner Tasche. »Ich bleibe so lange hier. Schön, Sie zu sehen, Ernestine.«
    Sie lächelte ihn an und hakte sich bei mir unter. Gemeinsam gingen wir zum Grab und Ernestine schaute eine geraume Weile schweigend auf den Stein, ehe sie die Blumen ablegte.
    »Und wer liegt da wirklich drin?« fragte sie, nachdem sie sich mir wieder zugewandt hatte.
    Ich grinste schief, hatte ich doch geahnt, dass sie diese Scharade durchschauen würde. »Ich kenne sie nicht, Ernestine. Aber sie war Julie im Aussehen etwas ähnlich. Ich weiß nur, dass sie wohl an einer Überdosis gestorben ist.«
    Die ältere Dame nickte verstehend. »Ein passender Ersatz. Dann mögen sie und Julie sich die Blumen teilen. Ich bin mir sicher, sie sind damit einverstanden. Hat dein Darian das alles organisiert?«
    Mein Darian. Wie das klang! Ich war mir nicht sicher, ob es mir wirklich gefiel, denn es klang so besitzergreifend. Auf der anderen Seite aber demonstrierte es Zusammengehörigkeit, und das wiederum gefiel mir gut. Und es machte mir klar, dass ich ihn vermisste. Seit drei Tagen waren Vater und ich in London, bewohnten Darians Loft und waren mit den Vorbereitungen beschäftigt gewesen, die heute ihren Abschluss gefunden hatten.
    Wie Darian das alles so gekonnt hinbekommen hatte, war mir schleierhaft. Ich hätte niemals gedacht, dass er dermaßen gute Kontakte besaß, um eine fingierte Geschichte über Julies Autounfall in die Times setzen zu können. Dass es nun Aktenunterlagen bei der Metropolitan Police, New Scotland Yard, über besagten Unfall gab, dass ferner Unterlagen im Krankenhaus über die Einlieferung eines weiblichen Unfallopfers namens Julie McNamara existierten und zudem ein Totenschein von einem renommierten Arzt ausgestellt und beglaubigt wurde.
    Julies Wohnung war geräumt, Möbel und diverse Kleidung, die ich nicht gebrauchen konnte, waren eingelagert worden. Zudem gab es nun ein Grab, welches das Ableben Julies bekundete, die schon Wochen zuvor das Opfer eines tragischen Machtspiels geworden war. Und das alles in so kurzer Zeit, dass mein Vater seinen geplanten Aufenthalt im Cottage aufgeschoben hatte und geblieben war.
    Ich schenkte Ernestine ein Lächeln. »Ja. Darian hat seine Beziehungen spielen lassen. Wir konnten Julie kaum in der Versenkung verschwinden lassen. Ihr plötzliches Verschwinden hätte Fragen aufgeworfen und uns sicherlich in Erklärungsnöte gebracht.«
    »Ihr tatet gut daran, es so enden zu lassen«, meinte sie zustimmend. »Ich habe den Bericht über den angeblichen Unfall und auch die Traueranzeige in der Zeitung gelesen. Sehr geschickt gemacht. Es ist sehr bedauerlich, dass ihr deiner Schwester nicht mehr helfen konntet.«
    »Es war zu spät. Niemand hätte etwas tun können.«
    »Ich weiß.« Sie tätschelte mitfühlend meinen Arm, riss dann die Augen auf und kramte sogleich in ihrer großen Handtasche herum. »Herrje, bevor ich es vergesse! Ich habe da etwas für dich. Wo ist es denn? Dass diese Taschen aber auch immer so groß sein müssen! … Warte, ich glaube, … Ja! Da ist es!«
    Schon drückte sie mir eine kleine, rote Schachtel in die Hand. Verwundert betrachtete ich sie. »Ein Schmuckkästchen?«
    »Nun mach es schon auf!«
    Sie wirkte wie ein kleines Kind, das aufgeregt von einem Fuß auf den anderen wechselte und mich dabei gespannt ansah. Schmunzelnd klappte ich den Deckel auf und musste nach Luft schnappen.
    »Na, gefällt es dir?«
    Sehr vorsichtig nahm ich die filigran gearbeitete Kette heraus, an der ein kleines hübsches Silberkreuz hing.
    »Es ist traumhaft schön«, murmelte ich ehrfurchtsvoll.
    »Ich dachte

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