Schatten Blut
knirschte verhalten mit den Zähnen. Natürlich hatte auch ich ein gesteigertes Interesse daran, den Tremere, insbesondere Lagat, die Zähne zu ziehen, aber gleich die gesamte Welt, oder Unweit der Vampire vor dem Untergang zu retten, wäre mir niemals im Traum eingefallen. Wie sollte ausgerechnet ich das bewerkstelligen?
»Du wirkst nachdenklich«, deutete Thalion mein Schweigen.
»Würdest du das nicht sein, wenn dir eine solche Offenbarung zuteil wird?« erwiderte ich ein klein wenig gereizter als beabsichtigt. »Ihr habt da Sachen mit mir vor, die weit entfernt von allem sind, was ich mir vorstellen kann. Vampire brachten meine Schwester um und ich soll zum Dank ihre Welt retten? Das ist doch ein Widerspruch in sich.«
»Vergiss nicht«, wandte Darian leicht lächelnd ein. »Auch ich bin ein Teil dieser Welt.«
»Ja, ja. Anwesende ausgenommen«, brummte ich zurück. »Aber wie soll das geschehen?«
Thalion lächelte milde. »Es wird durch dich geschehen. Die Prophezeiung nennt eine Frau, die kommen und das Unheil verhindern wird. Du erfüllst alle Kriterien …«
»Danke.«
»… und du wirst diese Aufgabe erfüllen, wenn es an der Zeit ist«, sprach er ungeachtet meines Einwurfes weiter.
»Ich habe darüber gelesen. Die Vorsintflutlichen würden sich aus ihrem Schlaf erheben und alle ihre Nachkommen vernichten. Also ist es an mir, den großen Besen zu schwingen und deren Asche zusammenzufegen, bevor sie sich regenerieren? Toll! Hat vielleicht jemand einen solch großen Ascheimer zur Verfügung?«
»Welche Aufgabe dir genau zuteil werden wird«, meinte Thalion ob meines Sarkasmus ungerührt, »wirst du herausfinden, wenn es an der Zeit ist.«
»Klingt wahrhaft erbaulich«, murmelte ich vor mich hin. Ich liebte solch klare und präzise Aussagen, die in ihrer Klarheit alles nebulös offen ließen. Insbesondere, wenn es dabei um mich ging! Aber hatte ich denn momentan eine Chance, mehr zu erfahren? Wohl kaum, denn ich hatte Fragmente der erwähnten Prophezeiung selbst gelesen, viel war davon nämlich nicht überliefert worden, aber es war Teil von Darians theoretischem Unterricht. Nun, so kam ich zumindest nicht weiter.
Ich blickte die beiden Vampire nacheinander an. »Wie habt ihr euch überhaupt gefunden? So wie es den Anschein macht, kennt ihr euch schon recht lange.«
»Unsere Clans sind seit dem Baali-Krieg Verbündete«, räumte Thalion ein. »Dort sind wir einander das erste Mal begegnet.«
»Das erste Mal?« hakte ich neugierig nach.
»Wenn man Seite an Seite gegen einen gemeinsamen Gegner kämpft, rempelt man schon mal gegenseitig an«, fügte Darian grinsend hinzu.
»Aha. Und wann war das zweite Mal?«
Die beiden wechselten einen schnellen Blick. Meine Neugierde wuchs, fühlte es sich gerade danach an, als wollten sie ein Geheimnis daraus machen.
Thalion las wohl meine Gedanken, denn er schmunzelte verstohlen. Darian hingegen wirkte ein wenig verstimmt.
»Ihr müsst es nicht erzählen«, half ich Darian aus der Bredouille, doch winkte er ab. »Schon gut, irgendwann hättest du es ohnehin erfahren.«
»Es war um die Zeit des dritten Kreuzzuges«, meinte Thalion nach einem weiteren Seitenblick auf Darian. »Genauer gesagt, kurz danach. Saulot war durch Tremere vernichtet und diableriert worden, mein Clan so gut wie zerschlagen und von dem Tremere-Clan verfolgt. Wie die wenigen Übriggebliebenen meines Clans, so war auch ich auf der Flucht vor ihnen. Auf einer dieser einsamen Wanderungen fand ich Dahad.«
Darian schüttelte in Erinnerung an Vergangenes verdrossen den Kopf. »Hättest du mich damals nicht eingesammelt, alter Freund, würde ich sicherlich heute noch dort herumliegen.«
Mein Blick schoss zwischen ihnen hin und her. Es wurde spannend. »Herumliegen?«
»Unser Freund hier beging den fatalen Fehler, sich selbst töten zu wollen.« Thalion klopfte Darian einmal auf die Schulter und lächelte amüsiert. »Ich möchte behaupten, dass dich die Erinnerung an deinen damaligen Sonnenbrand noch immer ein wenig schmerzt.«
»Sonnenbrand?« echote ich nun vollkommen ungläubig.
Darian brummte etwas Unverständliches, sah mich an und rang sich ein leicht verunglücktes Lächeln ab. »Also gut«, begann er schnaufend. »Ich hatte versucht, mich selbst zu vernichten. Ich stieß mir einen Pflock ins Herz, hatte dabei aber nicht bedacht, dass dieser mich nicht vernichtet sondern lediglich lähmt. So warf es mich um und ich blieb bewegungslos liegen. Eine sehr unangenehme Erfahrung, drei
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