Schatten Blut
aus.
Kurz darauf klopfte ich verhalten an das Allerheiligste in diesen heiligen Hallen. Darians Büro. Es lag am hinteren Ende des unteren, linken Flures, fast direkt unter meinem Zimmer. Seit ich das kurz nach unserem Besuch bei Thalion herausgefunden hatte, wunderte es mich nicht mehr, dass Darian meine Aktivitäten in der Nacht so gut im Visier hatte. Auf diese Weise hatte er mich auch vor dem heimtückischen Übergriff dieser Mariella bewahren können.
Weil ich vergebens auf eine Antwort wartete, drückte ich leise die Klinke hinunter und schaute ins abgedunkelte Innere. Was ich dort sah, zauberte mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht.
Den Kopf auf den verschränkten Armen aufgelegt, lag Darian halb auf seinem großen, schweren Wurzelholzschreibtisch und schlief den Schlaf des Gerechten.
Leise trat ich ein und schloss nahezu lautlos die Tür hinter mir. Dann schlich ich auf Zehenspitzen durch den Raum, bis ich neben Darian stand. Schon wollte ich ihm einen Kuss auf die Wange geben, da schnellte er hoch, rollte gleichzeitig mit dem Stuhl zurück und packte meine Hand. Mit einem erschreckten Aufschrei landete ich auf seinem Schoß. Sogleich erstickte er diesen mit einem Kuss.
»Glaubst du wirklich«, raunte er mir gegen die Lippen, »dass ich dein Nahen nicht gehört habe?«
Meine freie Hand fuhr in seinen Nacken, während ich seinen Kuss leidenschaftlich erwiderte. Ich habe dich auch vermisst, Darian.
Ich hörte ihn leise lachen, dann schob er mich abrupt von sich, so dass ich fast auf dem Tisch gelandet wäre. Verblüfft sah ich ihn an. Da stand er schon vor mir, hob mich hoch und zog mich erneut in seine Arme.
»Ich glaube fast, du hast mir auch etwas gefehlt, Faye.« Seine Augen sahen mich intensiv an, nahmen jeden Millimeter meines Gesichts in sich auf. Sein Finger strich über meine Wange und fuhr dann sanft an meinem Hals entlang. »Ich glaube außerdem, ich habe mich inzwischen zu sehr an dich gewöhnt, als dass ich es je wieder missen möchte.«
»Bricht es dir einen Zacken aus der Krone, wenn du zugibst, dass du mir vielleicht etwas mehr als nur bloße Sympathie und Gewöhnung entgegen bringst?«
»Faye, gib mir etwas mehr Zeit, um –« Er brach erstaunt ab und zog mit dem Finger die Kette hervor. »Was haben wir denn hier? Ein Geschenk?« Sie genauer betrachtend, ließ er den Anhänger in seine offene Hand gleiten. »Interessantes Schmuckstück. Es fühlt sich nach deiner älteren Freundin an. Wie hieß sie noch gleich?«
»Mrs. Ernestine Morningdale«, flüsterte ich, nahm das Kreuz und hielt es zwischen uns. »Es soll mich schützen.«
»Ich bin sicher, das wird es tun.« Darian hauchte einen Kuss auf seine Fingerspitze und stupste damit das Kreuz an. Als er meinen beobachtenden Blick bemerkte, zog er fragend eine Braue in die Höhe. »Was ist? Sollte ich jetzt etwa in Flammen aufgehen?«
»Nein.« Ich lächelte und ließ es wieder unter meinen Kragen gleiten. »Nein, gewiss nicht.« In Flammen stehen würde mir schon reichen.
Mit amüsant funkelnden Augen stellte ich mich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.
»Wie waren deine Tage so ganz in Ruhe und ohne mich, Darian?«
»Öde, trübsinnig und zu lang.« Er grinste verschmitzt und fügte hinzu: »Nein, ich hatte durchaus viel zu tun. Es war einiges liegen geblieben, das ich nun nacharbeiten konnte.« Wie nebenbei zog er mir das Gummi aus dem Haar. Seine Finger fuhren wie breite Kämme durch meine Locken, entwirrten sie, bis sie wie Kaskaden über meinen Rücken fielen. Er lächelte. »So ist es besser.«
»Ach ja?« Mit einem schnellen Griff hatte ich ihm das Band entfernt, das sein Haar zu einem Zopf im Nacken zusammenhielt. Ich fuhr mit gespreizten Fingern ebenfalls hindurch und nickte zufrieden. »Stimmt, so ist es besser.«
Darians Lachen wirkte ansteckend und wir grinsten einander an.
Es war schon komisch, da hatten wir uns ein paar Tage nicht gesehen und standen uns nun wie schüchterne Teenager gegenüber, die nicht genau wussten, was sie miteinander anstellen sollten. Unsicher, abwartend, zögerlich. Obwohl ich mir sicher war, dass seine Gedanken in die gleiche Richtung wie meine gingen. Und die waren nicht gerade jugendfrei.
Schon stand ich im Begriff, eine entsprechende Bemerkung fallen zu lassen, da klopfte es an der Tür und Jason trat mit einem Tablett auf der rechten Hand balancierend ein.
»Ihr Kaffee, Madame.« Wie es sich geziemt, übersah er unser Auseinanderschrecken geflissentlich,
Weitere Kostenlose Bücher