Schatten Blut
Nosferatu am Kragen vor sich her. Kurz vor mir und dem Wagen blieb er stehen. »Wohin damit?«
»Weiß nicht. So jedenfalls versaut er den Innenraum und der Kofferraum ist schon belegt.«
Unser beider Blick fiel auf den Hydranten und wir grinsten uns diebisch an. Kurz darauf schoss ein Wasserstrahl quer über die Straße. Steven hielt den kreischenden Nosferatu am Kragen so lange in den Strahl, bis der gröbste Dreck von ihm abgespült war. Erst dann drehte ich das Wasser wieder ab.
»Kaum drehe ich euch den Rücken zu, macht ihr Unfug«, vernahm ich Darians amüsierte Stimme. Mit einem freudigen Aufschrei rannte ich auf ihn zu und warf mich in seine Arme. Lachend wirbelte er mich herum, stockte dann in der Bewegung und stellte mich unsanft ab. »Was zur Hölle ist mit meinem Wagen geschehen?«
Sofort war er an der Tür und fuhr mit der Hand zart über die Delle. Als er die Überreste der Scheibe auf dem Beifahrersitz entdeckte, wurde sein Blick mörderisch.
Verlegen wischte ich mit dem Rockzipfel einige Scherbenreste beiseite. »Das war …« Ich lächelte betreten. »Eine Verkettung unglücklicher Umstände?«
»Wie unglücklich?«
Steven räusperte sich vernehmlich. »Außerordentlich unglücklich. Ein Missverständnis sozusagen.«
Darians finsterer Blick traf den jüngeren Assamiten, der den inzwischen verstummten Nosferatu schützend vor sich hielt. »Missverständnis?«
»Anfängliche Kommunikationsschwierigkeiten«, stellte ich mich schützend vor Steven und deutete einen dezenten Fingerzeig auf den Kofferraum an. »Er ist versichert. Hoffe ich doch.«
»Faye.« In seiner Stimme schwang eine deutliche Warnung. »Was hast du wieder angestellt?«
»Ich?« Unschuld heuchelnd schlug ich die Augen nieder. »Bevor ich dich suchte, blieb ich artig beim Wagen.«
»Und was, bitte, geschah rund um das Fahrzeug herum?« erkundigte sich Darian lauernd.
»Handgepäck«, warf Steven ein. »Allerdings zu groß fürs Handschuhfach.«
»Mir schwant Schlimmes.« Äußerlich gefasst, öffnete Darian den Kofferraum. Ich duckte mich bereits ab, als er schallend anfing zu lachen.
Vorsichtig lugte ich um die Klappe herum. Okay, sah schon recht albern aus, der Vampir mit einem Schuh im Brustkorb. Vom neuesten Modetrend regelrecht niedergestreckt.
»Geschenkpapier war gerade nicht verfügbar, Darian.« Ich wagte ein Lächeln. »Aber ich dachte, dass du den vielleicht brauchen könntest.«
»Du überraschst mich immer wieder, Liebes.« Ein Kuss folgte. Dann warf Darian den Kofferraum wieder zu. »Lassen wir ihn noch etwas liegen. So ist er später bei der Befragung gut durch. Und nun zu dir, Arodonatis. Ich würde es begrüßen, wenn du mir mit deinen Auskünften etwas mehr entgegenkommen würdest.«
Steven streckte den Arm mit dem Nosferatu daran etwas weiter aus. Sofort fing der Angesprochene an zu winseln: »Bitte. Es war nicht meine Schuld. Sie haben mich gezwungen. Er und diese Tremere. Sie hat –«
»Elender Lügner!« fuhr ich ihn an. »Du standest direkt neben ihr. Ich habe dich gesehen!«
»Aber ich –«
»Du wirst verstehen, dass ich meiner Frau wesentlich mehr Glauben schenke als einem verlogenen Nosferatu«, schnitt Darian ihm ruhig das Wort ab. »Also erspare mir weitere Ausflüchte.«
»Damit wäre die Beweisführung wohl abgeschlossen«, meinte Steven lakonisch und ließ ihn los. »Zeit zur Vollstreckung des Urteils.«
»Das könnt ihr nicht tun!« jammernd fiel Arodonatis vor Darian auf die Knie. »Ich sage alles! Alles, was ihr wollt! Aber lasst mich am Leben!«
»Wo ist Thalion?« kam Darian gleich zum Kern.
Der Nosferatu wirkte verwundert. »Ich kenne keinen Thalion.«
»Lüg mich nicht an!« knurrte Darian drohend. »Wo ist er?«
Die Hände ringend, blickte er zu ihm auf. »Ich weiß nicht, wen du meinst. Das ist die Wahrheit!«
Inzwischen kannte ich Darian gut genug, um die Zeichen eines herannahenden Sturms zu erkennen. Beschwichtigend legte ich ihm die Hand auf den Arm und schob ihn beiseite. »Wenn du erlaubst, möchte ich ihn gern befragen. Du beschädigst womöglich noch etwas.«
Er blinzelte mich überrascht an und ich lächelte nur. Vergisst du vielleicht gerade, dass Thalion auch mich unterrichtete?
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht und mit einer einladenden Geste trat er beiseite.
Auch Arodonatis grinste. Allerdings nicht für lange. Sein mentaler Schutzwall war dünn wie Seidenpapier und stellte kein ernsthaftes Hindernis dar. Recht schnell war ich in seine Gedanken
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