Schatten Blut
Kontrahenten auch weiterhin nur verletzte, hatte Steven keinerlei Skrupel damit, sie um die Ecke zu bringen. Ich wandte den Blick ab, als er sich einen der Männer schnappte und seine Zähne in dessen Hals schlug.
Wie zufällig schaute ich dabei auf die Galerie gegenüber, wo nun der Nosferatu und Mariella mit entsetzten Gesichtern dem Geschehen zuschauten. Anscheinend lief es nicht so ab, wie sie es geplant hatten. Ich lächelte böse. Da richtete sie sich auf, schaute noch einmal nach unten und wandte sich mit einer erzürnten Geste ab. Sie wollte verschwinden?
Da hast du die Rechnung aber ohne mich gemacht, du Biest! brüllte ich ihr regelrecht entgegen und rannte los.
War ich ihr vorher dank Stevens Schutz nicht aufgefallen, tat ich es spätestens jetzt. Und als würde ihr der Gedanke, dass ich ihr in die Hände fiel, äußerst gut gefallen, bleckte sie die Zähne. Sollte sie ruhig, denn die gedachte ich ihr zu ziehen!
Noch im Laufen schnappte ich mir die an der Wand lehnende Eisenstange. Ich raste die Treppe hinab, da stand sie bereits vor mir. Mit einer Flugrolle von der vorletzten Stufe über sie hinweg, wich ich ihrem Schlag aus und stand sodann hinter ihr.
»Überraschung, Drecksstück!« fauchte ich und knallte ihr die Eisenstange in die Seite.
Sie hatte gute Nehmerqualitäten. Zwar hatte ich getroffen, viel auszumachen schien es ihr aber nicht. Zornig drehte sie sich zu mir um, die Krallen zum Zuschlagen gezückt. »Dich werde ich mit Vergnügen töten, McNamara.«
»Dann zieh ’ne Nummer und stell dich hinten an!«
Reaktionsschnell beugte ich den Oberkörper zurück und wich so ihren Krallen aus. Zischend zerschnitten sie knapp vor mir die Luft, erwischten jedoch mit einem Finger meine Kette. Ein Ruck und sie zerriss. Sofort wickelte sie sich um ihre Hand und Mariella schrie gellend auf. Dort, wo das Kreuz ihre Haut berührte, hinterließ es ein tiefes Brandmal und es stank nach verbranntem Fleisch.
Ihre Unachtsamkeit gnadenlos ausnutzend, schlug ich mit der Eisenstange ein weiteres Mal zu. Direkt ins Gesicht. Und es erfüllte mich mit bösartiger Freude, als ich sah, dass ich einen ihrer Reißzähne ausschlug. Nochmals schrie sie auf, schüttelte das Kreuz von ihrer Hand und fasste sich an den Mund. Mit vor Schreck geweiteten Augen wich sie vor mir zurück. Ich aber rückte nach.
»Was ist? Wolltest du mich nicht töten? Dann komm her!«
Abermals holte ich mit der Stange aus. Doch diesmal blieb sie mitten in der Luft hängen und flutschte mir durch die Hände. Da stand Darian neben mir, mit der Stange in seiner Hand. Milde schüttelte er den Kopf. »Lass sie gehen, Faye. Sie hat genug.«
»Nach allem, was sie –«
»Bitte, Liebes, es reicht. Durch den Verlust des Zahnes hat sie einen Schaden erlitten, der ihr lange genug zu schaffen machen wird. Schlägst du ihr den anderen auch noch aus, wird sie elendig verhungern.«
»Na und? Wie oft hat sie versucht, mir zu schaden? Außerdem ist sie eine von Lagats Lakaien. Das allein reicht, um sie zu vernichten.«
»Schlägst du dem Kraken einen Arm ab, so wächst er nach. Schlägst du ihm aber den Kopf ab, gibt es nichts, was von ihm bleibt, Faye.«
Lässig schleuderte er die Stange quer durch die Halle und hob dann die Kette vom Boden auf. Mit einem Lächeln legte er sie mir um den Hals und reparierte den aufgebogenen Verschluss. »Du hast sie hiermit gebrandmarkt, Schatz. Damit gehört sie dir. Das ist die sichtbarste aller Strafen. Also lass sie mit diesem Makel am Leben.«
»Du bist ja böse durch und durch«, grinste ich durchtrieben, wandte mich an Mariella und nickte huldvoll. »Du darfst gehen.«
Steven ließ seine Tarnung fallen, erschien hinter Mariella, nahm seine Hand aus ihrem Nacken und gab ihr einen Stoß. »Du hast es gehört. Verschwinde!«
»Und richte Naridatha bitte folgendes aus, Mariella: Streckt er noch einmal seine Hand nach meiner Frau aus, werde ich ihn dem Erdboden gleichmachen.«
Drei Augenpaare starrten Darian nun vollkommen perplex an. Und eines davon war meines.
Mariella fing sich als erste. »Damit hast du deinen Tod besiegelt, Verräter!« fauchte sie, wirbelte herum und fuhr Steven an: »Genau wie du!«
Darian zuckte lapidar mit den Schultern. »Ich sende dir beizeiten eine Liste zu, Mariella. Nun pack dich fort, bevor ich dir nachhelfe.«
»Ist dir klar, dass du soeben Farbe bekannt hast?« fragte ich sehr erstaunt, nachdem Mariella fort war.
Darian lächelte gelassen und legte mir einen Arm um die
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