Schatten Blut
einzunehmen. Hier musste irgendwo ein Nest sein!
Wie verblendete Marionetten drangen sie einzeln und auch in kleinen Gruppen auf ihn ein, um augenblicklich zurückgeschlagen zu werden. Ungeachtet ihrer Verletzungen standen sie sofort wieder auf und griffen von neuem an, bis sie letztendlich liegen blieben. Erstaunlich daran war, dass sie nicht aufgaben, obwohl deutlich erkennbar war, dass sie trotz zahlenmäßiger Überlegenheit unterlegen waren. Auch wenn Darian sie nicht umbrachte, so fügte er ihnen doch beträchtliche Schäden zu. Irgendwas war hier faul! Als zöge jemand an ihren Fäden.
Das ist dein Begleiter? vernahm ich da eine mit Unglauben geäußerte Frage.
Ich nickte knapp und überlegte schon, wie ich Darian helfen könnte, als Steven meine Hand losließ und sie mir schwer auf die Schulter legte. Verwundert sah ich ihn an.
»Verzeih«, flüsterte er und in seinen Augen stand echte Empörung. »Ich wusste nicht, wer er ist.« Dann strich er mir kurz mit dem Zeigefinger über die Stirn. »Bleib hier und rühr dich bitte nicht, sonst zerbricht die Illusion. Das hier ist nicht mehr dein Job.«
Damit schien er sich vor meinem Blick regelrecht in Luft aufzulösen. So sah die Verhüllungstechnik also von außen betrachtet aus. Eindrucksvolle Vorstellung!
Ich versuchte ihm mit den Augen zu folgen und musste schließlich einräumen, dass ich diese Lektion wohl erst in der Oberstufe bekommen würde. Dann fiel mein Augenmerk auf die Galerie gegenüber und fast hätte ich Stevens Warnung vergessen. Dort oben stand ein großer, dunkel gekleideter Mann, der das Geschehen weiter unten sehr genau beobachtete. Nur durch eine knappe Handbewegung sorgte er dafür, dass Darians Gegner weiter auf ihn eindrangen. Kontrollierte er etwa ganz allein diese große Gruppe von Männern?
Schnell ließ ich meinen Blick weiter über die Galerie gleiten und blieb an einem Schatten hängen, der weiter hinten stand. Auf diesen Punkt konzentriert, bildete sich langsam eine Gestalt heraus. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht gleich Flügel zu bekommen und meinen Standort zu verlassen. Mariella! Was machte dieses Miststück hier? Und neben ihr stand händereibend der Nosferatu! Wirklich ein entzückendes Pärchen!
Mein Blick fiel zurück auf den ersten, der durch eine knappe Bewegung die nächste Welle Angreifer losschickte. Wie schon zuvor, erledigte Darian sie im Eiltempo. Zwei von ihnen flogen regelrecht durch die Luft, bis die Wand sie stoppte.
Mich juckte es regelrecht in den Fingern, einzugreifen und doch hielt ich mich an Stevens Worte. Wo war er überhaupt?
Wütend und hilflos beobachtete ich den Vampir mir gegenüber. Da erschien wie aus dem Nichts Steven hinter ihm. Die Attacke erfolgte blitzschnell und lautlos. Ein Griff, ein kurzer Ruck, dann sank der Vampir zu Boden. Und schon war Steven wieder verschwunden. Erstaunt blinzelte ich. Steven war ein Assamite? Er hatte genau die Techniken angewandt, die laut Darians Erklärungen nur dem Clan der Assamiten zu eigen waren.
Sekunden später rieselte es Staub durch das Gitter nach unten in die Halle. Von dem Vampir war nichts mehr zu sehen.
Plötzlich kam es unten in der Halle zu einem Tumult. Einige der Angreifer waren plötzlich stehen geblieben, brüllten teilweise durcheinander. Dann fielen ein paar von ihnen ohne erkennbaren Grund um, als würde zwischen ihnen eine unsichtbare Schneise gezogen. Jäh darauf erschien Steven direkt neben Darian und ich vernahm gedämpft dessen Worte: »Ihr seht aus, als könntet Ihr ein wenig Hilfe gebrauchen.«
»Ich komme wunderbar zurecht, danke«, erwiderte dieser trocken, riss nebenbei den Arm hoch und schleuderte einen der Männer von sich. »Aber wenn du möchtest, lasse ich dir gern den einen oder anderen übrig.«
»Es wird mir ein Vergnügen sein. Eine rot bekleidete, junge Dame lässt Euch Grüße ausrichten. Es geht ihr gut.«
Ich lächelte, als ich diese Worte vernahm. Und fühlte tiefe Erleichterung, als Darian kurz in meine Richtung sah.
»Sie hat ein Talent dafür, verlorene Seelen zu retten«, meinte Darian mit einem warmen Lächeln in meine Richtung. Dann klatschte er in die Hände und rief: »Dann los, Jungs! Lasst es uns zu Ende bringen! Wir essen zeitig!«
War der Angriff vorhin koordiniert erfolgt, war es nun ein großes Durcheinander. Fast gleichzeitig sprangen etliche auf die beiden nun Rücken an Rücken stehenden Vampire zu, während andere klammheimlich aus der Halle schlichen.
Wenn Darian seine
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