Schatten Blut
eingetaucht und durchstöberte jeden Winkel. Ebenso schnell tauchte ich wieder daraus hervor.
»Was bist du nur für eine ekelhafte Kreatur!« Ich musste mich schütteln. Die Widerwärtigkeiten dieses Wesens waren nicht nur äußerlich manifestiert, sie hallten als Bilder in meinem Kopf nach. Ich dankte Gott für einen gesunden Magen, richtete mich auf und sah Darian an. »Thalion war hier. Er hat ihn an die Tremere verkauft. Allerdings weiß er nicht, wohin sie ihn gebracht haben.«
»Ich denke, sie werden ihn ins Haus der Tremere außerhalb Londons gebracht haben. Unser Handgepäck kann diese Frage sicher genau beantworten«, warf Steven ein und sah mich an. »Ich bin beeindruckt, Faye McNamara.«
»Kann ich gehen?« kam die Frage von unten.
Bedauernd schüttelte Darian den Kopf. »Tut mir leid, alter Freund. Ich kann leider nicht riskieren, dass du dein Wissen weitergibst. Faye, sei bitte so gut und dreh dich um.«
»Warum?«
»Frag nicht. Tu es einfach.«
»Immer, wenn es spannend wird«, maulte ich und trat um sie herum. Schmollend riss ich die Beifahrertür auf, fegte grob die Glassplitter vom Sitz und setzte mich mit verschränkten Armen in den Wagen. Da fiel mein Blick auf den Rückspiegel und ich schmunzelte schelmisch.
Es verging mir, als ich sah, was hinter dem Wagen geschah. Nur kurz sah ich Darians Zähne im fahlen Licht aufblitzen, dann war er über dem Nosferatu und rammte sie ihm in die Halsschlagader. Angeekelt und doch vollkommen fasziniert von dem Geschehen, beobachtete ich, wie er seinem Opfer den letzten Tropfen entnahm bis dieser wie eine graue, leere Hülle zu Boden fiel. Kaum, dass er aufkam, zerfiel er zu Staub. Das also war Diablerie in Realität.
Für einen Moment überlegte ich ernsthaft, ihm eine Zahnbürste zu kaufen, bevor ich ihm wieder einen Kuss gab. Dann aber siegte mein Pragmatismus. Ich griff in das Handschuhfach und hielt kurz darauf wortlos ein Taschentuch und ein Pfefferminzbonbon aus dem Fenster.
»Sehr zuvorkommend. Liebes.« Er nahm beides entgegen und stieg neben mir in den Wagen.
»Lass uns heimfahren, Darian. Die Oper können wir ohnehin vergessen.«
»Ich besorge uns neue Karten«, tröstete er mich und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. »Und neue Kleidung, Liebes.«
Bevor er ihn umdrehen konnte, legte ich meine Hand darauf und sah in den Rückspiegel. »Was ist mit Steven? Wir können ihn nicht einfach hier lassen. Immerhin hat er uns geholfen und steht dadurch ebenfalls auf der Abschussliste der Tremere.«
»Traust du ihm?«
»Nein. Aber das spielt kaum eine Rolle. Traust du ihm denn?«
»Nicht ganz, obwohl in meinem Clan Loyalität absolute Priorität hat. Was hast du denn nun wieder vor?«
Ich war ausgestiegen und klappte das Verdeck zurück. »Mit zwei Assamiten im Wagen sollte es wohl relativ sicher sein. Abgesehen davon wird es sonst viel zu eng. Oder könnt ihr neben eurer Verhüllungstechnik eventuell auch zu Miniaturen werden? Rein mit dir, Steven!«
Darian schien der Gedanke wenig zu behagen, dass ich bei Steven gleich auf dem Schoß sitzen würde. Allerdings behagte es ihm noch weniger, dass ich fahren und er auf Stevens Schoß sitzen würde. Oder umgekehrt, Steven auf seinem.
»Kofferraum ist voll« entschuldigte sich Steven und nahm Platz. Ich krabbelte auf ihn, zerrte mein Kleid herein und schloss die Tür.
»Lass nur deine Hände bei dir, Junge!« brummte Darian und sofort hob Steven sie hoch.
Mit leicht grimmiger Miene fuhr Darian an. Die ganze Fahrt über nahm Steven seine Hände nicht einmal runter.
– Kapitel Einundvierzig –
D er Kies auf der Auffahrt knirschte laut, als Darian den Wagen vor dem Haus abrupt zum Stehen brachte. Wir hatten die Wagentüren noch nicht ganz geöffnet, da flog bereits die Haustür auf und Jason eilte uns mit einer Lampe in der Hand entgegen.
»Sir! Habt Ihr ihn –« Er vollführte eine ähnliche Vollbremsung wie der Wagen zuvor und sah uns verwundert an. »Derlei Verjüngungskuren waren mir bislang unbekannt.«
»Das ist Steven, Jason. Er war so freundlich, uns bei der Suche behilflich zu sein und hat dadurch leider die Tremere ein wenig verärgert«, erklärte Darian und stieg aus dem Wagen. »Seien Sie doch bitte so gut und weisen Sie unserem neuen Gast ein Zimmer zu.«
»Sehr wohl, Sir.« Steif wandte Jason sich um und stieg die Stufen zum Haus wieder empor. »Ich werde ihm ein Zimmer herrichten. Im Keller.«
»Er scheint über meine Anwesenheit nicht sehr erfreut zu sein«,
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