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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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eine Richtung benötigst, wäre dies hier der Vorhof zur Unendlichkeit, Kind. Hier darfst du dich entscheiden.
    »Lass mich raten. Irgendwo da hinten ist das große, goldene Portal, an dem Petrus die Seelen in den Himmel einlässt, richtig?«
    Wieder lachte er leise und ich fühlte mehr als ich es sehen konnte, dass er den Kopf, wenn da denn einer war, schüttelte. Nein, es gibt weder ein großes Portal noch ist es Petrus, der es öffnet. Diese Vorstellung befindet sich nur in den menschlichen Köpfen. Der Übergang ist fließend. Doch das ist nicht der Grund deines Hierseins, Kind. Du hast deine Wahl längst getroffen.
    »Habe ich das?«
    Diesmal fühlte ich ein Nicken. Das hast du.
    »Und warum bin ich dann hier gelandet?«
    Du hast dich verirrt, Kind.
    »Ich habe mich verirrt? Wie geht das? Ist es so schlecht ausgeschildert?«
    Du hast zwei sehr unterschiedliche Ziele miteinander verknüpft, Kind. Das brachte dich von der Bahn ab.
    Seine Erklärung leuchtete ein. Ich hatte Darian finden wollen und gleichzeitig nach einem Ort voller Ruhe und Frieden gesucht. Mir hätte klar sein dürfen, dass ich Darian niemals an einem solchen Ort finden würde. Nicht mit seiner Vorgeschichte. Also hatte es mich irgendwo in den Nebel verschlagen, so als hätte ich die falsche Tür erwischt. Oh je, das klang nach einem enormen Umweg. Ich grinste gequält. Das nächste Mal nur mit Routenplaner!
    »Aber jetzt kann ich wieder zurück? Und damit meine ich in das Haus von Darian auf der Erde, zurück auf das Bett, auf das ich vorhin lag.«
    Jederzeit, Kind.
    »Gut, dann bitte sofort. Wo muss ich lang?«
    Es flimmerte um mich herum, wurde etwas grauer und mir wurde klar, dass ich mich bereits auf dem Rückweg befand. Oh Mist!
    »Warte! Ich hab vergessen …«
    Das Kissen unter mir drückte mir die Luft ab und ich schoss in die Höhe. Verärgert schwang ich meine Beine aus dem Bett und stapfte kräftig auf. »Das ist ja mal wieder typisch für mich. Da habe ich schon die Gelegenheit, mit einem Engel zu sprechen und vergesse, nach seiner Telefonnummer zu fragen!«
    Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür. Sie schwang auf und Jason schob einen kleinen Servierwagen mit Tee und leichtem Gebäck herein. »Ich dachte mir, Sie könnten eine kleine Stärkung gebrauchen, Miss McNamara.«
    »Sie sind ein Geschenk des Himmels!« flötete ich beglückt, eilte auf den Teewagen zu und hielt abrupt inne. »Apropos Himmel: Haben Sie zufällig die Telefonnummer eines gewissen Michael?«
    Jason blickte mich fragend an. »Welchen Nachnamen trägt der Herr?«
    Nachnamen. Gute Frage. »Vermutlich Engel oder Angel. So etwas in der Richtung.«
    »Mir ist kein Herr eines solchen Namens bekannt, Miss McNamara. Aber wenn Sie wünschen, kann ich gern in Mr. Knights Adresskartei nachschauen.«
    Ich winkte ab. »Lassen Sie es gut sein, Jason. Ich glaube kaum, dass er ein Telefon besitzt. Und wenn, würde es sicherlich unablässig klingeln.« Ein Grinsen zuckte um meine Mundwinkel. »Es sei denn, Engel stellen ihr himmlisches Handy auch einmal aus.«
    Für einen Moment wirkte Jason etwas irritiert, dann aber schlich ein breites Lächeln auf sein Gesicht und er nickte knapp. »Ah, nun verstehe ich, Miss McNamara. Wenn Sie diesen Michael erreichen möchten, wäre der beste Ort die Kapelle. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Mir klappte vor Überraschung die Kinnlade herunter. Jason schien es nicht zu bemerken oder er ignorierte es einfach. Er goss den Tee in eine kleine Tasse, reichte sie mir und verließ anschließend das Zimmer. Ich klappte den Mund wieder zu und ließ mich langsam auf dem Bett nieder.
    Fast automatisch nippte ich am Getränk und stopfte eine Backware in mich hinein. Die Kapelle war eine himmlische Telefonzelle? Nein, oder doch?
    Allein die Vorstellung war absurd. Dennoch zweifelte ich an dieser Absurdität. Hieß es denn nicht, man solle Gott anrufen? Das war doch sicherlich ganz anders gemeint, oder?
    Herzhaft biss ich in den Croissant. Egal wie schräg es auch klang, bei Gelegenheit wollte ich es ausprobieren. Und mal schauen, wen man da so alles erreichte.

– Kapitel Neunundvierzig –
    D er Tag endete wie er angefangen hatte, ohne nennenswerte Veränderungen. Darian blieb verschollen, mein Vater entschwand ebenfalls irgendwo im Nirgendwo, Steven maulte über den unschönen Geschmack der vorrätigen Nahrungsmittel. Jason konnte mir weiterhin keinerlei Hinweise über Darians Verbleib geben und Eileen verunglückte ein Apfelstrudel

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